Ihr seid wahrscheinlich ziemlich erleichtert, dass es weitergeht. Habt ihr geweint? Justin Barwick: (lachend) Wir sind mehr als nur erleichtert. Wir waren an einem Punkt, an dem wir geglaubt haben, es geht endgültig nicht mehr weiter. Wir haben uns bereits nach anderen Optionen umgeschaut. Das Ganze ist eben nicht nur ein Club, sondern auch ein Business, verbunden mit einigen Arbeitsplätzen.
Warum war es so schwierig, den Vertrag zu verlängern? Barwick: Wir wissen die wahren Gründe nicht wirklich, aber wir glauben, dass sie privater Natur waren. Dem Vermieter war nicht klar, welchen Stellenwert der Club für uns hat. Es ist allgemein immer schwer, branchenfremden Personen die eigene Leidenschaft zu vermitteln. Es ist uns aber auch wichtig zu sagen, dass das nur unsere Annahmen sind. Wir hatten eigentlich schon aufgegeben und akzeptiert, dass wirklich Schluss ist – und gaben das auch so in der Öffentlichkeit bekannt. Daraufhin kam der Vermieter umgehend auf uns zu und es entstanden konstruktive Gespräche.
Andy Franzelin: Es gab Gerüchte bezüglich des Gebäudes selbst, dass es zu einer Wohnanlage umfunktioniert werden sollte. Wir denken, dass das auch in der fernen Zukunft kommen wird. Aber bis 2021 läuft unser Vertrag jetzt auf alle Fälle.
Wie geht’s nun weiter, kommt der „big change“? Barwick: Wir wissen nun, dass es weiter geht und befinden uns in der Planungsphase. Davor konnten wir nicht konkret agieren. Wir sind motivierter denn je, die Dinge anzugehen. Wir können sagen, dass der Weekender Club so richtig gut läuft. Es sind mehr Konzerte ausverkauft als jemals zuvor. Wir bekommen fantastische Rückmeldungen.
Anfänglich lag euer Fokus stark auf der britischen Musikszene. Jeder, der das Booking in der letzten Zeit mitverfolgt hat, bemerkt einen ziemlichen Wechsel. Barwick: Ja, wir haben uns in den ersten Jahren tatsächlich auf die britische Szene konzentriert, weil das einfach der heiße Scheiß zu dieser Zeit war. Die Leute hier in Innsbruck haben den Club dann als reinen Britpop-/Indie-Club wahrgenommen. Es hat einige Zeit gedauert, bis klar wurde, dass wir auch eine Plattform für Reggae, Hiphop, Metal etc. sind.
Ist das in gewisser Weise nicht eine Form von Beliebigkeit? Barwick: Unser Schwerpunkt ist einfach Livemusik und Punkt. Wir sind weder ein House- noch ein Technoschuppen, der nur tanzfreudiges Publikum ansprechen will. Das ist nicht wirklich unsere Szene und wir wollen mit diesen Clubs auch nicht konkurrieren. Wir haben persönlich auch einen sehr breiten Musikgeschmack, sind aber keine Snobs. Und es zählt für uns sehr wohl auch die kommerzielle Komponente – wir wollen Karten verkaufen.
Franzelin: Ich weiß, was du meinst, wir hatten tatsächlich noch nie so eine Bandbreite an Stilen im Club, aber diese Veränderung war ein natürlicher Prozess. Anfänglich ergab sich dieses ganze „Indie-Booking“, weil wir diese spezifischen Kontakte bereits hatten. Im Laufe der Zeit hat sich auch unser Geschmack verändert. Dass wir zum Beispiel jetzt auch Metal machen, hat sich nicht von Heute auf Morgen ergeben.
Übrigens: Ganz große Gratulation zum kommenden Saint-Vitus-Gig, den Legenden des Doom-Metal! Franzelin: (lacht) Yeah, da haben wir den Vorteil einer großen Bühne und einer richtig guten Anlage. Im Weekender sind einfach die perfekten Voraussetzungen für diese Art von Bands. Es ist ein Privileg, Bands zu bekommen, die sonst vor einem viel größeren Publikum spielen.
Barwick: Im Juni kommt Frank Turner, der kürzlich in der Wembley-Arena vor 12.000 Menschen gespielt hat, so viel zu diesem Thema.
Ich weiß, das ist eine Schülerzeitungsfrage, aber in der derzeitigen Situation der Erleichterung: Was sind eure persönlich wichtigen Erfahrungen mit dem Weekender? Franzelin: Was wir gemerkt haben, ist, dass Innsbruck ein fantastischer Ort ist, um Konzerte zu veranstalten. Es ist für die Leute hier jedes Mal eine Sensation, wenn ein großer Act ins Haus steht. Im Vergleich zu Wien, wo jede Woche irgendwas Großes über die Bühnen geht, sind diese Gigs in Innsbruck nach wie vor etwas Besonderes. Was wir in Sachen Clubführung gelernt haben, ist, dass die Dinge zyklisch passieren. Ich meine damit unter anderem den Geschmack der Leute, den Publikumszuspruch, das Aufsperren neuer Clubs.
„Es ist jetzt, wenn wir zurückblicken, eigentlich unglaublich, wie nahe wir an die ursprüngliche Idee herangekommen sind.“
Justin Barwick
Barwick: Vor zehn Jahren waren Andy und ich einfach gute Freunde, die gemeinsam in Europa Konzerte besucht haben. Den Weekender eröffnet haben wir aus reiner Frustration darüber, dass Innsbruck keinen Club in dieser Größe hatte. Es gab zwar die p.m.k, das Treibhaus und den Hafen, aber nichts, was diese spezifische, mittlere Größe hatte, die wir mit dem Weekender realisieren konnten.
Ihr hattet also von Anfang an eine Vision? Barwick: Wir hatten definitiv eine Vision und es ist jetzt, wenn wir zurückblicken, eigentlich unglaublich, wie nahe wir an diese ursprüngliche Idee herangekommen sind. Es ist einfach ein geiles Gefühl, Leute wie Pete Doherty, The Sugarhill Gang, Kurtis Blow etc. hierher gebracht zu haben. Einmal sind einfach so Queens of the Stone Age nach ihrem Auftritt beim Air & Style bei uns im Café reingeschneit. Solche Geschichten gibt es einige.
Franzelin: Was man trotz all der positiven Erfahrungen sagen muss: Es ist harte Arbeit, die Sache am Laufen zu halten! Man kann jetzt zurückblicken und sich freuen über all die großen Konzerte, aber das zählt alles nichts, wenn jeden Herbst neue Studenten kommen, die du wieder von deinem Club überzeugen möchtest.
Man hört von einem Umbau, wie sieht’s da aus? Franzelin: Das Café wird definitiv geschlossen und wir planen Neues mit den Räumlichkeiten.
Barwick: Wir hatten massive Einbußen wegen des Rauchverbots und wollen nun etwas komplett anderes aus dem Café machen. Es ist aber noch nichts Konkretes ausformuliert.
Vielen Dank für das Gespräch.
„Wir haben gemerkt, dass Innsbruck ein fantastischer Ort ist, um Konzerte zu veranstalten.“
Andy Franzelin