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MAI 2019

Kino

Verlorene Kindheit

„Kleine Germanen“ bietet spannende Erklärungsmuster zur Neuen Rechten. Wenn es einem dabei kalt über den Rücken läuft, hat die Dokumentation ihr Ziel erreicht.

Foto: © Filmladen (2)
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er die österreichische und deutsche Innenpolitik verfolgt, wird sich aktuell unter anderem mit folgender Frage beschäftigen müssen: Wie kann es sein, dass sich mündige Bürger, allen voran die Politiker der neuen Rechtsparteien, 74 Jahre nach dem Untergang des Dritten Reiches regelmäßig und mit befremdlicher Inbrunst in eine krude Gedankenwelt von ewiggestrigen Angst- und Machtfantasien verirren?

Drittes Reich lebt weiter.

Dieser Frage gehen Mohammad Farokhmanesh und Frank Geiger in ihrer Dokumentation „Kleine Germanen“ nach. Als Erklärung bieten sie vor allem die These an, dass es mit Ende des Zweiten Weltkriegs keinen durchgängigen ideologischen Bruch innerhalb der Gesellschaft gegeben habe. Heimkehrende Soldaten und dagebliebene Parteigenossen hätten in vielen Fällen die Gedankenwelt des Antisemitismus und der faschistischen Überlegenheit unreflektiert an ihre Kinder und Enkelkinder weitergegeben.

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Was passieren kann, wenn Erziehung freudvoll-kindliches Erleben mit politischer Indoktrination verbindet, zeigen Mohammad Farokhmanesh und Frank Geiger dann über den zentralen Handlungsstrang einer fiktiven deutschen Kindheit.

Kleine Germanen Dokumentation.
Deutschland 2018. 89 Minuten.
Regie: Mohammad Farokhmanesh, Frank Geiger