Immer gebraucht wird:
Damenoberbekleidung, Kinderkleidung und legere Herrenbekleidung (keine Hemden und Anzüge) sowie leere Ikea-Schachteln, Geschirr, Spielzeug und Sportartikel.
2018: 140 Arbeitsplätze
64 Transitstellen für Langzeitarbeitslose – als Sprungbrett zurück auf den Arbeitsmarkt 28 Arbeitsplätze für ältere Arbeitsuchende ab 55 Jahren – als Sprungbrett auf den Arbeitsmarkt oder in die Pension 3 Geschützte Arbeitsplätze für Menschen mit Handicap – zur Integration ins Erwerbsleben 45 Schlüsselstellen – Leitung, Verwaltung, Sozialpädagogische Beratung, Jobfinding, Fachkräfte für den Verkauf und mehr
as Abgegebene übersteigt bei Weitem das, was wir für den Verkauf in unseren vier WAMS-Läden benötigen“, erklärt Andrea Romen, die den Verein bereits seit über 20 Jahren leitet. Es würde auch die personellen Ressourcen sprengen, all die gespendete Ware Stück für Stück zu sortieren. Deshalb werden die Altkleidersäcke zum Teil auch ungeöffnet nach Osteuropa weiterverkauft, wo wieder Second-Hand-Läden beliefert werden und dadurch Arbeitsplätze in wirtschaftlich benachteiligten Regionen entstehen. Nicht nur deshalb macht es durchaus Sinn, dem Verein WAMS Kleidung zu spenden. In Tirol sind durch das Sammeln, Sortieren und Verkaufen der ausgemisteten Textilien mittlerweile 133 Arbeitsplätze entstanden.
340 Container.
Ein weißer Lieferwagen hält vor der Müllinsel neben dem Landesfriedhof Mariahilf. Zwei Männer holen den Inhalt der gelben Altkleider-Boxen ab. Der Container ist einer von 340, die der Verein WAMS in Innsbruck und Umgebung aufgestellt hat. Die Männer sind Teil der „Flotte“, jener Abteilung des Vereins, die die nicht mehr gebrauchte Kleidung der Tiroler einsammelt. Die Flotte beschäftigt Langzeitarbeitslose und ältere Arbeitslose über 55 Jahren, die meist schicksalhafte Jahre hinter sich haben.
Keine Berufsausbildung, Lücken im Lebenslauf, Verschuldung, Sucht oder körperliche Handicaps – das Bündel an Problemen ist oft groß.
Arbeitsplatz als Sprungbrett.
„Bei uns sind auch Menschen, die jahrzehntelang in einer Firma gearbeitet haben und dann im Alter wegen gesundheitlicher Probleme gekündigt wurden oder deren Firma kurz vor ihrer Pension zugesperrt hat“, erzählt Andrea Romen. Darum hätte sie den Fokus in den letzten Jahren verstärkt auch auf ältere Arbeitslose gelegt. Denn während die Arbeitslosigkeit generell zurückgeht, steigt sie in dieser Altersgruppe an. 25 Jobs für Menschen ab 55 Jahren kann der Verein WAMS derzeit anbieten und ihnen so dabei helfen, ihre letzten Jahre bis zur Pension mit einer fixen Anstellung zu überbrücken.
//Auch für andere Altersgruppen bietet der Verein Hoffnung. In 61 sogenannten Transitstellen werden Langzeitarbeitslose für ein Jahr mit dem Ziel beschäftigt, dass sie später wieder in der Arbeitswelt Fuß fassen können. Dementsprechend anders gestaltet sich deshalb auch die Anstellung. Es sind Beschäftigungsverhältnisse mit Sozialversicherung, Rechten und Pflichten. Aber die Fehlertoleranz sei einfach etwas höher als in einem herkömmlichen Job, erklärt Andrea Romen. Zusätzlich zur Einweisung in ihren Arbeitsbereich werden die Mitarbeiter besonders auch in sozialen Kompetenzen wie Umgangsformen, Verhalten am Arbeitsplatz oder Verlässlichkeit geschult und in persönlichen Themen beraten.
