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JÄNNER 2019

Codewort: Luisa

Wenn Frauen im Club belästigt werden, ist das scheiße. Noch blöder ist die Tatsache, dass sich die Frauen daraufhin oft gezwungen sehen, die Party zu verlassen – und nicht die Täter. Das muss sich ändern, denn jetzt kommt Luisa in die Stadt.

Fotos: Franz Oss
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ines möchte Luisa von vornherein klarstellen: Sie verurteilt nicht, sie will niemanden ausgrenzen, im Gegenteil. Sie will, dass alle ihren Spaß haben. Genau genommen ist Luisa freilich keine reale Person, sondern die Kurzform der Initiative „Luisa ist hier!“, die Frauen aus unangenehmen Situationen heraushelfen will. Wer sich in einem Lokal oder Club bedrängt, belästigt oder gar bedroht fühlt, findet Hilfe an der Bar, indem sie dem Personal die Code-Frage „Ist Luisa da?“ stellt. Die eigens geschulte Belegschaft weiß dann genau, was zu tun ist, und interveniert rasch und diskret.

Maßnahmen gegen ein bekanntes Problem.

Ins Leben gerufen wurde die Kampagne im deutschen Münster, doch mittlerweile konnte sie sich auch in vielen anderen Städten als Marke etablieren.

Teil­nehmende Lokale sind durch Sticker und Logos klar erkennbar. „Österreichweit ist die junge Innsbrucker Gastro-Szene übrigens die erste, die Luisa in die Stadt holen will“, weiß Fred Lordick, einer der Co-Initiatoren. Als Dachsbau-Mitbetreiber hat er sich seit der Clubgründung 2016 mit dem Thema beschäftigt: „Uns fiel immer wieder auf, dass es Betroffenen, meistens Frauen, sehr schwerfällt, sich ans Personal zu wenden.“ Manchen sei es zu peinlich, andere wiederum wollen niemandem zur Last fallen. Daher verlassen sie lieber die Party.

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„Ich war entsetzt, als ich von Freundinnen Ähnliches erfuhr. Eigentlich sollte doch der Störenfried weg – den wollen wir als Clubbetreibende ja auch nicht im Haus haben“, sagt er.

„Ein Codewort, das überall gilt, macht die Sache einfacher und sorgt für Vertrauen.“

Fred

Neues Bewusstsein schaffen.

„Das Nachtleben hat einen schlechten Ruf, das war schon immer so. Allerdings zu Unrecht“, sagt Fred Lordick. Negativschlagzeilen kommen zwar schneller in Umlauf, verzerren allerdings eine Realität, die hauptsächlich friedlich ist. „Wir wollen uns eher auf all die Menschen konzentrieren, die einfach ausgehen und ihren Spaß haben. Im Normalfall läuft es doch immer so ab.“ Im Dachsbau setzt man beispielsweise auf Sicherheitspersonal, das Probleme durch Gespräche löst, nur selten mit Kraft – dadurch sei die Stimmung schon wesentlich freundlicher. Wie oft wenden sich Frauen aktuell ans Personal? „Das kommt höchstens ein- oder zweimal pro Woche vor. Wenn man bedenkt, dass der Club Platz für 300 Leute bietet, ist das wenig“, sagt er.

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Was sind das für Situationen und wie werden sie gelöst? „Das sind meistens Männer, die zu viel getrunken haben und sich nicht mehr unter Kontrolle haben.

Wir müssen dann in eine Erzieherrolle schlüpfen, damit sie daraus lernen, in Zukunft ihre Grenzen kennen.“ Sobald das Personal informiert wird, werden Hilfesuchende in ein Nebenzimmer begleitet, damit Ruhe einkehrt, und die nächsten Schritte besprochen: Sind andere Begleitpersonen in der Nähe? Soll ein Taxi gerufen werden? Sind Substanzen im Spiel? Der vermeintliche Täter wird unabhängig davon mit den Vorwürfen konfrontiert, wobei das geschulte Personal rasch merkt, was Sache ist. Dafür reicht ein einfaches Gespräch. Und wer tatsächlich lästig ist, muss raus.

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„Wie hoch die Dunkelziffer jener Opfer ist, die sich nicht trauen, Hilfe zu holen, können wir nicht einschätzen“, bedauert Lordick. Deshalb sei ein Angebot wie Luisa besonders niederschwellig: „Ein einfaches Codewort zu äußern, ist für Betroffene einfacher, als unangenehme Details schildern zu müssen.

In den kommenden Monaten sollen kosten­lose Schul­ungen für sämtliche Luisa-Maß­nahmen stattfinden.

Die Schulungen 

Der Verein Club Commission bietet im März Schulungen für alle interessierten Lokalbetreiber. Dort wird das erforderliche psychologische Werkzeug schnell und effizient vermittelt, um unangenehme Situationen zu bewältigen, um auf den freiwilligen oder unfreiwilligen Konsum bestimmter Substanzen korrekt zu reagieren oder Gewaltopfer an weitere Stellen zu vermitteln.

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Die Schulungen können von Teamleiterinnen und -leitern besucht werden, die das Wissen dann an ihr Personal weitergeben können. Bei Bedarf wird auch dies vom Verein begleitet. Die Schulungen sind kostenlos, Lokalbetreiber aller Art willkommen.

 

Anmeldung: [email protected]