ina (Eva Melander) ist beim Zoll. Dort hat man sie nicht ihres schönen Äußeren wegen genommen, ganz im Gegenteil: Schaut man Tina ins Gesicht, hat man fast das Gefühl, als würde ein kleiner Kobold zurückblicken. Womit Tina jedoch punktet, sind ihr Geruchssinn und ihre Intuition: Damit erschnüffelt sie Scham und Angst mit absoluter Treffsicherheit und so auch Schmuggler und Kriminelle noch vor ihrem Grenzübertritt.
//Eines Tages nimmt Tina einen Duft wahr, der sie bis ins Innerste berührt und den sie zuvor noch nie gerochen hat: Ein Mann – Vore (Eero Milonoff) – verströmt ihn, garstig und linkisch von Mimik und Gestalt und ihr wie aus dem Gesicht geschnitten. Innerlich lässt er Tina nicht mehr los und beschäftigt sie in seiner Lebendigkeit derart, dass sie immer wieder seinen Kontakt suchen muss. Damit öffnet Tina ein Tor zu einer neuen, grausamen und sagenhaften Welt. Gleichzeitig begibt sie sich auf einen verworrenen Weg zurück in ihre eigene Vergangenheit, die aus viel zu vielen Ungereimtheiten und Geheimnissen besteht.
Border [Gräns] Regie: Ali Abbasi Mit: Eva Melander, Eero Milonoff Schweden/Dänemark 2018 108 Minuten
Wilder, spannender Stilmix.
Als Film lässt sich „Border“ kaum verorten und ist genremäßig irgendwo zwischen Fantasy, Lovestory, Komödie und Drama angesiedelt. Ganz wie nebenbei thematisiert der iranische Regisseur Ali Abbasi mit diesem Stilmix auch die Frage nach abnormen sexuellen und gesellschaftlichen Verhaltensweisen. Damit Derartiges nicht danebengeht, braucht es eine gute Portion Begabung und Gespür. Die bringt Abbasi tatsächlich mit, und deshalb funktioniert „Border“ – getragen vom authentischen Spiel der Hauptakteure – auch bis zum Schluss. Dass sich Abbasis Publikum dabei nicht nur einmal an Grenzen wiederfindet, hinter denen das Sitzen im Kinosessel unangenehm wird, schmälert die Qualität des Films nicht.
//„Border“ erhielt damit verdientermaßen den Hauptpreis in der Kategorie „Un Certain Regard“ bei den Internationalen Filmfestspielen von Cannes 2018. Zudem wurde der Film für einen Oscar für bestes Make-up nominiert und als vielprämierter Beitrag bei nationalen und internationalen Filmfestivals gezeigt.