olocaust-Wissenschaftler Totila Blumen (Lars Eidinger) leidet – an sich, seinen hohen Ansprüchen und an seiner Umgebung. Die Leitung eines Auschwitz-Kongresses wird ihm aufgrund emotionaler Labilität und fehlender Affektkontrolle entzogen, seine jahrelange Forschungsarbeit droht, zum werbefinanzierten Medien-Event zu verkommen. Zudem muss sich Totila noch um Zazie (Adèle Haenel) kümmern und seine eigenen Launen mit den Launen dieser jungen, komplett überdrehten französischen Wissenschafts-Praktikantin in Übereinstimmung bringen. Dass Zazie ein Verhältnis mit Totilas ungeliebtem Vorgesetzten (Jan Josef Liefers) unterhält und Totilas Frau (Hannah Herzsprung) amouröse Abenteuer mit Fremden, macht die ganze Sache auch nicht leichter.
Kein Nazi-Klamauk.
Eine veritable Lebenskrise bahnt sich an. Sie nimmt vollends Fahrt auf, als sich herausstellt, dass die Großeltern von Totila und Zazie als NS-Täter- und NS-Opfer eine unheilsame und unverheilte Vergangenheit miteinander teilen und Zazie genau diesen Umstand zur wenig tragfähigen Basis einer emotionalen Verwicklung mit Totila auswählt.
Die Blumen von gestern
Tragikomödie. Deutschland, Österreich, 125 min Regie: Chris Kraus Mit: Lars Eidinger, Adèle Haenel
Dieser Plot mag sich jetzt vielleicht wie eine irrwitzige und zur Vergangenheitsbewältigung gänzlich ungeeignete Idee lesen. Dass „Die Blumen von gestern“ unter der Regie von Chris Kraus trotzdem funktioniert und die Untiefen von Nazi-Klamauk gekonnt umschifft, hat gleich mit mehreren Umständen zu tun: Der jungen französischen Schauspielerin Adèle Haenel gelingt es, mit glaubhaft dargestellter Leidenschaft und Leidensfähigkeit ihre Zazie gekonnt aus dem Eck klischeehaften Studentinnenseins herauszuholen.
Mehrfach ausgezeichnet.
Dass die Qualität des restlichen Schauspielensembles sie dabei unterstützt, trägt ebenso zum Gelingen des Films bei. Und zuletzt ist es wohl der liebevolle Blick des Regisseurs, der seine fehlerbesetzten Hauptfiguren nicht der Idee der systemischen und generationsübergreifenden Zerstörung durch die NS-Ideologie opfert, sondern sie als liebenswerte und liebesfähige Menschen zeigt. Auch dafür wurde der Film mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Grand Prix des 29. Tokyo International Filmfestivals.