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JÄNNER 2019

6020 Exclusiv!

Katharsis für den Prothesengott

Best of 6020 exklusiv

 Aus unserer Reihe „Intellektuelle besprechen Haushaltsgeräte“:
Viktor G. Stadlmaier über den Swiffer Staubmagneten.

D

as „Mangelwesen Mensch“ – ein „Prothesengott“, so sah Freud, der heuer anlässlich seines 80. Todestages fraglos eine ubiquitäre Würdigung erfahren wird, den Homo sapiens bereits im Jahr 1930. Mit unzähligen Apparaturen, die dem zivilisatorischen Akt der technologischen Entwicklung geschuldet sind, überwindet der Mensch sein von Unzulänglichkeiten zersetztes Dasein. 

Der US-Konzern Procter & Gamble reicht dem Homo mundans (säubernder Mensch), dem nach Sterilität, mindestens aber nach Reinheit strebendem Menschen des 21. Jahr-hunderts, eine weitere Prothese zur Hand: den Swiffer Staubmagneten.

 

Homo mundans.

Analog zur griechischen Tragödie aristotelischer Prägung empfindet der Homo mundans im Angesicht seiner Behausung, dem Ort der Tragödie, „Eleos“ (Mitleid) mit sich selbst und „Phobos“ (Furcht) vor Unbehagen auslösenden oder gar allergenen Staubpartikeln.

Die vorliegende, ob ihres Materials und ihrer Gestaltung an norditalienische Designkunst gemahnende Prothese soll Abhilfe schaffen – mehr noch: einer Katharsis gleich, sei der Ort aerisch gereinigt und der Mensch befreit.

Man ist hier wohl zu Recht erinnert an den griechischen Vorsokratiker Anaximenes, der die Luft als Urstoff („Arché“) bezeichnete. Und nicht zuletzt als vitalisierenden Atem für die Seele.