ir war egal, was andere von mir dachten, und mir war egal, was ich selbst von mir dachte, ich lotete also meine dunkle Seite aus und brachte das ganze Grauen aus meiner Seele auf den Laufsteg!“ Nicht von ungefähr nutzt Werbefilmer Ian Bonhôte dieses Zitat Alexander McQueens, um seine gleichnamige Dokumentation über den englischen Ausnahme-Modedesigner einzuleiten.
Weltbekannt mit 27.
Lee „Alexander“ McQueen kam aus einer englischen Arbeiterfamilie und war vom strengen Vater eigentlich dazu auserkoren, Mechaniker zu werden. Dass er stattdessen bereits mit 27 nicht nur Chefdesigner von Givenchy, sondern auch mit dem eigenen Modelabel weltberühmt war, hatte mit Glück, vor allem aber mit McQueens Ausnahmetalent zu tun. Dieses nährte sich aus seiner traumatischen Vergangenheit: In melancholischen und dunklen Mode-Visionen verarbeitete McQueen schmerzliche Kindheitserfahrungen. Seine Kollektionen trugen Namen wie „The Highland Rape“ oder „Voss“ und wurden mit zunehmend überbordendem Aufwand auf außergewöhnlich designten Catwalks präsentiert.
Alexander McQueen, Dokumentation. GB 2018.110 Minuten. Regie: Ian Bonhôte, Peter Ettedgui Mit: Bernard Arnault, Joseph Bennett
Die Modewelt war so Zeuge eines von McQueen kreierten starken Frauenbildes, das nicht nur einem exotischen Tier, sondern auch einem Cyborg oder einer amphibischen Göttin ähneln konnte.
Genie unter Druck.
Die entsprechende Mode arbeitete oft mit barocker Wucht, verband unterschiedlichste Werkstoffe und nutzte die teilweise Nacktheit der Models als Gestaltungselement. Von der Konkurrenz bewundert, von der Modewelt gleichzeitig mit Aufträgen überhäuft und ständig angefeindet, nahm der äußere und innere Druck auf Alexander McQueen stetig zu. 2010 nahm er sich als Vierzigjähriger das Leben.
//Mit größtenteils privat gedrehten Videoausschnitten und Weggefährten-Interviews folgt Regisseur Ian Bonhôte der Karriere des englischen Modedesigners. Dabei gelingt ihm mit wenig technischem Aufwand eine spannende Dokumentation, die einen Künstler zeigt, der sich zeitlebens gegen die schlussendlich vom Kommerz diktierten Gesetze der Modeindustrie stemmte, solange seine Kraft reichte.