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NOVEMBER 2017

Dem Koschuh auf der Spur

Sein Kabarett „Hochsaison“ ist derzeit im Treibhaus zu sehen und wird von einigen als sein bislang bestes Programm bezeichnet. Markus Koschuh ist dafür bekannt, Tiroler Politik und Tradition aufs Korn zu nehmen. 6020 hat den 40-Jährigen zum Gespräch über Bodenlegen, Bohnen und Reis sowie die Liebe zu Innsbruck getroffen.

Foto: Axel Springer
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ie erste Bühnenerfahrung ist traumatisch. Der kleine Markus fällt Mitte der 1980er beim Landesvolksschulsingen im Saal Tirol vor lauter Nervosität in Ohnmacht. Noch bevor der Wettbewerb begonnen hat: Endstation Sanitätsraum. Nach einer turbulenten Schul- und Unilaufbahn führt Markus Koschuhs Weg dann aber doch wieder auf die Bühne – er wird Poetry Slammer der ersten Stunde. Als zweifacher Österreichischer Poetry-Slam-Meister und Poetry-Slam-Vizeeuropameister macht er sich schnell einen Namen.

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2009 hängt er seinen Job in der Öffentlichkeitsarbeit an den Nagel und wagt den Versuch, Kabarettist zu werden. Die Rechnung geht auf. Sein Polit-Kabarett „Agrargemein“ aus dem Jahr 2012 ist das bislang erfolgreichste Tiroler Kabarett und macht ihn über die Grenzen hinaus bekannt. Die humoristische Aufarbeitung des vieldiskutierten Themas sorgt für Aufregung und bringt Koschuh sogar Morddrohungen ein.

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Zurzeit steht er mit dem tourismuskritischen Programm „Hochsaison. Der Letzte macht das Licht aus“ auf den Bühnen des Landes. Darin spielt Koschuh einen ehemaligen Kabarettisten, der auf die Präsentation von „Tiroler Abenden“ umgesattelt hat.

Wer mich in der Politik zu Kabarett inspiriert? Jeden, den ich nennte, würde ich größer machen, als er ist.

6020:

Hast du durch den großen Erfolg von „Agrargemein“ bei diesem Programm mehr Druck verspürt? Markus Koschuh: Nein, weil ich finde, dass man sich sowieso immer wieder neu erfinden muss. Die beiden Programme sind nicht miteinander vergleichbar, die Machart ist eine andere. Ich bekomme diesmal zum Beispiel durch eine Polizistenstimme Input von außen.

 

Siehst du dich als Polit-Kabarettist? Ich finde, Kabarett ist in Österreich immer mit einer politischen Note versehen. 

 

Hast du immer noch ein Abo der Bauernzeitung? Nein, aber ich hatte tatsächlich lange ein Abo, es war ein Hort der Inspiration. Für mein Programm „Agrargemein“ habe ich sicher um die 500 Ausgaben der Bauernzeitung gelesen. Mittlerweile lese ich sie aber auf der Unibibliothek. Dort bin ich übrigens generell oft, weil ich für meine Programme sehr viel Material brauche und dabei querbeet von der „Krone“ über die „TT“ bis hin zum „Spiegel“ so gut wie alles lese. Außerdem bin ich ein Beobachter des Alltags. Oft weiß ich gar nicht genau, woher meine Ideen stammen.

 

Um zu recherchieren, bist du ja immer noch inskribiert, inzwischen als Student der Politik­wissenschaft. Wie ist deine Schul- und Unilaufbahn verlaufen? Es war ein großer Fehler, dass ich im Reithmanngymnasium den Realgymnasium-Zweig gewählt habe. In der 7. Klasse hatte ich in allen naturwissenschaftlichen Fächern einen Fünfer. In der 7. Klasse bin ich zweimal durchgefallen, öfter geht nicht, daher wurde ich zum Berufsorientierungskurs geschickt und habe dann die Abendmatura gemacht.

Auf der Uni habe ich dann Volkswirtschaft, Germanistik und Sprachwissenschaften erfolgreich abgebrochen. Erfolgreich deshalb, weil ich schnell gemerkt habe, dass das nicht das meine ist.

 

Stammst du aus einem künstlerischen Elternhaus? Nein, überhaupt nicht. Mein Vater war vor seiner Pensionierung Bodenleger, ich habe ihm früher und oft gern dabei geholfen. Mir hat es großen Spaß gemacht, am Ende des Tages die Früchte meiner Arbeit zu sehen, allerdings bin ich froh, dass mein Job deutlich knieschonender ist. Meine Mutter wollte Hebamme werden, hat den Wunsch aber für meine Geschwister und mich aufgegeben. 

 

Was sagen deine Eltern zu deinem doch nicht ganz alltäglichen Beruf? Sie sind sehr stolz und bei jeder Premiere dabei. Mein Papa ist der kindischste Mensch, den ich kenne, und ein irrsinnig guter Witzeerzähler, also ein bisschen was dürfte mir da schon in die Wiege gelegt worden sein.

 

Wenn wir schon bei der Familie sind, gibt es eine Frau Koschuh, außer deinen weiblichen Verwandten? Ich bin vergeben, aber ich bin mir nicht sicher, ob es eine gute Idee ist, ihr über das 6020 einen Heiratsantrag zu machen. (lacht)

 

Woher kommt der Name Koschuh? Der kommt von Kozuh, ich habe Migrationshintergrund, nicht zu verwechseln mit Destillationshintergrund. Meine Vorfahren kommen aus Kroatien. Drei-, viermal war ich auch schon in Kroatien.

 

Was ist dein beruflicher Traum? Kann ich gar nicht sagen. Ich lebe eigentlich jetzt schon meinen Traum.

 

Wenn man in Tirol etwas zum dritten Mal auf dieselbe Art macht, ist es bereits Tradition.

 

Dein aktuelles Programm fordert dich körperlich ganz schön, dabei hast du keine Scheu vor unvorteilhaften Verrenkungen und Grimassen. Wie eitel bist du? Ich bin durchaus eitel. Jeder der auf einer Bühne steht, ist eitel.

 

Warum spielt Tirol so ein großes Thema in deinen Programmen? Wir Tiroler sind herzhaft-kernig, so würde ich uns bezeichnen. Tirol gibt einfach viel her, wir leben mit recht vielen Widersprüchen. Wir versuchen den Spagat zwischen Fortschritt und Tradition. Das Traditionsbewusstsein ist immer noch sehr groß. Und es geht auch recht flott bei uns: Wenn man in Tirol etwas zum dritten Mal auf dieselbe Art macht, ist es bereits Tradition. 

 

Wirst du irgendwann das Treibhaus übernehmen? Das kann ich völlig ausschließen. Intendant Norbert Pleifer macht seine Sache sehr gut. In diese Richtung gibt es überhaupt keine Pläne.

 

Vielen Dank für das Gespräch.

 

 

Termine

Markus Koschuhs aktuelles Programm „Hochsaison. Der Letzte macht das Licht aus“ wird am 2., 3. und 7. November im Treibhaus gespielt.