rüher standen kreischende Fans vor dem berühmten Jazzclub „Birdland”, wenn er auftrat, jetzt kräht kein Hahn mehr nach Chet Baker (Ethan Hawke). Mitte der Sechzigerjahre hat die Heroinsucht den berühmten Jazz-Trompeter fest im Griff, er selbst sein Leben – wenig verwunderlich – keineswegs. Auch der verzweifelte Versuch, mit der Verfilmung der eigenen, einst vielversprechenden Karriere wieder in den Jazz-Olymp aufzusteigen, scheitert spätestens, als Chet Baker die für Film- und Musik-Karriere so lebenswichtigen Zähne ausgeschlagen werden.
Bewährungsproben.
Wenig positiv beginnt Robert Budreaus Verfilmung des Lebens des beinahe 40-jährigen Chet Baker. Zunehmend versöhnlicher rollt Budreau die Geschichte des Musikers weiter auf: Die Liebe Chet Bakers zur Schauspielerin Jane (Carmen Ejogo) stabilisiert den Musiker, Methadon ersetzt Heroin, ein Job an der Tankstelle tritt an die Stelle eines wilden In-den-Tag-Lebens. Schließlich überkommen Begabung und schierer Spielwille die technischen Einschränkungen, die Chet Bakers Zahnprotesen dem Trompeter auferlegen. Ein Neustart scheint geglückt, ein Comeback-Auftritt im „Birdland” wird zur letzten aus einer großen Zahl an Bewährungsproben.
Keine Faktengeschichte.
Robert Budreau verlässt sich in „Born to be blue” nicht ausschließlich auf Fakten: Alleine darüber, wie Chet Baker seine Zähne verloren hat, gibt es eine Anzahl höchst unterschiedlicher Aussagen. „Die Tatsache, dass Chets eigene Erzählung seines Lebens voller Widersprüche und Improvisationen steckte, inspirierte mich dazu, weniger seiner Biografie, als seiner Musik und seiner Persönlichkeit treu zu bleiben“, erklärt der Regisseur seine Herangehensweise.
//„Born to be blue” erzählt dementsprechend eine Geschichte, die sich – ausgehend von wahren Schlüsselerlebnissen – jede Menge fiktionaler Freiheiten bei den Figuren und Ereignissen erlaubt. Hauptdarsteller Ethan Hawke kann dabei zwar die Rolle Chet Bakers für Minuten glaubhaft ausfüllen, die gänzliche Verwandlung in einen von der Drogensucht gepeinigten Musiker misslingt allerdings. Ähnliches stimmt auch für Carmen Ejogos „Jane“ und schließlich für den ganzen Film. „Born to be blue” weckt zwar das Interesse an einem der wichtigsten Jazz-Trompeter des vergangenen Jahrhunderts. Als Zuseher hat man trotzdem wiederholt den Eindruck, Zeuge einer etwas zu gekünstelten Neuinterpretation eines Lebens zu werden, das sich eigentlich ganz anders abgespielt haben muss.