Es gilt, die Resignation, die Menschen ohne Arbeit oft begleitet, abzubauen und den Blick auf das zu lenken, was in ihrem Leben funktioniert und ihr Selbstvertrauen zu stärken. In den letzten Monaten der Anstellung wird der Mitarbeiter in der Jobsuche unterstützt.
Bis in die Pension.
Beatrix ist 59 Jahre alt und auch sie hat beim Verein WAMS Arbeit gefunden. Sie wäscht in der Textilsortierung Kleidung und bereitet Ware für Sonderaktionen in den Second-Hand-Läden vor. Ihre Kinder seien noch klein gewesen, als ihr Mann einen Unfall gehabt hat, erzählt sie. Sie hätte schnell Arbeit gebraucht, die sie als Zimmermädchen in einem Hotel fand. 17 Jahre später musste sie die Stelle aufgeben, weil es ihr körperlich zu anstrengend wurde. Mit über 50 und ohne Ausbildung begab sie sich erneut auf Jobsuche – erfolglos. Drei Jahre lang musste sie sich mit Gelegenheits- und Aushilfsjobs oft ohne Anmeldung und Krankenversicherung über Wasser halten, bevor sie schließlich bei WAMS Arbeit und damit auch Sicherheit fand. Die ständige Ungewissheit habe ihr am meisten zu schaffen gemacht, erzählt Beatrix. In vier Monaten wird sie 60 und kann in Pension gehen. Ob sie sich freut? Lieber würde sie noch hierbleiben und weiterarbeiten, meint sie. Aber sie weiß, dass andere den Job dringend brauchen.
1.
Berge von verschlossenen Säcken, fein säuberlich sortierte Kistentürme, reihenweise Pelzmäntel, Ballkleider, Trachtenmode oder eine ganze Lagerhallen-Wand mit Jacken in allen Größen, Farben und Formen – in der Textilsortierung an der Haller Straße zeigt sich das wahre Ausmaß der Überflussgesellschaft und des Konsumwahns.
„Das Abgegebene übersteigt bei weitem das, was wir in unseren WAMS-Läden benötigen“
Andrea Romen, WAMS
2.
Die Betriebsleiterin der Textilsortierung Senija Bodner durchforstet die abgegebene Ware. Nur wenige Sekunden entscheiden über den weiteren Weg eines Kleidungsstücks. „Der hier“, sagt sie und hält einen schweren, hellen Strickpullover in die Höhe, „der ist unmodern, aber schön warm. Also bringen wir ihn den Obdachlosen.“ 25 Kisten pro Monat werden an die Kleiderausgabestelle des Vereins für Obdachlose in den Bögen geliefert.
3.
Gewaschen wird nur das, was verschmutzt ist. Schließlich wird das meiste bereits gewaschen und gebügelt aus den heimischen Kleiderschränken aussortiert.
4.
In der Textilsortierung werden monatlich rund 30 Tonnen Bekleidung sortiert, geprüft, gereinigt und für den Verkauf in den WAMS-Läden oder die kostenlose Belieferung sozialer Einrichtungen vorbereitet. Manches muss auch entsorgt werden. Vor allem die Billigkleidung der großen Moderiesen ist oft von so schlechter Qualität, dass sie selbst im Second-Hand-Bereich keine weitere Verwendung findet.
Es gilt, die Resignation, die Menschen ohne Arbeit oft begleitet, abzubauen.
5.
Der Verein WAMS wurde 1984 mit sieben Arbeitsplätzen gegründet, 2018 werden 140 Menschen in 11 WAMS-Betrieben (4 Läden, 4 Annahmestellen und Sortierbetriebe, 1 Radwerkstatt, 2 Betriebsstandorte für die Containersammlung) beschäftigt sein. Die Betriebsleiterin der Textilsortierung Senija Bodner ist eine von ihnen.