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JUNI 2017

Hellblau

Robert Budreaus frei gestaltete Filmbiografie „Born to be blue“ nähert sich dem Leben Chet Bakers, ohne dem weltberühmten Trompeter wirklich nahe zu kommen.

Kritik: Klaus Erler
Fotos: Alamode Film
F

rüher standen kreischende Fans vor dem berühmten Jazzclub „Birdland”, wenn er auftrat, jetzt kräht kein Hahn mehr nach Chet Baker (Ethan Hawke). Mitte der Sechzigerjahre hat die Heroinsucht den berühmten Jazz-Trompeter fest im Griff, er selbst sein Leben – wenig verwunderlich – keineswegs. Auch der verzweifelte Versuch, mit der Verfilmung der eigenen, einst vielversprechenden Karriere wieder in den Jazz-Olymp aufzusteigen, scheitert spätestens, als Chet Baker die für Film- und Musik-Karriere so lebenswichtigen Zähne ausgeschlagen werden. 

Bewährungsproben.

Wenig positiv beginnt Robert Budreaus Verfilmung des Lebens des beinahe 40-jährigen Chet Baker. Zunehmend versöhnlicher rollt Budreau die Geschichte des Musikers weiter auf: Die Liebe Chet Bakers zur Schauspielerin Jane (Carmen Ejogo) stabilisiert den Musiker, Methadon ersetzt Heroin, ein Job an der Tankstelle tritt an die Stelle eines wilden In-den-Tag-Lebens. Schließlich überkommen Begabung und schierer Spielwille die technischen Einschränkungen, die Chet Bakers Zahnprotesen dem Trompeter auferlegen. Ein Neustart scheint geglückt, ein Comeback-Auftritt im „Birdland” wird zur letzten aus einer großen Zahl an Bewährungsproben.

Born to be Blue Biografie, Musikfilm. GB, Kanada 2015. Regie: Robert Budreau Mit: Ethan Hawke, Carmen Ejogo Länge: 97 min.