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SEPTEMBER 2018

Kino

French Ghosting

„Les fantômes d’Ismaël“ ist kein einfacher Film. Wer sich als Zuseher jedoch der Herausforderung einer inhaltlich und formal komplex erzählten Liebesgeschichte stellt, wird am Ende mit einer Erfahrung belohnt, die in ihrer Qualität Lust auf mehr macht.

Foto: Wildbunch
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arlotta (Marion Cotillard), die Frau des Filmemachers Ismael (Mathieu Amalric) war wie vom Erdboden verschluckt: 21 Jahre, acht Monate und sechs Tage lang. Eine Zeitspanne, die Ismael deshalb so genau benennen kann, weil sie deckungsgleich ist mit seiner damit zusammenhängenden, beinahe unerträglichen Melancholie.

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Durch Alkohol, Tabletten und Nikotin nur mühsam unter Kontrolle gehalten, streift Ismaels Schwermut auch die Beziehung zu seiner neuen Liebe Sylvia (Charlotte Gainsbourg). Als Carlotta unvermutet und wie aus dem Nichts zurückkehrt, bringt sie Ismaels Leben endgültig ins Wanken: Eine Krise scheint unausweichlich, auch die laufenden Dreharbeiten zu Ismaels neuem Film geraten ins Stocken. Der Regisseur selbst sieht sich mit der schier unlösbaren Aufgabe konfrontiert, sich zwischen zwei Frauen entscheiden zu müssen und damit auch zwischen seinen persönlichen Gravitationsfeldern „Vergangenheit“ und „Zukunft“.

Les fantômes d’Ismaël
Drama. Frankreich 2017. 110 Minuten.
Regie: Arnaud Desplechin
Mit: Marion Cotillard, Charlotte Gainsbourg, Mathieu Amalric