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OKTOBER 2015

Musik aus Tirol

Turntable-Handwerker

Diesmal: Wax Wreckaz

Foto: Johannes Sautner

„Wir sind halt DJs mit Eiern.“

Armin „Fu“ Fuchs
U

nterschätzt nie die Macht des DJs: Wenn dich die „Gatekeeper“ des Sounds nicht spielen, kommt deine Musik nie groß raus. Rein hypothetisch könnten die Wax Wreckaz vor einigen Jahren sogar die Wegbereiter von Macklemore gewesen sein, zumindest im Tiroler Mikrokosmos. Ach was, lasst uns größenwahnsinnig sein, vielleicht sogar weltweit. „‚Can’t Hold Us’ haben wir schon Jahre vor dem Chart-Erfolg gespielt“, verrät Juwee mit einem fetten Grinser, „Fürs Bekanntmachen hat sich Macklemore nie bedankt“, fügt Busy scherzhaft hinzu. Wir haben es in diesem Fall nicht mit einer Band im klassischen Sinne zu tun, aber das Können der Wax Wreckaz ist trotzdem von einer besonderen Art des musikalischen Qualitätshandwerks geprägt, und deshalb: Vorhang auf.

Turntablism.

Alles fing 1999 an, als sich die Burschen in der Schule kennenlernten und als DJ-Kollektiv mit vier prallgefüllten Plattenkoffern durch die Clubs zogen. „Damals ging es um den eigenen Style beim Auflegen, es galt, so kreativ wie möglich Lieder zu kombinieren, und auch darum, wie man sein ‚Werkzeug‘ – den Plattenspieler – beherrscht“, erzählt Busy.

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„Turntablism“ heißt diese komplexe Sparte des DJings – der Laie kennt das als „Scratchen“, das aber nur ein Teil dieses Kosmos ist. Mit vier Plattenspielern und zwei Mischpulten entstehen live Mash-ups, Tonspuren werden mit Samples kombiniert, spontan werden aus bestehenden Songs neue, einzigartige Versionen erzeugt. „Wir haben eine riesige Musik-Bandbreite, jedes Genre wird je nach Publikum ausgereizt“, erklärt Busy. „Wir spielen beispielsweise auch mal in einem elektronischen Set ein A-Capella einer deutschen Hip-Hop-Nummer als Stilbruch.

Oder wir spielen uns auf Afterpartys von Rock-Metal-Festivals quer durch den musikalischen Gemüsegarten – und bringen trotzdem auch den letzten Headbanger zum Tanzen“, erzählt Juwee weiter. Ist das nicht lebensgefährlich? „Wir sind halt DJs mit Eiern“, spricht auf einmal Fu, der bisher aufmerksam, aber still dem Gespräch gefolgt hat. „Die Art, wie wir die Lieder mixen, ist einzigartig“, verspricht Juwee. Ein feines Gespür für die Tanzbarkeitsstimmung ist wohl Grundvoraussetzung für ihren Job.

Adelstitel der Szene.

Aber Playlists mit Spannungsbogen und Überraschungseffekt? Sowas kann heute rein theoretisch doch jeder am eigenen Rechner. Eben, nur theoretisch. Die Wax Wreckaz spielen in einer ganz anderen Liga. Sie haben beim amerikanischen Musiklabel Jeffree’s (Mad Decent) einen Song veröffentlicht, was in der Szene mit einem Adelstitel vergleichbar ist. Ihr aktueller Track „Heavyweight Sound“ läuft auf FM4 und dem Berliner Radio Fritz, und ist darüber hinaus auch zweifach prominent besetzt. Die Drum’n’Bass- und Hiphop-Legende Dynamite MC hat den Vocal-Part geliefert, während der stärkste Mann der Welt im Video zum Hit mit den Tücken des Alltags zu kämpfen hat. Dieser junge Herr kommt übrigens aus dem Tiroler Unterland, heißt Martin Wildauer, ist von Brotberuf Beamter, und beweist einen sehr ausgeprägten Sinn für Humor. Nimm das, du Playlist-Wicht.

Geh diggen!

Die Wax Wreckaz existieren also seit fast 16 Jahren, „länger als viele Ehen“, sinniert Busy, und spielen seither durchschnittliche „eineinhalb Gigs pro Woche“. Der Entschluss, das Ganze nur nebenberuflich zu praktizieren, fiel den

Bandmitglieder:
Claudio Blassnig (Busy Fingaz)
Sebastian Arman (Sensay)
Jakob Winkler (Juwee)
Armin Fuchs (Fu)

Der Sound der Wax Wreckaz in Worten:
Mitreißender, genreübergreifender, tanzbarer Sound, von Rap über Reggae bis hin zu verschiedensten Stilen elektronischer Musik. Immer deutlich zu erkennen: die Wurzeln im Hiphop!

Wo treten die Wax Wreckaz auf?
In Deutschland, der Schweiz, Österreich und Frankreich, auf Festivals (wie zuletzt am Frequency) und in Clubs.

Bekanntheitsgrad:

Zehn von zehn Noten

Mehr Infos
www.waxwreckaz.com