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SEPTEMBER 2020

Stadt

Cool down, Innsbruck

Das Klima wandelt sich: Niederschläge verändern sich und Wetterextreme nehmen zu. Die globale Erwärmung erhitzt nicht nur die Gemüter, sondern auch die Innsbrucker Innenstadt. – Text: Sarah Huemer

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ie Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) hat gemeinsam mit den zuständigen städtischen Ämtern ermittelt, wie es in puncto Hitzezonen und Klimawandel um Innsbruck steht. Das Fazit: In den letzten Jahrzehnten wurden die Sommer in Innsbruck deutlich heißer und die Winter milder. Und während der Klimaschutz nach wie vor primär ist, steht eine zusätzliche Strategie auf der Agenda: Anpassung an jene unvermeidbaren Klimaveränderungen, die uns in naher und ferner Zukunft erwarten. Weshalb diese Adaption notwendig ist? Um das Leben in der Stadt auch bei Hitzetagen über 30° C genießen zu können. Um einem Anstieg potenzieller Hochwasser gewappnet zu sein. Und um vulnerable Gruppen, deren Organismus die Hitze besonders stark belastet, zu schützen. Damit diese klimatische Resilienz sichergestellt wird, arbeitet die Stadtregierung im Rahmen des Aktionsplans 2020/21 an einem Leitfaden zur Klima­wandel­anpassung.

 

Diagnose Klimawandel.

2° C – um so viel hat die durchschnittliche Temperatur in Innsbruck in den letzten Jahrzehnten zugenommen. So manch einer mag wissenschaftlichen Erkenntnissen zum Trotz argumentieren, 2° C seien absolut unproblematisch und kaum bemerkbar. Ein fataler Irrglaube. Die Analyse des ZAMG zeigt, dass Hitzetage (über 30° C) immer häufiger werden und auch Tropennächte in Zukunft wohl keine Seltenheit sein werden. Besonders in der Innenstadt lassen sich diese Auswirkungen durch die dichte Verbauung spüren. Zu den Hitzeinseln der Stadt gehören der Markt- und Burggraben, die Maria-Theresien-Straße, der Landhausplatz, der Bozner Platz und die Anichstraße. Die Problemstellung laut Bürgermeister Georg Willi lautet somit: „Wie kühlen wir uns ab?“

Der Plan

Wie die Stadt das Thema angeht

 

Dezember 2019

Auftrag an die ZAMG zur Stadtklimamodellierung

 

Juli 2020

Der Aktionsplan 2020/21 als Teil der Klimawandelanpassungsstrategie wurde im Gemeinderat einstimmig beschlossen.
Außerdem wurde durch die ZAMG eine Klimamodellierung durchgeführt. Der Fokus lag auf den Temperaturen und der Hitzebelastung in Innsbruck.

 

Ab Herbst 2020

Die Stadtklimaanalyse (im Aktionsplan vorgesehen) startet und dauert 1 Jahr. Das gesamte Klimasystem Innsbrucks (inkl. Luftfeuchte, Emissionen und Windsystem) wird erhoben. Das ist notwendig, um zukünftige Maßnahmen optimal zu setzen.

Parallel werden schon Maßnahmen (zum Beispiel im Messepark oder am Bozner Platz) getroffen.

„Für uns als Planungs-ämter ist die Studie eine wichtige Grundlage für weitere Planungsentscheidungen, die das Stadtklima betreffen.“

Simone Reimair, Zamg

Next: Stadtklimaanalyse und Maßnahmen.

Nachdem durch die ZAMG die hitzebedingte Situation in Innsbruck ermittelt wurde, folgt im weiteren Schritt eine detaillierte Stadtklimaanalyse. Unter anderem soll dabei herausgefunden werden, wie Windströme in Innsbruck funktionieren. „Mit einem Ergebnis kann ab Herbst 2021 gerechnet werden. Für uns als Planungsämter ist das eine wichtige Grundlage für weitere Planungsentscheidungen, die das Stadtklima betreffen“, so Simone Reimair von der ZAMG. Die Stadt unterscheidet dabei zwischen grünen, blauen und grauen Maßnahmen – anders formuliert: Begrünung, Wasserquellen sowie Technik und Bauwesen.

