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NOVEMBER 2017

Kunstvoll schmerzhaft

„The Square“ gelingt eine schwere Übung: als leichte Komödie wirkungsvoll die satte bürgerliche Gesellschaft zu kritisieren. Dafür gab es die Goldene Palme in Cannes.

Kritik: Klaus Erler
Fotos: Filmladen Filmverleih
C

hristian (Claes Bang) ist smarter Kurator eines großen Museums in Stockholm. Die Ausstellung, an der er aktuell arbeitet, nennt sich „The Square“ und will zu mehr Hilfsbereitschaft aufrufen. Für die mit der Vermarktung beauftragte Agentur ist das allerdings nicht gerade jene Art von Message, auf die eine facebook-affine Gesellschaft gerne in ihrem täglichen Feed zugreift. Mediale Zuspitzung tut also Not. Das Ergebnis wird zum YouTube-Hit, gleichzeitig aber auch zu Christians Waterloo. Dem Kurator ist die berufliche Kontrolle längst entglitten, da er privat an mehreren Fronten gleichzeitig kämpft: Als Rächer in eigener Sache spürt er seinem gestohlenen Handy im Sozialbau nach. Als Geschiedener muss er auch zur Unzeit seine hysterischen Töchter beruhigen. Und schließlich ist da noch die Journalistin Anne (Elisabeth Moss), die sich mit der ihr von Christian zugedachten Rolle eines zufälligen Seitensprungs so gar nicht zufriedengeben will. 

Wichtigtuer, Klugschwätzer, Langweiler.

Ruben Östlund gelingt mit seiner Komödie „The Square“ ein glaub-haftes Soziogramm einer Gesellschaft, die scheinbar liberal und tatsächlich verkrampft nicht nur die Kunst missversteht. 

  

The Square Komödie, Schweden 2017. 142 Minuten. Regie: Ruben Östlund Mit: Claes Bang, Elisabeth Moss