amstagmorgen, neun Uhr, von Müdigkeit keine Spur. Über 100 Castingteilnehmer warten im Hotel Europa auf die ersten Anweisungen der Lufthansa-Mitarbeiter. Kostüm, nicht zu hohe Pumps, adrette Haardutts und kräftiges Make-up: Viele der Damen entsprechen schon jetzt dem Klischee-Bild der perfekten Stewardess.
//Die Idee eines Flugbegleitercastings ist für die Lufthansa neu, hat aber einen guten Grund. „Bei unseren Flügen wird es jeweils eine Servicekraft mehr geben, deswegen stellen wir in diesem Jahr knapp über 2.000 neue Flugbegleiter ein, 600 allein am Drehkreuz München“, erklärt Jörg Waber, Sprecher der Fluglinie. In Salzburg und einigen deutschen Städten wurde bereits gecastet, jetzt ist Innsbruck dran. 50 Personen, darunter viele Flugbegleiter, hat die Lufthansa für das Casting nach Tirol geschickt. Sie begrüßen, geben Tipps fürs Casting oder erzählen vom Berufsalltag – alle sind sichtlich um die zukünftigen Arbeitskollegen bemüht. Ein perfektes Zahnpastalächeln wie auf den aufgestellten Lufthansa-Plakaten gibt’s für jeden obendrauf.
Abheben neben der Uni.
Für Chefstewardess Bettina Neumann aus München ist das Casting besonders aufregend: Ihre Nichte ist unter den Bewerberinnen. "Flugbegleiterin wäre für sie der perfekte Studentenjob. Die Teilzeitmodelle sind für Studenten ideal.“ Am Stimmengewirr ist erkennbar, dass viele Castingteilnehmer aus Deutschland kommen. Lufthansa gehört in Deutschland zu den beliebtesten Arbeitgebern und der Druck ist groß: Wer bei der Bewerbung, egal ob beim Casting oder online, durchfällt, darf sich erst ein Jahr später erneut bewerben.
Kostüm, nicht zu hohe Pumps, adrette Haardutts und kräftiges Make-up: Viele der Damen entsprechen schon vorab dem Klischee-Bild.
Immer mehr Männer.
Der erste Teil des Castings besteht aus einem halbstündigen Gespräch, vorwiegend auf Englisch. Die ersten Teilnehmer kommen zurück und werden von den Wartenden neugierig befragt. Beim Blick über die Bewerberschar fällt auf, dass einige Männer mit dabei sind. Christoph Peychär und Marcel Liam Arendt sind Freunde aus Innsbruck, beide sind Mitte 20 und arbeiten im Servicebereich in der Gastronomie. „Ich reise gern und habe schon viel Erfahrung in der Gastronomie, insofern wäre ein Job als Flugbegleiter die perfekte Verbindung.“ Jörg Waber nickt und erklärt: „20 Prozent unserer Flugbegleiter sind männlich. Die Männer sind gut fürs Betriebsklima.“
Der Traum vom Fliegen.
Nach dem Gespräch auf Englisch folgt noch ein halbstündiges Gespräch mit einem Psychologen. Die Aufregung unter den Teilnehmern wächst, eine Zu oder Absage gibt es bereits direkt nach dem Casting. „Ein Drittel der Castingteilnehmer bekommt von uns eine Zusage, nach einer dreimonatigen Ausbildungsphase können wir ihnen dann einen Job anbieten“, so Jörg Waber.
//Das Warten hat ein Ende: Die ersten Teilnehmerinnen haben das komplette Casting absolviert und werden von den Lufthansa-Mitarbeitern vor ein großes Wandfoto der Brooklyn Bridge platziert. Nach einer kurzen Ansprache folgt die frohe Botschaft: „Willkommen an Bord!“ Die drei jungen Frauen freuen sich und bekommen symbolische Bordkarten überreicht.
Fotos für Facebook möchten die Lufthansamitarbeiter auch noch und Nadine Bösch aus Hamburg zeigt ihr schönstes Lächeln.
//Die 39-Jährige hat bereits sieben Jahre als Flugbegleiterin bei der Lufthansa gearbeitet, aufgrund der Geburt ihrer Kinder und eines erkrankten Familienmitglieds hat sie vor einigen Jahren gekündigt. Derzeit arbeitet Nadine für Condor, freut sich aber sehr, wieder zu Lufthansa zu wechseln. „Ich habe von dem Casting erst vor zwei Tagen im Internet erfahren. Innsbruck wird mir für immer gut in Erinnerung bleiben.“ Nadine schnappt sich ihren Rollkoffer und macht sich auf den Weg zum Flughafen, dem für sie aufregendsten Ort der Welt.
„20 Prozent unserer Flugbegleiter sind männlich. Die Männer sind gut fürs Betriebsklima“
Jörg Waber, Lufthansa-Sprecher