or rund einem Jahr berichtete 6020 noch über den Frust innerhalb der Innsbrucker Mountainbike-Community, ob der jahrelangen, nicht eingelösten Versprechungen seitens der Stadtpolitik. Statt endlich ein Angebot für die rasant wachsende Fangemeinde Gravity-Mountainbike-Sports zu schaffen, kamen immer neue Verbote. Doch Vizebürgermeister und Sportstadtrat Christoph Kaufmann hat zusammen mit dem Leiter des Innsbrucker Forstamtes, Andreas Wildauer, hinter den Kulissen über Monate hinweg fieberhaft an einer Lösung des Problems gearbeitet. Das Ergebnis kann sich sehen lassen.
Arzler Alm Trail.
Noch heuer wird ein neuer, rund vier Kilometer langer Trail von der Arzler Alm hinunter bis zur Hungerburg geschaffen. Der Streckenverlauf erfolgt ausschließlich über städtischen Grund, weshalb keine langwierigen Verhandlungen mit Besitzern notwendig sind. Es wurden bereits Angebote von Trailbauern eingeholt, ein Baubeginn im Sommer ist realistisch. Max Schmid von der Mountainbike-Initiative Tirol (MIT), die als lokale Interessenvertretung der Biker fungiert, ist in das Projekt involviert: „Das Forstamt kam im Herbst mit der Bitte auf uns zu, den Trail mitzuprojektieren.“
Noch heuer wird ein neuer, rund vier Kilometer langer Trail von der Arzler Alm hinunter bis zur Hungerburg geschaffen.
MIT entstand 2013 aus der Protestbewegung der lokalen Bike-Community gegen die Verbote für Mountainbiker in Innsbruck. „Wir würden gerne das Sprachrohr der Szene werden“, erklärt Schmid die Rolle von MIT. Keine leichte Aufgabe, denn die Biker sind kaum organisiert und nur schwer unter einen Hut zu bringen. „Zudem haben wir es anfangs verpasst, uns richtig zu positionieren“, räumt Schmid Fehler seitens der MIT ein. Dennoch ist ein solches Sprachrohr nötig, wie Vizebürgermeister Kaufmann betont, um den Verantwortlichen der Stadt einen Ansprechpartner aus der Szene zu bieten. Die Strecke von der Arzler Alm wird ein Naturtrail, ohne künstliche Hindernisse, aber mit Sprüngen und Anliegern. „Vom Schwierigkeitsgrad her wird er im oberen Teil für gute Einsteiger und im unteren Teil für fortgeschrittene Freerider geeignet sein“, so Schmid.
Lanserkopf auf Eis.
MIT war auch in die Planungen zum lange versprochenen Trail am Paschberg eingebunden. Weil dort seit 2013 nichts passiert ist, erntete der Verein szeneintern harsche Kritik. Grund für den Stillstand ist jedoch die strikte Weigerung seitens Teilen der Bauernschaft, ihre Wege gegen Gebühr freizugeben. Sie wollen ihre Zustimmung als Druckmittel gegen die Stadt einsetzen. Sie verlangen nämlich die Aufhebung des Agrargemeinschaften-Urteils, von dem sie sich „enteignet“ fühlen. Dass dies nicht Zuständigkeit der Stadt Innsbruck ist, scheint den Bauern gleichgültig. Der Trail vom Lanserkopf ist dadurch aber vorerst gescheitert.
Bypässe auf der Nordkette.
Der bislang einzige legale Trail Innsbrucks auf der Nordkette war ob der enormen fahrtechnischen Anforderungen nur echten Könnern vorbehalten. Um das zu ändern, erhält das legendäre Trail-Biest nun Bypässe, also einfachere Umfahrungen der schwierigsten Stellen. „Vom 3er-Stützen-Alptraum bis zur Fleischbank hinunter werden wir alternative Routen schaffen. Aber die ursprüngliche Rennlinie wird erhalten bleiben“, erklärt der Geschäftsführer der Nordketten Bahnen, Thomas Schroll. Es sei ihm ein Anliegen, die Biker bestmöglich zu unterstützen: „Wir wollen diese Pläne schnell umsetzen, um der Szene auf der Nordkette etwas zu bieten.“ Im unteren Bereich wird der Nordkette Singletrail einen direkten Anschluss an den Hungerburg Trail erhalten. Und auch der wird komplett neu gestaltet, wie Georg Grogger von der Firma Trailsolutions – die für den Bau beider Strecken verantwortlich zeichnen – erklärt: „Wir werden die Linie gänzlich neu gestalten.“ Der Hungerburgtrail wird in Richtung Westen ausgebaut, die alte Linie nach Mühlau bleibt aber erhalten. Die Erweiterung zum Alpenzoo hin soll den Bikern ermöglichen, schneller wieder zur Bahnstation oder zum Uphill-Weg zu kommen. Zudem wird der neue Trail von der Arzler Alm direkt in diesen neuen Hungerburg Trail einmünden.
Höttinger Alm Trail in Planung.
Stadt und Forstamt arbeiten neben den genannten Projekten bereits an einer weiteren Ausbaustufe, wie Kaufmann und Wildauer erklären: „Unser Ziel ist es, ein Trail-Netz zu schaffen. Wir planen aber dezidiert keine reinen Downhillstrecken, wie den Nordkette Singletrail, sondern Wege für Trail-Biker.“
Das entspricht auch dem Trend hin zum All Mountain und Endurosport. Innsbruck wird daher im Rahmen der Initiative „Bergwelt Tirol – Miteinander erleben“ Pilotprojekt für Tirol. Wildauer spricht von einer Erschließung des Wegenetzes für Mountainbiker bis ungefähr Höhe Höttinger Alm. Dort ist bereits ein Trail hinunter in den Höttinger Graben angedacht. Zudem hofft Wildauer, dass auch in Richtung Rum und Thaur die Gemeinden aufspringen und das Trail-Netz nach Westen erweitern.
Mutterer Alm startet im Juni.
Zu guter Letzt die beste Nachricht für alle Downhiller: Auf der Mutterer Alm wird bereits fleißig gebaut. Bis spätestens Juni wird der erste Trail eröffnet, Anfang Juli der zweite. Einerseits wird eine familienfreundliche blaue Strecke errichtet, auf der auch Kinder und Anfänger problemlos erste Runden drehen können. Für Fortgeschrittene wird zudem ein roter Trail errichtet, der im unteren Teil sogar als schwarzer Expert Trail gewertet werden kann. An der Talstation werden dank Kooperation mit einem Bikehersteller Leihbikes und Ausrüstung erhältlich sein. Für den Transport mit der Gondel gilt das Freizeitticket, allerdings wird für den Radtransport ein kleiner Zuschlag verrechnet werden. Außer man greift auf ein Leihbike des Shops zurück, dann ist der Transport gratis. Die Initiative, hier einen kleinen Bikepark zu schaffen, geht auf den Tourismusverband Innsbruck, allen voran Christoph Stock, und den Geschäftsführer der Mutterer Alm Bahn, Werner Millinger, zurück.