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MÄRZ 2015

Von Beruf Bilderbuch

Bilderbuch sind so ziemlich das Coolste, was die österreichische Musikszene derzeit zu bieten hat. Am 11. März gastieren sie im Weekender Club, im 6020-Interview erzählt Gitarrist Michael Krammer vom Rock’n’Roll-Leben und dem Erfolgskonzept der Band.

Illustrationen Monika Cichon Fotos: Niko Ostermann

 

Ö

sterreicher machen bessere Popmusik als Deutsche“, tönte es letzten Herbst aus der Musikredaktion der „Süddeutschen Zeitung“. Gemeint war damit die Band Bilderbuch. Und ja, die vier Jungs aus Oberösterreich werden immer erfolgreicher, sämtliche Konzerte ihrer aktuellen Österreich-Tournee sind ausverkauft. 6020 stellt fest, dass man zu ihrem Sound wunderbar twerken UND headbangen kann. Lieben muss man die frechen Beckenverdrecker (Textzitat aus „Plansch“) aber vor allem für ihren Schmäh. Womit auch Bilderbuch-Gitarrist Michael Krammer im Interview nicht knausert.

„Was man zu Songs wie ‚Spliff‘ sonst so machen kann, das wissen die Kinder schon selbst.“

6020

Was seid ihr von Beruf? Lebt ihr jetzt das klassische Rock’n’Roll-Leben inklusive Verwüstung von Hotelzimmern? Michael Krammer: Von Beruf sind wir Bilderbuch! Und das mit dem Hotelzimmer-Klischee ist immer so eine Sache: Wir geben uns Mühe, unserem unstillbaren Drang nach Zerstörung nicht allzu viel Freiraum zu lassen, aber letzten Festival-Sommer haben wir schon mal den einen oder anderen Zahnstocher mitgehen lassen. Darf ich vorstellen: Bilderbuch, die gefährlichste Band Österreichs.     

Bitte sagt uns, dass ihr euren Song „Maschin“ immer noch gerne spielt ... Klar, ist doch ein super Song. Es ist jetzt nicht so, dass wir den Hals davon nicht voll kriegen können und deshalb nebenbei noch in diversen Bilderbuch-Coverbands spielen, um unseren enormen „Maschin“-Durst zu stillen, aber wir spielen jedes unserer Babys unglaublich gerne. Wenn wir zum Beispiel vor Leuten auftreten, die die Songs zum ersten Mal live hören und deshalb dann mega-happy sind, dann sind wir das auch.

Euch gibt es ja schon länger als Band, der große Erfolg kam erst nach zehn Jahren Bandgeschichte mit der „Feinste Seide EP“ 2013 – was war der Schlüssel zum Erfolg? Der gelbe Lamborghini im „Maschin“-Video? Der größte Erfolg ist es, nach zehn Jahren immer noch Musik machen zu dürfen und immer noch nicht annähernd das Gefühl zu haben, alles gesagt zu haben. Ja klar, wir haben aus der Vergangenheit gelernt und mit „Feinste Seide“ angefangen, eigentlich total offensichtliche Kleinigkeiten richtig zu machen, wie etwa einen „Sommersong“ nicht im Winter, sondern im Sommer zu veröffentlichen. Und dass wir in die starke Farblichkeit und den gewissen Look reingekippt sind, das ist sehr offensichtlich, wenn man sich unsere Videos ansieht. Der Schlüssel zum Erfolg ist es aber, sich zu befreien und nicht an so etwas wie Erfolg zu denken, das hat noch keinem etwas gebracht.

Was waren eure Erfahrungen beim Eurosonic Festival? Das soll ja eine regelrechte Börse für Festivalbands sein. Da wir nur für einen Tag in Gröningen waren, haben wir natürlich nicht die volle Bandbreite des Festivals mitbekommen. Aber dort spielen ja anscheinend wirklich 400 Bands in drei Tagen und das Publikum besteht gefühlt zu 90 Prozent aus Bookern, Veranstaltern und sonstigen Businessleuten. Da kann man sich auf der Bühne auch schon mal fühlen wie ein auktionierter Ochse auf dem Viehmarkt.

Bilderbuch im Interview

Stylemaster. Sänger Maurice (2. von rechts) ist laut „GQ“ der „Best dressed Man“ von Österreich.

Bilderbuch im Interview

Bilderbuch spielen am 11. März im Weekender Club.

Das Konzert ist seit Wochen restlos ausverkauft, 6020 verlost noch zwei Konzertkarten auf Facebook – watch out! Das neue Album „Schick Schock“ ist seit 27. Feber im Handel erhältlich.

Und welche Situationen inspirieren euch? Wir haben im Laufe des letzten Jahres, wenn wir gerade nicht am Produzieren waren, immer wieder mal kurz die Playstation angeworfen. Gespielt haben wir allerdings nur ein Spiel: „Sonic & All-Stars Racing Transformed“. Das ist der Wahnsinn. Inspirierend kann also theoretisch alles sein, oder auch nichts, das hängt von sehr vielen Faktoren ab.

Euer Sänger Maurice ist laut „GQ“ der „Best Dressed Man“ von Österreich. Wie fühlt er sich wohl dabei, offiziell besser gekleidet zu sein als Sebastian Kurz auf Platz 5? Eigentlich müsste ja ich auf Nummer 1 der besagten Liste stehen, ich meine mal ehrlich, das ist doch offensichtlich, oder? Wahrscheinlich hat Maurice die bestechen müssen, denn ansonsten wär er höchstens auf Platz 2 gelandet. Natürlich ein Scherz, er sieht blendend aus. Aber egal, gut fühlen tun wir uns ohnehin, dazu brauchen wir keine oberflächlichen Lobeshymnen.

Vielen Dank für das Gespräch.