 

Vereinzelte Vorhaben, so auch die Begrünung der Innenstadt, sind bereits im Gange. Bäume und Pflanzen wirken als natürliche Schattenspender. Zusätzlich verdunsten sie Wasser und entziehen so der Umgebung Wärme. Aus diesem Grund werden die Dächer ausgewählter IVB-Haltestellen mit Moos versehen. Ein weiteres Projekt, das „cool-INN“ der IKB, dient der Vergrößerung des Parks beim Messegelände und der Gestaltung einer urbanen Wasserquelle. Doch das Umbauen und Begrünen von Plätzen ist nur begrenzt möglich. Vielerorts hindern Tiefgaragen oder Leitungen ein großflächiges Grün – Bäume können dort nicht wurzeln.

Eine Lösung: Maßnahmen, die am Stadtrand getroffen werden und ins Zentrum wirken. Dabei kommt sogenannten Frischluftschneisen eine zentrale Rolle zu. Darunter versteht man freigehaltene Flächen, die die frische Luftzufuhr von den Stadträndern in die Innenstadt ermöglichen. Besonders effektiv ist dafür der Nordhang, da hier die kühlende Luft der Nordkette direkt in die Innenstadt kommt und nachts die Temperaturen in der Stadt senkt. In der Stadtklimaanalyse soll deshalb eruiert werden, wo sich Frischluftschneisen in Innsbruck befinden und wie diese zukünftig in der Bebauungsplanung berücksichtigt werden können.

 

Stabil wäre gut.

Doch nicht nur auf Straßen und Plätzen, sondern auch in Büros und Wohnungen führt die Hitze zu einem erhöhten Kühlbedarf. Mittlerweile übertrumpft dieser den Energieverbrauch für das Heizen im Winter. Deshalb macht es nicht nur dem menschlichen Organismus, sondern auch der Geldbörse zuliebe durchaus Sinn, bereits im Gebäudebau auf Energieeffizienz zu achten. Weiße Dächer und Fassaden, optimale Ausrichtung oder auch die Fassaden- und Dachbegrünung sind dabei wesentliche Pfeiler.

„Wenn wir das, was wir heute haben, stabilisieren, dann haben wir schon sehr viel erreicht.“

Georg Willi, Bürgermeister

Wie stark die innerstädtische Erhitzung durch diese Maßnahmen eingedämmt werden kann? Neben der Anpassungsstrategie hängt die Antwort darauf stark von globalen Entwicklungen im Klimaschutz ab. Denn wird der weltweite CO2-Ausstoß nicht reduziert, werden die Temperaturen und damit die städtische Erhitzung auch langfristig steigen. Für Georg Willi steht das Ziel der Klimaanpassungsstrategie fest: „Wenn wir das, was wir heute haben, stabilisieren, dann haben wir schon sehr viel erreicht.“

Die Ideen

Was für ein kühleres Stadt­klima getan werden kann

 

Es grünt so grünt

Um circa 5° C kühler ist es im Schatten eines Laubbaums. Außerdem entziehen Pflanzen der Luft Wärme. An Fassaden, auf Dächern von Häusern und Haltestellen sind Pflanzen natürliche Kühlungshelden.

 

Wasser marsch!

Ob als Brunnen, Sprühnebel oder Fluss: Wasser ist nicht nur eine nette Spielerei und Durstlöscher, sondern kühlt durch Verdunstungseffekte die Luft in der Umgebung.

 

Coole Technik

Hochwasserschutz, Gebäudeplanung und Frischluftschneisen gehören zu den Maßnahmen, die durch geschickte Planung das Erhitzen der Stadt reduzieren können.