ine Harley Davidson steht neben einem Surfbrett, auf einer Werkbank befinden sich Unmengen an Farbfläschchen und in einem großen Müllkübel liegen mehrere Zettel mit bunten Entwürfen. In der Airbrush-Werkstatt des gebürtigen Hallers Robert Lechner wird gearbeitet – und das sieht man auch. Die Harley ist Roberts aktuelles Projekt. „Der Kunde wünscht sich, dass ich die Harley auf ‚alt’ sprühe, zusätzlich kommt noch sein Familienwappen drauf.“ In einem Regal liegen Helme des Innsbrucker Eishockeyvereins HCI: Rechtzeitig zum Start der neuen Saison sollen sie mit individuellen Designs besprüht werden.
//„Roberts Werkzeug ist kaum größer als ein Kugelschreiber: „Mit der Airbrushpistole kann ich auf alle Untergründe, sogar auf Glas, jede Farbe auftragen.“ Airbrush ist eine fast pixelfeine Sprühtechnik, die beispielsweise in der grafischen Kunst, im Bodypainting, im Modellbau, beim Nageldesign oder beim Auftragen von Make-up Anwendung findet. 1970 wurde Airbrush-Design als Kunstrichtung anerkannt. Inzwischen gibt es international bekannte Künstler und Grafiker.
//Die Anfänge von Robert, dem gelernten Elektromechaniker, liegen im Bodypainting: „Das hat sich rein zufällig ergeben. Ich habe einem Freund ausgeholfen.“ Auch wenn der Begriff „Bodypainting“ relativ neu ist, so gibt es die Körperbemalung mit farbigen Materialien schon seit Urzeiten. Die Steinzeitmenschen verwendeten Erdfarben, die sie mit der Hand auftrugen, oder benutzten Tierhaare, die an Stöcke gebunden wurden. Besonders bekannt ist beispielsweise die Körperbemalung der Indianer.
Sprühstoß für Sprühstoß.
Wohnwägen, Fahrräder, Skate- und Snowboards, Gitarren, Plattenspieler oder sogar Ugg-Boots: Nach acht Jahren im „Airbrush-Geschäft“ gibt es kaum etwas, das Robert Lechner noch nicht besprüht hat. „Wandmalerei innen oder außen mache ich zurzeit besonders gern. Mein ältester Kunde war ein 80-jähriger Mann, er hat sich für eine Wand auf seinem Firmengelände ein riesiges Drachenmotiv gewünscht.“
//Besonders aufwändige Projekte waren die komplette Besprühung eines Fiat 500 im Design des Disneyfilms „Frozen“ oder die Wandmalerei eines Indoor-Kinderspielplatzes in Thaur. Und die Wünsche der Kunden werden immer noch ausgefallener: Bereits mehrmals hat Robert verstorbene Haustiere auf Motorkühlhauben verewigt.
Über Wünsche wie „Föhn im Hello-Kitty-Design“ oder „WC-Deckel mit Homer-Simpson-Konterfei“ muss er manchmal schon schmunzeln. „Aber der Fantasie sind bekanntlich keine Grenzen gesetzt.“
//Das Interesse am künstlerischen Umgang mit Farben ist inzwischen so groß, dass Robert immer wieder auch als Lehrer aktiv wird. So startet im November am WIFI Innsbruck ein Airbrush-Kurs. Ob sich aus der Begeisterung für Airbrush aber tatsächlich auch bei anderen ein Beruf entwickelt, ist eher fraglich. In ganz Österreich gibt es nur eine Handvoll Airbrush-Künstler, in Tirol ist Robert der einzige mit dem Airbrush-Gewerbeschein. „Nur eine qualitativ hochwertige Arbeit kann erfolgreich sein. Neben Talent braucht es jahrelange Übung, um richtig gut zu werden. Diese Ausdauer besitzen nur die wenigsten“, erklärt der 37-Jährige. Auch viel handwerkliches Geschick ist gefragt: „Bei den Aufbereitungsarbeiten kommen mir meine Erfahrungen als Lackierer, Isolierer und Spengler zu Gute.“
//„Im Juli hat Robert die Zeit gefunden, an der Bodypainting-WM, dem „World Bodypainting Festival“, in Kärnten teilzunehmen. Künstlern aus 47 Nationen kämpften vor rund 30.000 Besucher um Titel in den Kategorien Pinsel, Airbrush, Special Effects, UV-Effects oder Facepainting. Mit seinem neunten Platz in der Kategorie „Professional Airbrush“ war der Thaurer Airbrush-Künstler durchaus zufrieden und freut sich bereits jetzt auf sein nächstes großes Projekt: Das Besprühen der Decke einer 100 Quadratmeter großen Werkstatthalle.
Bereits mehrmals hat Robert Lechner verstorbene Haustiere auf Motorkühl-hauben verewigt.