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OKTOBER 2015

Schule, ganz anders

Am 2. Oktober wird die Kunstschule BILDING im Rapoldipark offiziell eröffnet. Das kostenlose Programm richtet sich an Kinder ab vier Jahren.

Fotos: Emanuel Kaser
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ehrer predigt von der Kanzel herab, Schüler hört zu“ – dieses Bildungskonzept gibt es in der neugebauten Kunstschule BILDING im Rapoldipark nicht. Der Platz direkt hinter dem städtischen Hallenbad, der von der Stadt für sieben Jahre zur Verfügung gestellt wird und auf dem das raumschiffartige Holzgebäude errichtet wurde, ist ein denkbar guter Ort. Der Bau und die Lage vermitteln zu keinem Zeitpunkt die Tristesse vieler anderer Schulbauten. Durch das umliegende Grün und den Teich im Hintergrund ist man optisch und gefühlt fast draußen aus der Stadt.

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„Die Suche nach einem geeigneten Platz hat gedauert“, erzählt Monika Abendstein, ihres Zeichens Architektin und Leiterin der Kunstschule. „Zuerst wollten wir das Gebäude im Waltherpark errichten, doch da hat die Stadt nicht zugestimmt. Mit dem Rapoldipark haben wir jetzt den für uns perfekten Ort. Es gibt hier eine gute Anbindung an die Stadt – vor allem auch durch die öffentlichen Verkehrsmittel. Es leben in den anliegenden Wohnvierteln Menschen unterschiedlichster Herkunft aus den verschiedensten sozialen Schichten, die wir mit dem BILDING alle ansprechen wollen.“

„Wir wollen die Architektur von ihrer hehren Ebene herunterholen und für Kinder und Jugendliche verständlich aufbereiten.“

Monika Abendstein

Stellenwert von Kunstschulen.

Monika Abendstein hätte sich als Kind schon eine Institution gewünscht, „in der man irgendetwas mit den Händen machen kann“. Nachdem die Architektin ihr Studium in Wien abgeschlossen hatte, kam sie wieder nach Innsbruck. Hier ergab sich dann ein reger Kontakt zu Arno Ritter vom aut. architektur und tirol, den sie schon von Wien-Zeiten her kannte. Monika Abendstein betreute einige Zeit das Lackner-Archiv, nachdem sie sich zuvor bereits intensiv mit dem bekannten Tiroler Architekten auseinandergesetzt hatte. „Das war bis zu diesem Zeitpunkt eine der schönsten Arbeiten, weil sie mir wieder Lust auf Architektur gemacht hat. Irgendwann wurde ich dann von einer Mitarbeiterin des aut gefragt, ob ich nicht ein Architekturprogramm für Jugendliche und Kinder aufbauen möchte. So hat es sich ergeben, dass ich in diese Thematik hineingewachsen bin. Es geht mir darum, die Architektur von ihrer hehren Ebene herunterzuholen und für Kinder und Jugendliche verständlich aufzubereiten.“

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Über ihren Bruder, der nach Finnland gegangen war, wusste Abendstein, welchen Stellenwert Kunstschulen haben können. „Es sind fixe Einrichtungen, wie bei uns Musikschulen oder Sportvereine.“ Nach gewissen Anfangsschwierigkeiten wurde 2009 die Kunstschule als eingetragener Verein in Innsbruck realisiert. Die vier Werkstätten Malerei, Bildhauerei, Medien und Architektur, die alle ein eigenes Programm verwirklichten, nahmen unter anderem die Bäckerei als Lokalität in Anspruch. „Wir wollten auf keinen Fall den hundertsten Töpfer- oder Recyclingkurs à la Volkshochschule anbieten. Uns ging und geht es darum, etwas in die Welt zu setzen, das Beständigkeit hat für Menschen, die mehr wollen als nur eine Beschäftigungstherapie. Ganz wichtig ist auch, dass wir als Gestalter nur das machen, was wir selber wirklich wollen.“

„Uns geht es darum, etwas in die Welt zu setzen, das Beständigkeit hat für Menschen, die mehr wollen als nur eine Beschäftigungstherapie.“

Monika Abendstein

Von Studenten geplant.

Nach drei Jahren schien man mit den Möglichkeiten in der Bäckerei am Zenit angekommen zu sein. Gemeinsam mit dem aut. architektur und tirol entstand die Idee eines eigenen Gebäudes, das die Kunstschule und das aut-Kinderprogramm zusammenfassen sollte. Was anfangs eher eine Utopie war, konnte mit viel Vorlaufzeit, Kraftanstrengung und Eigeninitiative aller Beteiligten realisiert werden. Geplant und gebaut wurde das Bildling-Gebäude von einer Studentengruppe von der Technischen Universität Innsbruck im Rahmen einer Bachelorarbeit. Zu den Werkstoffen und Gerätschaften ist man durch Spenden und Sponsoring gekommen.

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Mit Oktober startet das neue Programm, weitgehend nachmittags und an den Wochenenden außerhalb der Regelschule. Die Unterrichtsmodule richten sich an Kinder und Jugendliche von vier bis 19 Jahren und decken Architektur, alle Sparten der Bildenden Kunst sowie Neue Medien ab. Wer glaubt, die Kunstschule wäre nur für Kinder von Bobo-Eltern, der irrt: Die Teilnahme ist kostenlos. Offiziell eröffnet wird mit großer Open House Party am 2. Oktober ab 18 Uhr.