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OKTOBER 2015

Stadt

Typisch Innsbruck

„Innsbruck ist eine unwohnliche, blöde Stadt“, befand Heinrich Heine. Naja, ganz so schlimm ist es dann doch nicht, findet 6020, und erklärt Neuankömmlingen, was typisch Innsbruck ist.

DAS WETTER

Die Menschen reden überall gerne über das Wetter, in Innsbruck geht einem diesbezüglich aber wirklich nie der Gesprächsstoff aus. Zum einen, weil die Stadt Temperaturwechsel hinlegt, die sich gewaschen haben – 20 Grad Unterschied innerhalb von 48 Stunden sind in den Übergangszeiten keine Seltenheit. Auch aufgrund des legendären Föhns, der uns nachts wachhält, den Dreck auf der Straße in die Augen bläst und selbst bei den robustesten Menschen für Kopfweh, Schwindel und Narbenschmerzen sorgt. Wenn kein Föhn geht, dann beklagen wir uns über zu wenig Schnee oder zu viel Schnee (das akustische Zeichen dafür sind die Lawinensprengungen auf der Nordkette).

SPORTFANATISMUS

In Innsbruck wird nicht spaziert, es wird gewandert, Alltagswege in der Stadt erledigt man mit dem Rad, am Abend geht’s dann noch flott mit dem Mountainbike auf die Höttinger Alm. Und am Wochenende ist Downhillen angesagt, aber ein Abstecher in die Kletterhalle muss natürlich auch noch sein. Im Winter ist man dann sowieso nur mit Rodel/Ski/Snowboard auf den umliegenden Bergen und in den benachbarten Tälern unterwegs. Unter uns gesagt: Man darf auch in Innsbruck wohnen und nicht hunderte Höhenmeter pro Wochenende erklimmen – chill out.

DIE AUSGEHSZENE

Innsbruck ist an sich schon ein Dorf, beim Ausgehen wird das aber noch viel deutlicher. Menschen mit ähnlichen Musikinteressen sind unweigerlich deine zweite Familie, du wirst sie auf jedem Konzert und bei jeder Party dieses Genres wiedersehen. In den gängigsten Lokalen kennen sich die Stammgäste sowieso beim Namen. Das Gute daran: Mit einem halbwegs guten Facebook-Netzwerk ist es schier unmöglich, eine gute Veranstaltung zu versäumen. Das Schlechte: Wenn du mit deiner neuen Flamme in dein Innsbrucker Stammlokal gehst, weiß am nächsten Tag jeder, den’s interessiert, was läuft. Einen gemeinsamen Bekannten, von dem man bis dato nichts wusste, trifft man hundertprozentig auch – da braucht es nicht mal Tinder dafür.

DIE TOURISTEN

Zu Christkindlmarkt-Zeiten und rund um Ferragosto im August sind es vor allem die Italiener, die Innsbruck in Gruppen überfallen, das ganze Jahr über sieht man – gerade in der Altstadt und rund um das Landestheater – indische, japanische und chinesische Touristengruppen. Diese sind immer hektisch mit Fotografieren beschäftigt – neuerdings auch mit den unsäglichen Selfie-Sticks. Eine besondere Kategorie sind die Shopping-Touristen: Diese kommen nach Innsbruck, um einen halben Tag im Primark zu verbringen und danach drei bis fünf große Papiertaschen mit Discount-Mode, Kinderpyjamas und Plastikschuhen ins Hotel bzw. zum Bahnhof zu schleppen.

DIE SPRACHE

Die Klassiker des Tiroler Dialekts kann man gar nicht oft genug thematisieren: Ja, wir stehen zu unserem „ck“ und „ch“, sagen „aui“ und „oi“ (oder, um die Piefke-Saga zu zitieren: „Bischt du heruntergekugelt?“) und sprechen auch sonst oft in Rätseln („Es Sackerl konnsch da koltn“). Immer wieder fällt uns zum Unistart auch auf, dass die Betonung von Orten und Straßen gar nicht so leicht zu sein scheint (nein, nicht DefrEGGERstraße oder WattENS).

DIE FLUGZEUGE

Ja, die Flugzeuge fliegen in Innsbruck sehr knapp über das Stadtzentrum. Und wir wiederholen gerne unsere These, dass der ultimative Innsbruck-Test folgender ist: Wer beim lautstarken Landeanflug einer Easyjet NICHT mehr schreckhaft nach oben schaut, ist in der Stadt angekommen.