onate-, nein jahrelang hat sie von Radiopräsenz geträumt, 2017 ging der Traum endlich in Erfüllung. Nach der Aufnahme in den FM4 Soundpark wurde Lisa Aumaier im Juli zum Act des Monats gekürt. Seither ist bei ihr einiges los. Little Element ist der Name des musikalischen One-Woman-Projekts der 25-jährigen Innsbruckerin, die nun ihre Chance nutzen will: „Meine Songs werden im Radio gespielt, die Videos werden auf YouTube vermehrt angeklickt. Ich habe mit Vollgas an meinem Webauftritt und Promotionmaterialien gearbeitet und suche jetzt ein Label“, fasst sie ihr Arbeitspensum der vergangenen Monate zusammen. Ein mitunter sehr aufwändiges Unterfangen, da Lisa die Aufgaben in Eigenregie organisiert. Nebenbei behält sie auch ihre geplanten Livetermine im Auge, die sie geschickt mit heiß ersehnten Surftrips kombiniert. So reist die 25-Jährige beispielsweise nach Santander an die Nordküste Spaniens, wo sie für Kost und Logis in Surfcamps auftreten kann. „Ich habe dort einen Deal, kann surfen und spielen und meine Auftritte werden gefilmt. So schlängele ich mich eben durch“, erzählt sie und lächelt.
Little Elements Lifestyle und ihre kürzlich erschienene EP „Water“ passen hervorragend zueinander.
Chillen mit Tiefgang.
Little Elements Lifestyle, der Sommer und ihre kürzlich erschienene EP mit dem elementaren Titel „Water“ passen hervorragend zueinander. Die sechs Dreampop-Stücke auf der Platte sind die musikalische Synthese chilliger, fernwehauslösender Lebensgefühle, die dank dezent trauriger Note die Songs aus einer Belanglosigkeit retten. Hier wird das Aufeinandertreffen von Salz, Wasser und Gestein zur Metapher für alles Zwischenmenschliche, für Vergänglichkeit und Wiederaufblühen, der Strand wird zum Kraftort, wo die Wanderlust den Weltschmerz kuriert. „Das mag alles etwas esoterisch klingen, aber die Wassersymbolik hat es in sich, sie ist durch und durch lebensbezogen“, erklärt Lisa. Es ist mal stürmisch, mal ruhig, aber stets in Bewegung – „und damit muss man erst mal zurechtkommen.“
//Auch der kreative Part des Songproduzierens lässt sich mit einem Wassermotiv beschreiben, indem sie dort die erforderliche Ruhe findet: „Wenn ich arbeite, tauche ich unter und blende alles aus.“ Ein Gefühl, das wiederum in einem Track wie „Salt“ hör- und spürbar wird. Produziert und abgemischt werden ihre Lieder vorwiegend in Heimarbeit am Computer, wo sie Gesang, Gitarre oder Keyboard aufnimmt und einspielt, Beats erstellt oder weitere Instrumente wie Trompeten und Sitar per Ableton-Programm hinzufügt. Den Umgang mit Minicontroller und Soundsoftware hat sie sich durch Eigenrecherche selbst beigebracht, beim finalen Mastering unterstützt sie der Produzent und Sounddesigner Christoph Holzknecht im Studio.
In ihrem Repertoire warten zudem noch weitere Lieder darauf, endlich live gespielt zu werden. „Ich mache alles nach Gehör, weil ich nicht Noten lesen kann“, gesteht die Musikerin. In der Musikhauptschule habe sie zwar das Gitarrespielen gelernt, aber hauptsächlich Kinderlieder gezupft. Zur reinen Theorie konnte sie keinen Zugang finden. „Deshalb sind manche Songs um einen Halbton höher oder tiefer, theoretisch also falsch“, erklärt sie, „aber das ist mir egal und eventuell ist das sogar mein persönliches Stilmittel.“
Wo sind die Produzentinnen?
Seit Lisas großer Radiotraum erfüllt wurde, wird nun ihre To-do-Liste erweitert. Was kommt als Nächstes? „Es darf ruhig so weitergehen, Ich möchte gerne öfter live spielen. Mein allergrößter Traum wäre übrigens keine Villa, aber ein Häuschen, ein Bungalow am Strand, ein einfaches Leben am Meer, wo ich Musik produzieren und davon leben könnte. Und surfen“, fügt sie noch fröhlich hinzu.
//Dass sie mit einem bodenständigen Alltag nicht glücklich wäre, kauft man Lisa sofort ab. Über die notwendige Hartnäckigkeit, mit der sie sich ihrem Schaffen widmen muss und will, verfügt sie auf jeden Fall. Selbst wenn sie einiges mehr als nur Energie investieren muss. „Ich bewundere Künstlerinnen wie Grimes, Yarah Bravo und Tash Sultana, die ihre Live-Sets genauso inszenieren, wie ich es möchte. Aber da will ich mir etwas Eigenes überlegen“, sagt Lisa.
Stilistisch ist in ihrer künstlerischen Weiterentwicklung alles möglich, die 25-Jährige liebt nämlich die Genrevielfalt, von Synthie-Sounds bis hin zu psychedelischen Stoner-Rockklängen, Old-School-Hip-Hop und Grunge. „Da ich noch alleine agiere, bin ich die einzige Antriebskraft. Mit einer konstant zusammenarbeitenden Band wäre es vielleicht anders, aber ich habe noch nicht die richtigen Leute dafür gefunden“, bedauert die Musikerin. Die Gründung einer Mädelsband wäre nämlich ein weiterer Herzenswunsch, und zwar eine kreative Gruppe, die abseits gängiger Pop- und Rockröhrenklischees agiert.
//Warum ist ein solches Unterfangen im 21. Jahrhundert noch so schwer, obwohl auch die technischen Mittel immer leichter verfügbar wären? „Darauf gibt es wohl mehrere Antworten. Ich kenne hierzulande nur wenige junge Frauen, die Musik produzieren, selbst in der sehr lebendigen Bäckerei-Szene“, stellt sie fest. Um sich voll in die Musikkarriere zu stürzen, müsse man eben eine richtige Draufgängerin sein, meint Lisa, „und vielleicht tun sich Mädels noch schwerer als Jungs, ihre Ausbildung oder ihren Job aufs Spiel zu setzen und soziale Kontakte zu vernachlässigen.“ Der kreative Umgang mit digitaler Musikproduktion könnte aber gefördert werden, so wie es beispielsweise in der Schweiz geschieht. Dort finden regelmäßig Ableton-Workshops und Bandcamps für angehende Produzentinnen statt – eine Idee, die Lisa sehr gut gefällt. „In einem solchen Rahmen könnte man auch andere Gleichgesinnte treffen. Vielleicht organisiere ich irgendwann mal so was in der Art“, sagt sie. Die Not macht eben wirklich erfinderisch.