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OKTOBER 2015

Kino

Katzenmusik

„Marguerite“ erzählt die wahnwitzige Geschichte einer französischen Adeligen, die als selbsternannter Opernstar nicht singen kann: eine Film-Geschichte mit Charme und echten Längen.

Kritik: Klaus Erler
E

s ist zum Ohren zuhalten: Madame Marguerite (Catherine Frot) gehört zum französischen Hochadel, besitzt ungeachtet des gerade zu Ende gegangenen Ersten Weltkriegs noch immer Unmengen an altem Geld, geht aber dem falschen Hobby nach: dem Operngesang. So sympathisch die mittelalterliche Dame auch ist, singen kann sie in einem Ausmaß nicht, dass es schmerzt. Und wäre das viele Geld nicht, hätte man es ihr sicher schon gesagt. So aber hat jeder in Marguerites Umgebung seine ureigenen Gründe, Madame in ihrem Wahn zu belassen, eine Operndiva von Weltrang zu sein.

Für’s Geld geliebt.

Ihr Ehemann will den steten, von Marguerite ausgehenden Geldfluss nicht unterbrechen, der ihm zudem die Möglichkeit gibt, möglichst unbeobachtet einer Liaison Dangereuse nachgehen zu können. Dem hochadeligen Gesangskreis geht es ebenfalls um den Mammon, den auch der junge Musikkritiker, der Anarchist und die junge Sängerin nicht verschmähen. Dem schwarzen Butler wiederum ist daran gelegen, den einzigartigen Wahnsinn von Madame Marguerite weiter bestehen zu lassen, um aus ihm ein fotografisches Kunstwerk zu derivieren. Und würde Madame Marguerite nicht irgendwann beschließen, vor großem Publikum aufzutreten zu wollen, würde die

Marguerite (Madame Marguerite oder die Kunst der schiefen Töne) Biografie. Belgien, Frankreich, Tschechische Republik 2015. 129 Minuten. Regie: Xavier Giannoli Mit: Catherine Frot, André Marcon