Herr Herzmann-Orlowsky, die Telefonverbindung ist sehr schlecht. Wo erreichen wir Sie gerade? Philipp Herzmann-Orlowsky: Ich befinde mich auf der Rückreise aus Katar, wo ich gerade mein jüngstes Projekt abgeschlossen habe.
Worum ging‘s? Den Bau des größten Kamelrennstadions der Welt.
Weshalb braucht es da Ihre Hilfe? Katar ist ja nicht gerade als wehrhafte Demokratie bekannt. Die Stimmung gegenüber dem Projekt ist eher gedämpft. Viele Katarer fragen sich: „Warum brauchen wir das?“ Und wenn dann wie üblich mit dem wirtschaftlichen und touristischen Nutzen argumentiert wird, entgegnen sie: „Irgendwann muss es doch genug sein. Meine Putzfrau hat selber schon vier Angestellte.“
Auf der ganzen Welt unterwegs: Fragendesigner Philipp Herzmann-Orlowsky, der bei seinem Einsatz in Tirol für eine klare, einfache und vor allem verständliche Fragestellung sorgte.
Deshalb hat sich Scheich Tamim, der sich in seiner Freizeit mit Wahlen, Demokratie und verschiedensten Spinnereien beschäftigt, zu einer Volksabstimmung entschieden.
Und die Frage dazu stammt demnach von Ihnen? Richtig. Sie lautet: „Soll Katar dem Willen des Propheten genüge tun und ein Kamelrennstadion bauen oder sich den ungläubigen Kreuzfahrern unterwerfen?“ Die Antwort darauf liegt nun in den Händen des Volkes, Inschallah.
Kommen wir zu Ihrem Einsatz für die Tiroler Olympia-Bewerbung. Wie hat sich das ergeben? Den Verantwortlichen war offenbar von Anfang klar, dass hier ein leichtfertiger Umgang mit der Fragestellung ein großes Risiko birgt. Deshalb haben sie sich über einen Mittelsmann bei BP, für die ich vor Jahren eine Kundenzufriedenheitsstudie im Golf von Mexiko durchgeführt habe, an mich gewandt, und zwar mit der Bitte: Herr Herzmann-Orlowsky, gestalten Sie eine Frage, die die Tiroler auch richtig verstehen.
Was ist an „Soll sich Innsbruck/Tirol für die Olympischen Winterspiele 2026 bewerben?“ nicht verständlich? Ich denke, ich spreche für alle Tiroler, wenn ich sage: Das kapiert doch kein Mensch, was soll das denn heißen: „sich bewerben“?
Na, dass man sich darum bemüht, die Olympischen Spiele austragen zu können. So wie Sie das jetzt sagen, klingt das halbwegs logisch für mich. Aber ich bin ja auch kein Tiroler.
Wie würden Sie Ihren Job als Fragendesigner in wenigen Worten beschreiben? Ich helfe meinen Auftraggebern, die richtigen Fragen zu stellen. Zu meinen Kunden zählen staatliche Organisationen, große Unternehmen, hin und wieder aber auch Privatpersonen.
Das klingt interessant. Wer bucht Sie privat? Ich erinnere mich zum Beispiel gerne an einen Zürcher Banker, der Zweifel hatte, ob seine Freundin den Heiratsantrag annehmen würde. So habe ich eine vielleicht unkonventionelle, aber wirksame Frage ausgearbeitet.
Und die lautete? Willst du dein Mercedes-Cabrio behalten, Schatz?
Vielen Dank für das Gespräch.
Für seine Dienste bekam Philipp Herzmann-Orlowsky vom Scheich von Katar zwei Kamele geschenkt.