"Viele sind neugierig und wollen es einfach probieren."
Christoph Wopfner, CBD Innsbruck
Was ist CBD?
CBD ist ein nicht psychoaktiver (sprich: nicht berauschender) Bestandteil der weiblichen Hanfpflanze. Insgesamt kennt man rund 80 Wirkstoffe in der Hanfpflanze.
Warum ist CBD legal?
CBD-Produkte können wegen ihres geringen THC-Gehalts (also jenem des psychoaktiven Wirkstoffs Tetrahydrocannabinol) von unter 0,3 Prozent in Österreich legal erworben werden. Da es nicht berauschend ist, fällt es nicht unter die Suchtmittelverordnung.
"Das ist wie mit Bier und alkoholfreiem Bier. Für jemanden, der weniger kiffen will, kann die THC-freie Variante eine Alternative sein."
Gerhard Jäger, Drogenberater Z6
s sieht aus wie Gras, es riecht auch so. Im Gegensatz zu THC-haltigem Cannabis ist CBD aber legal, darf legal verkauft und auch gekauft werden. Dementsprechend ist Christoph Wopfner auch kein Dealer, sondern Unternehmer. Erst im Jänner hat er sich mit CBD Innsbruck selbstständig gemacht und erklärt, warum sein Geschäftsmodell legal ist: „CBD ist ein Bestandteil der weiblichen Hanfpflanze, wirkt nicht berauschend und ist damit laut Suchtmittelverordnung legal.“
//CBD wirkt also nicht psychoaktiv, wirkt nicht auf die Wahrnehmung und nicht auf das Nervensystem – kurzum: CBD macht nicht high. Verschiedene Studien schreiben CBD dafür diverse gesundheitliche Aspekte zu, es soll unter anderem schmerzstillend, entzündungshemmend oder auch antischizophren wirken und kann auch zum Beispiel bei Schlaflosigkeit helfen.
Diskret ohne Hanfblatt.
Aus diesem Grund sind viele Kunden von Christoph Wopfner Menschen, die in CBD eine alternative Heilpflanze sehen. „Viele sind auch einfach neugierig und wollen es probieren“, erzählt Wopfner. Und vermutlich ist auch der eine oder andere Konsument dabei, der bisher THC-haltiges Cannabis geraucht hat und nun die Vorzüge von CBD kennenlernen möchte.
//In jedem Fall wissen die meisten Kunden von CBD Innsbruck die mit dem Service verbundene Anonymität zu schätzen. Denn obwohl CBD legal und per gesetzlicher Definition kein Suchtmittel ist, ist damit trotzdem ein Stigma verbunden, weiß Wopfner: „Sobald ein Hanfblatt im Spiel ist, hat unsere Gesellschaft eine vorgefertigte Meinung und stempelt die damit verbundenen Konsumenten als Kiffer ab, die nur rumlungern und Tagträumen nachhängen.“
Sein Auto, mit denen er seinen Kunden seine Produkte liefert, trägt zwar sein Logo, auf ein auffälliges Hanfblatt hat er aber verzichtet.
Wer klärt auf?
Christoph Wopfner ist überzeugt, dass es beim Thema CBD noch mehr Aufklärung in der Bevölkerung braucht. Viele würden eben nicht glauben, dass es tatsächlich legal ist und auch tatsächlich nicht berauscht. Allerdings sind auch den Händlern die Hände gebunden, wenn es darum geht, über CBD zu informieren. „Ich darf keine Empfehlung über Anwendung und Wirkung geben“, erklärt Wopfner. Auf den Etiketten der Verpackungen steht folgender Hinweis: „Einnahme, Verwertung und Weiterverarbeitung werden nicht empfohlen und sind untersagt.“
Mögliche Alternative.
Man könne aber durchaus davon ausgehen, dass die meisten Kunden CBD rauchen, glaubt Gerhard Jäger, Drogenberater im Z6 in Innsbruck. Ob CBD in der Drogenarbeit sinnvoll eingesetzt werden kann? Prinzipiell ja, findet Jäger. Es helfe manchen Klienten dabei, ihren Konsum zu reduzieren oder sich das Kiffen überhaupt abzugewöhnen. „Das ist wie mit Bier und alkoholfreiem Bier. Für jemanden, der weniger kiffen will, aber nicht auf den Geschmack oder das Ritual verzichten will, kann die THC-freie Variante eine Alternative sein.“ Was die Wirksamkeit anbelangt, gäbe es verschiedene Gruppen von Menschen, erzählt er. Manche fänden es körperlich entspannend und hilfreich beim Einschlafen, andere wiederum merken davon nichts. „Jene, denen es um das Ritual und um den Geschmack geht, sind eine dritte Gruppe.“
3 Fragen an Dr. Andreas Schlager
Leitender Oberarzt an der Universitätsklinik für Anästhesie und Intensivmedizin Innsbruck
6020:
Verschiedene Studien schreiben CBD verschiedene gesundheitliche Effekte zu. Wie stufen Sie CBD medizinisch ein? Andreas Schlager: Die dem CBD zugeschriebenen Wirkungen sind wissenschaftlich sicher nicht bestätigt. Der Großteil der bisher vorliegenden Studien entspricht nicht den Studienstandards, die einen medizinisch belegbaren positiven Effekt von CBD bestätigen würden. Es ist auch nicht gesichert, wie weit CBD langfristig gesundheitliche Schäden verursachen können. Von einer Euphorie über die Wirkungen von CBD sollte daher unbedingt Abstand genommen werden, weil dadurch bei Patientinnen und Patienten Hoffnungen geweckt werden, die diese Produkte nicht erfüllen können.
