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NOVEMBER 2016

Chancen schaffen

Seit etwa einem Jahr gibt es „Ingenieure ohne Grenzen“ auch in Innsbruck. Aktuell wird das erste Projekt geplant: eine Schule in Mexiko. Vor Kurzem reiste ein Team dorthin, um die Gegebenheiten zu erkunden.

Fotos: Ingenieure ohne Grenzen Austria (3)
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rzte ohne Grenzen“ ist vielen ein Begriff, doch nur wenige kennen „Ingenieure ohne Grenzen“. Ihr Ziel ist es, Projekte mit technischem Schwerpunkt umzusetzen, um so die Lebensbedingungen von Menschen dauerhaft zu verbessern. „In Österreich gibt es ‚Ingenieure ohne Grenzen’ seit etwas mehr als drei Jahren, in Innsbruck erst seit einem Jahr“, erklärt Hannes Obergasser. Der 30-Jährige ist Bauingenieur und hat vergangenes Jahr gemeinsam mit der Architekturstudentin Manuela Siehs „Ingenieure ohne Grenzen“ nach Innsbruck gebracht. „Wie Hannes wollte ich mich gegen Ende meines Studiums hin sozial engagieren“, sagt die 25-Jährige. Kurzerhand gründeten sie die Regionalgruppe Tirol.

(Nach)gefragt.

Parallel zur Gründung bahnte sich bereits ihr erstes Projekt an: „EduZapa“. Dabei soll die kleine, baufälligen Grundschule Emiliano Zapata in Mexiko renoviert und ausgebaut werden. „Alles selbst auf die Beine zu stellen, war anfangs eine ziemliche Herausforderung.

Zum Glück haben uns die anderen Regionalgruppen unterstützt“, berichtet Siehs. Drei Monate nach dem ersten Treffen folgte die erste Informationsveranstaltung. Zur Überraschung beider Initiatoren gab es reges Interesse: Mehr als 70 Leute besuchten das Event, 20 davon sind sofort Mitglieder geworden. „Mittlerweile arbeiten rund 15 Ehrenamtliche regelmäßig mit. Darüber hinaus gibt es viele Freiwillige, die hin und wieder mithelfen.“

Teamwork hoch zwei. 

Das Team setzt sich längst nicht nur aus Bauingenieuren oder Architekten zusammen, sondern auch (angehende) Psychologen, Physiker, Geografen, Raumplaner, Mechatroniker oder Soziologen verstärken die Gruppe. Mitmachen kann prinzipiell jeder. Doch nicht nur die Gruppe stimmt sich ab, was umgesetzt wird. Das Projekt soll auch von der lokalen Bevölkerung mitgetragen werden. „Das Wort, das es wohl am besten beschreibt, ist technische Entwicklungszusammenarbeit.“ Schließlich geht es um gleichberechtigtes Arbeiten auf Augenhöhe.

„Das Wort, das es wohl am besten beschreibt, ist technische Entwicklungszusammenarbeit.“

Manuela Siehs

 

Die Kinder werfen den Müll überall weg. Was zur Folge hat, dass die Eltern den Müll fünf Stunden pro Woche am Schulgelände einsammeln. „Diese Zeit lässt sich anders investieren, wenn der eigene Abfall einfach in Mülleimer geworfen wird.“ Die Schule selbst liegt auf 2.700 Metern Höhe und ist baufällig. „Man würde es nicht glauben, aber durch die hohe Lage ist es dort wirklich kalt und feucht“, berichtet Siehs. Kaputte Fenster werden oft nur provisorisch mit Pappe abgedichtet. Viele Unterrichtsräume sind deshalb feucht und schimmlig. Neben dem Zustand der Häuser zählen Hangentwässerung und Wegbefestigung zu den weiteren Herausforderungen. 

Kulturen verstehen.

Bei Entwicklungszusammenarbeit geht es nicht nur um das Technische, sondern auch darum, Kulturen zu verstehen. „Auch noch so gut geplante Konzepte können nicht eins zu eins übertragen werden, weil diese natürlich durch unsere europäische Sichtweise geprägt sind“, erklärt Obergasser.

WELTWEIT ENGAGIERT

Der gemeinnützige Verein "Ingenieure ohne Grenzen Austria" wurde 2013 in Salzburg gegr¸ndet und ist Teil der internationalen Organisation "Engineers Without Borders". Weitere Infos gibt's auf der Facebook-Seite "Ingenieure ohne Grenzen Austria", per Mail an [email protected] oder auf der Homepage www.iog-austria.at. 

 

NACH MASS. Manuela Siehs (r.) vermisst mit einem Dorfbewohner das Schulgelände.