s ist zum Ohren zuhalten: Madame Marguerite (Catherine Frot) gehört zum französischen Hochadel, besitzt ungeachtet des gerade zu Ende gegangenen Ersten Weltkriegs noch immer Unmengen an altem Geld, geht aber dem falschen Hobby nach: dem Operngesang. So sympathisch die mittelalterliche Dame auch ist, singen kann sie in einem Ausmaß nicht, dass es schmerzt. Und wäre das viele Geld nicht, hätte man es ihr sicher schon gesagt. So aber hat jeder in Marguerites Umgebung seine ureigenen Gründe, Madame in ihrem Wahn zu belassen, eine Operndiva von Weltrang zu sein.
Für’s Geld geliebt.
Ihr Ehemann will den steten, von Marguerite ausgehenden Geldfluss nicht unterbrechen, der ihm zudem die Möglichkeit gibt, möglichst unbeobachtet einer Liaison Dangereuse nachgehen zu können. Dem hochadeligen Gesangskreis geht es ebenfalls um den Mammon, den auch der junge Musikkritiker, der Anarchist und die junge Sängerin nicht verschmähen. Dem schwarzen Butler wiederum ist daran gelegen, den einzigartigen Wahnsinn von Madame Marguerite weiter bestehen zu lassen, um aus ihm ein fotografisches Kunstwerk zu derivieren. Und würde Madame Marguerite nicht irgendwann beschließen, vor großem Publikum aufzutreten zu wollen, würde die
Farce wohl nie ein Ende nehmen. So aber droht der Bluff auf der Opernbühne aufzufliegen und Madame Marguerite steht kurz vor der schrecklichsten Entdeckung ihres Lebens: Nämlich jener, dass die Töne, die aus ihrem Mund kommen, mit Mozart nichts zu tun haben und nicht viel mehr ergeben als Katzenmusik.
Schmerzhaft langatmig.
Detailverliebt und mit viel Gespür fängt Regisseur Xavier Giannoli in „Marguerite“ das mondäne Zwischenkriegs-Frankreich ein. Seine Salons riechen nach teurem Parfum und altem Staub, seine Landschaften sind melancholisch wie die Hauptdarstellerin, seine Schauspieler sind gut ausgewählt und beherrschen ihr Handwerk. Dass die „Kunst der schiefen Töne“ dennoch nicht das reine (Opern)-Vergnügen ist, hat gleich mehrere Gründe. Erstens wirkt die von Florence Foster Jenkins Biografie inspirierte Geschichte zu konstruiert, um sie als wahr hinnehmen zu können. Zweitens sind mehr als zwei Stunden zu lange, um eine derartige Story schmerzfrei erzählen zu können. Und drittens und vielleicht am Wichtigsten: Die permanent danebenliegende Gesangsstimme Catherine Frots wird auf Dauer zu einer derart veritablen Nervensäge, dass man sich schließlich freut, wenn es vorbei ist. Und das ist nicht in jedem Fall ein Qualitätskriterium für einen Film.