Bei welchen Patientengruppen kann der Einsatz von CBD Sinn machen? Da die Wirkung von CBD bislang wissenschaftlich nicht bestätigt ist, sehe ich keine Indikation für CBD als Standardtherapie. Sollten alle etablierten medizinischen Maßnahmen bei Patientinnen und Patienten mit speziellen Formen von Schmerzen, chronisch entzündlichen Darmerkrankungen, Gelenkentzündungen, Übelkeit, aber auch psychiatrischen Erkrankungen usw. nachweislich nicht helfen, kann gegebenenfalls ein kontrollierter Behandlungsversuch mit CBD erfolgen. Eine Weiterverordnung darf jedoch nur bei nachweislich positivem Ansprechen erfolgen.
Darüber hinaus: Wie bewerten Sie eine Legalisierung von Cannabis zu medizinischen Zwecken? Wenn Cannabis unter kontrollierten medizinischen Bedinungen in Apotheken abgegeben wird, könnte dies für ausgewählte Patientinnen und Patienten einen Vorteil bringen. Voraussetzung ist für mich jedoch, dass andere, konventionelle Behandlungen nicht mehr greifen (zum Beispiel bei Tumorpatienten) und die Patientin oder der Patient nachweislich positiv darauf anspricht.
Vielen Dank für das Gespräch.
In Frage stellt Gerhard Jäger die gesundheitlichen Aspekte, die CBD nachgesagt werden: „Wenn man sich Studien anschaut, die mit acht Personen oder mit Ratten und Mäusen durchgeführt wurden, ist das für mich nicht wissenschaftlich.“ Dieser Meinung ist auch der Innsbrucker Arzt Andreas Schlager, mit dem 6020 über den medizinischen Sinn von CBD gesprochen hat (siehe Interview).
Hype mit Ablaufdatum.
Warum CBD bzw. der Hype darum plötzlich da ist, kann sich Gerhard Jäger auch nicht zur Gänze erklären. In der Schweiz sei es zum Beispiel schon lange am Markt, hierzulande ist es im vergangenen Herbst plötzlich aufgetaucht und hat sich relativ schnell etabliert. Daher stellt der Drogenberater sich auch die Frage, wie lange dieser Hype anhalten wird: „Um wieder auf das alkoholfreie Bier zurückzukommen: Wenn ich eine Bar eröffne, in der nur alkoholfreies Bier ausgeschenkt wird, darf man wohl auch gespannt sein, wie lange diese Bar gut läuft.“
Was kostet’s?
1 g CBD ist – je nach Sorte oder Verkäufer – ab ca. 11 Euro erhältlich. Darüber hinaus wird CBD in anderen Produkten wie Ölen verarbeitet.
Wo kann man’s kaufen?
CBD ist in diversen Shops in Innsbruck erhältlich, aktuell zum Beispiel hier: Evergreen Shop, Legra CBD, Sonnenallee, Tiroler Hanfhaus oder Zur Blüte. CBD Innsbruck liefert nach Hause. Ganz neu hat auch der Getränkedienst Inndrinks CBD in sein Sortiment aufgenommen – und man kann wohl davon ausgehen, dass noch weitere dazukommen werden.
Und wenn man von der Polizei kontrolliert wird?
Die Polizei darf das CBD mitnehmen, um es zu testen, muss es dem Besitzer aber wieder zurückgeben – vorausgesetzt, es handelt sich tatsächlich um CBD.
Ist medizinisches Cannabis in Österreich legal?
Nein, Cannabis in Pflanzenform darf in Österreich nicht medizinisch eingesetzt werden, erlaubt sind nur synthetische Extrakte, also Präparate mit den Inhaltsstoffen THC und CBD. Für medizinische Zwecke angebaut werden darf Cannabis nur von der staatlichen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (Ages).