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MÄRZ 2018

Casablanca, Innsbruck und der Rest der Welt

Ihr Leben taugt zum Filmstoff: Mustapha und Fouad aus Casablanca sind zunächst Breakdance-Konkurrenten, dann Freunde. Der Liebe wegen ziehen beide nach Innsbruck. Als „The Wolfer“ und „Lil Zoo“ batteln sie jetzt nicht nur gegen die besten Breakdancer der Welt, sondern
auch gegen Vorurteile.

Foto: Axel Springer

Die Geschichte des Breakdance

Breakdance entstand Anfang der 1970er Jahre auf den Straßen von New York. Damals haben sich vor allem afroamerikanische Jugendliche der Stadtteile Manhattan und der Bronx brutal bekämpft. Breakdance entwickelte sich als Ersatz für körperliche Gewalt. Anstatt sich zu prügeln, trugen viele Gangs (auch Crews genannt) sogenannte Battles aus, bei denen es darum ging, die bessere Tanzperformance als die Rivalen abzuliefern. Heute ist Breakdance eine weltweit verbreitete und anerkannte Tanzform. In Korea etwa sind Breakdancer Superstars, es gibt Comics mit Breakdance-Heroen und Musicals, in denen Breakdancer die Welt retten.

WELTBEKANNT. Fouad Ambelj ist Mitglied der Tanzcompany „Flying Steps“.
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er 25-jährige Mustapha Ajdour und der 23-jährige Fouad Ambelj sind täglich zum Tanzstudio „Street Motion Studio“ in den Innsbrucker Bögen unterwegs. Die beiden sind Österreichs beste Breakdancer und trainieren jeden Tag. „Manchmal zwei Stunden lang, manchmal sogar fünf Stunden“, erklärt Fouad. Mehrmals in der Woche geben sie auch Kindern Breakdance-Unterricht. In ihrer Heimat Casablanca, der größten Stadt Marokkos, sind die beiden schon fast so etwas wie Promis. „In Casablanca werden wir auf der Straße erkannt und um Selfies gebeten. Das liegt daran, dass wir uns über viele Jahre einen Namen als Tänzer gemacht haben. Ich bin bereits als Kind in Fernsehspots aufgetreten, außerdem habe ich im Libanon mit meiner Tanzcompany bis zum Halbfinale an einer Fernseh-Talenteshow teilgenommen“, erzählt Mustapha. 

Schicksalhafte Freundschaft.

Die Freunde verbindet vieles, beide kommen aus bescheidenen Verhältnissen: Mustapha musste als Kind in den Sommerferien in Textilfabriken arbeiten, Fouad konnte sich in der Schulzeit keine neuen Hefte und Bücher leisten. Als Jugendliche beginnen sie auf der Straße mit Breakdance und steigen schnell zu kleinen Stars auf.

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Aus einer anfänglichen Rivalität wird schnell eine schicksalhafte Freundschaft: Bei einem internatio-nalen Breakdance-Wettbewerb in Marokko lernt Mustapha seine heutige Frau kennen, eine Innsbrucker Breakdancerin namens Sinan. Eine gute Freundin von Sinan verliebt sich in Fouad und nach einigen Jahren Fernbeziehung ziehen die beiden Burschen mit Anfang 20 der Liebe wegen nach Tirol. Mustaphas Hochzeit fand 2017 in Marokko statt. Zur Hochzeit flogen auch ein Dutzend Innsbrucker Freunde dorthin.

„Sie waren alle sehr begeistert vom Land und haben sich gleich nach Preisen für Ferienwohnungen erkundigt.“

Andere Lebenswelten.

Mustaphas und Fouads Heimatstadt Casablanca ist mit knapp über drei Millionen Einwohnern die größte Stadt Marokkos. „Casablanca ist eine sehr laute und hektische Stadt, eine richtige Metropole halt. Dort kann man nirgends so richtig abschalten, nur am Strand. Innsbruck ist genau das Gegenteil von Casablanca, ich empfinde es als eine sehr chillige Stadt. Die Natur ist perfekt zum Erholen“, findet Fouad. Mustapha schätzt an seinen Landsmännern vor allem die Offenheit, Hilfsbereitschaft und Gastfreundschaft. „Sogar, wenn Menschen nicht viel haben, wollen sie gern anderen was geben. In einem Souk kann es gut sein, dass man von Fremden zum Essen eingeladen wird.“ Nichtsdestotrotz ist Marokko für Mustapha ein Land, in dem die Bewohner um sehr vieles kämpfen müssen. „Das wird einem erst bewusst, wenn man woanders wohnt. Ich würde mir wünschen, dass die Menschen in Innsbruck ihr Leben und die Möglichkeiten zu schätzen wissen.“ 

Leben aus dem Koffer.

Mustapha und Fouad sind fast jedes Wochenende unterwegs: Sie nehmen an Bewerben teil, sitzen in Jurys, geben Workshops und entwickeln Projekte. Beide sind in verschiedenen Tanzcompanys aktiv. Fouad ist mit der weltbekannten Tanzcompany „Flying Steps“ unterwegs. Mit dem Programm „Red Bull Flying Bach“, in dem Klassik auf Breakdance trifft, touren sie um die ganze Welt. Mustapha ist Mitglied bei der Tanzcompany „Hungry Sharks“. 

„In Casablanca werden wir auf der Straße erkannt und um Selfies gebeten.“

Mustapha Ajdour
Bei einem internationalen Breakdance-Wettbewerb in Marokko lernt Mustapha seine heutige Frau kennen, eine Innsbrucker Breakdancerin.

"Fouad ist der Stärkere, ich der Geschmeidigere."

Mustapha Ajdour

Die Merkmale des Breakdance

Beeinflusst wurde die Tanzform unter anderem von der Kampfsportart Kung Fu, von Bodenturnen und dem brasilianischen Kampftanz Capoeira. Breakdance besteht aus folgenden Elementen:

 

Footworks:

So werden die Tanzschritte genannt, die am Boden gemacht werden.

Freeze:

Der Tänzer "friert" in einer Pose ein und bleibt so für einige Sekunden stehen. Beispiele: Babyfreeze (man steht auf beiden Händen und stützt das Gewicht des Körpers auf die Ellbogen) oder Airfreeze (man steht auf einer Hand und macht Posen mit den Beinen).

 

Top Rocking:

Dieser Begriff bezeichnet das Tanzen im Stehen.