er in England von „God’s Own Country“ spricht, meint damit meistens Yorkshire, das größte County des Landes nahe der schottischen Grenze. In dieser landschaftlich oft kargen Gegend gibt es noch immer viele Regionen, die von einer kleinteiligen Landwirtschaft geprägt sind. Hier arbeitet der junge Johnny Saxby (Josh O’Connor) auf einer Schaf- und Kuhfarm. Sein Vater Martin Saxby (Ian Hart) hat nach einem Schlaganfall zwar viel von seiner Arbeitsfähigkeit, aber wenig von seiner Härte eingebüßt und treibt den jungen Johnny gefühlslos an. Die Mutter hat die Familie längst verlassen, Johnnys Großmutter übernimmt an ihrer Stelle die typisch weiblichen Arbeiten am Hof. Verhärmt und mit dem eigenen Schicksal unversöhnt, ist sie für ihren Enkel ein permanentes Mahnmal des moralisch richtigen Lebenswandels.
//Johnny entspricht den hohen Ansprüchen von Vater und Großmutter immer weniger, er findet am Hof keine funktionierende Umgebung, um seine Jugend, vor allem aber seine geheim gehaltene Homosexualität zu leben. Die allabendliche Flucht in den Vollrausch im tristen Dorfpub und der schnelle Sex auf Bullenauktionen bieten sich dem jungen Farmer als einzige Lösung an.
Auch als der rumänische Hilfsarbeiter Gheorghe (Alec Secareanu) auf die Farm kommt, ändert sich zunächst wenig zum Guten. Johnny verhält sich Gheorghe gegenüber genauso hart und verschlossen, wie er selbst es sein ganzes Leben erfahren hat. Nur langsam entwickelt sich zwischen den jungen Männern eine Freundschaft, die viel Einfühlungsvermögen von Gheorghe braucht, um zunehmend leidenschaftlich zu werden.
Vielfach ausgezeichnet.
„God’s Own Country“ spielt in jener Region, in der Regisseur Francis Lee selbst aufgewachsen ist. In seinem Regiedebüt ging es Lee darum, herauszufinden, „was passiert wäre, wenn ich in meiner Heimat geblieben wäre und dort jemanden getroffen hätte, den ich mag“. Die Antwort, die Lee mit seinem bereits auf vielen internationalen Filmfestivalen ausgezeichneten Film gibt, ist alles andere als stereotyp: Es kann ein erfülltes Leben für Junge auch abseits der kulturellen und wirtschaftlichen Metropolen geben. Aber: Leicht ist es nicht und es braucht viel Glück, dafür geeignete Menschen zu finden.