as, was fehlt“ bringt angeblich nun addendum.org, die Website gewordene Erwiderung auf „Quo vadis veritas?“. Am 25. September ist diese Rechercheplattform mit Hintergrundartikeln zu „Asyl“ gestartet. Seitdem versuchen auch schon Dossiers zu Terrorismus, Glücksspiel, Demokratie und Staat die hehre Frage „Wohin gehst Du, Wahrheit?“ zu beantworten. Noch waren die Grünen hier kein eigenes Thema. Wenn diese ein Addendum wert sein sollten, wäre das schon ihre dritte Gemeinsamkeit ausgerechnet mit Dietrich Mateschitz, dem Finanzier von QVV (so die Abkürzung für seine Medienstiftung Quo Vadis Veritas). Die bereits vorhandenen Schnittmengen liegen im grundsätzlich bedeutungsschwangeren Anspruch und der Selbsteinschätzung: „Das, was fehlt.“ Zu Letzterem haben die grünen Routiniers eine mindestens so vielfältige Beziehung wie der Red-Bull-Milliardär mit seinem jüngsten Start-up. Heute fehlt ihnen vor allem Geld, aber seit 1984 wird ihnen von Wahl zu Wahl bestätigt, dass ohne sie etwas fehlt – im demokratiepolitischen Gesamtkunstwerk Österreich. Das können sie zumindest bis 2021 sogar als Regierungspartei beweisen.
//In Wehmut um ihren aktuellen Rauswurf aus dem Nationalrat, in den sie vor 31 Jahren eingezogen sind, geraten vor allem die regionale Geschichte und Gegenwart dieser Ökopax-Zeugung zu Unrecht aus dem Blickwinkel. Das begann mit Kaspanaze Simma in Vorarlberg und endet frühestens mit Rudolf Anschober in Oberösterreich. Der eine brachte dort 1984 als Spitzenkandidat der Alternativen Liste (ALÖ) ein Wahlbündnis mit den Vereinten Grünen (VGÖ) auf Anhieb mit 13 % und vier Mandaten in den Landtag zu Bregenz. Der andere ist aufgrund des Proporzsystems sowie 2015 immerhin 10 % der Stimmen und sechs Sitzen noch bis zur nächsten Wahl in der Landesregierung zu Linz. Wenn alle Stricke reißen, ist der Worst Case der Grünen also ein Jahr ohne Regierungsverantwortung in Österreich – falls die kommende Koalition die Legislaturperiode planmäßig bis 2022 übersteht. Denn Oberösterreich, das Bundesland mit den wenigsten Wahlen, hat noch nie eine solche vorgezogen.
Der multiple Geburtsjahrgang 1986.
Dennoch wird der in der Nachwahlwoche gewonnene Fünffach-Jackpot im Lotto manch Grünen an das Jahr 1986 zurückdenken lassen. Es markiert nicht nur den Einzug ihrer mühsam fusionierten Partei in den Nationalrat, sondern ist auch das Geburtsjahr von Sebastian Kurz und 6 aus 45. Und im Gegensatz zum Glücksspiel sind die Grünen offenbar kein wirklicher Fixbestandteil der österreichischen Nationalkultur. Das liegt beim Lotto wie in der Partei auch an der Vermarktung. Dass Peter Pilz nach 31 Jahren erneut ins Parlament kommt, ist ein Indiz dafür. Der Veteran zeigt aber auch, dass die Weiterentwicklung der Inhalte nicht lapidar als ungehörige Populismus-Abweichung abgetan werden kann. Das Marketing ist leichter erlernbar als die programmatische Anpassung an neue Verhältnisse.