Wir empfehlen
MÄRZ 2015

Stark ist das neue sexy

Statussymbol Auto – war früher! Jetzt heißt es: Statussymbol Fitness! Das Geschäft mit dem Körper boomt im Frühling – auch aufgrund des wachsenden weiblichen Ehrgeizes. „Fit statt skinny“ lautet die Devise. 6020 hat sich mit Mike Owo, einem der bekanntesten Innsbrucker Fitnesstrainer, getroffen.

Interview: Denise Neher
Fotos: Dominique Huter

„So wie die meisten trainieren, ist es reine Zeit­verschwen­dung.“

6020

Was sagst du als Personal Trainer zum neuen Fitnesstrend, vor allem unter jungen Frauen? Mike Owo: Bewegung ist immer gut. Ich beobachte den Frauen-Fitnesstrend seit etwas mehr als einem Jahr und glaube, er wird noch größer. Sportliche Menschen sind im Beruf leistungsfähiger. Beim Sport trainiert man das Gehirn, die Willenskraft und Fokussierung. Manche Frauen übertreiben allerdings, Fatburner-Produkte sehe ich sehr kritisch.

Bei solchen Muskelbergen, wie du sie hast, drängt sich die Frage auf, ob die nur vom Sport kommen? Ich nehme Eiweißpulver und Kreatin zu mir, sonst nichts. Ich habe noch nie etwas anderes ausprobiert, das würde ich meinem Körper nicht antun. Dazu trainiere ich vier- bis fünfmal die Woche im Fitnessstudio.

Warum bist du Personal Trainer geworden? Sport hat mich schon immer fasziniert. Ich bin eigentlich ein ganz schlaksiger Typ und habe es immer gehasst, dünn zu sein. Meinem Körpertyp entsprechend habe ich das für mich richtige gefunden. Ein „Arnold Schwarzenegger“ kann ich mit meinem Körpertyp allerdings nie werden. Das Personal Training, das ich anbiete, ist auf den Körpertyp zugeschnitten und höchst individuell.

Früher waren Personal Trainer nur etwas für Stars. Leisten sich inzwischen immer mehr „Normalos“ einen Personal Coach? Definitiv. Ich coache Studentinnen, Businessfrauen – da ist alles mit dabei. Ich spreche nicht öffentlich über meine Preise, aber manche fragen mich, warum bist du so teuer? Weil man nicht eine Stunde kauft, sondern jahrelanges Wissen.

Warum braucht es einen Personal Trainer? So wie die meisten trainieren, ist es reine Zeitverschwendung. Die meisten, vor allem die Männer, nehmen beim Krafttraining viel zu viel Gewicht und führen die Übungen falsch und schlampig aus. Viele reißen ihr Programm einfach nur runter und sind zu wenig konzentriert und fokussiert bei der Sache. Man muss sich auf den Muskel konzentrieren, den man trainiert, sonst darf man sich nicht wundern, wenn es keine Erfolge gibt.

Was sind deine Tipps für die perfekte Strandfigur? Tipps bringen nichts. Jeder ist anders und für jeden ist etwas anderes richtig. Viele haben das falsche Ziel. Das Ziel „Sixpack“ motiviert dich wahrscheinlich nur ein paar Wochen. Man braucht ein größeres Ziel. Eine tiefere Motivation ist ein besseres Leben, ein Wohlfühlen im eigenen Körper. Eine meiner Klientinnen hat nicht nur unzählige Kilos verloren, sondern gleich ihr ganzes Leben verändert. Sie strahlt jetzt richtig und ist ein neuer Mensch.

Wie schaut es mit Ernährungstipps aus?
Ernährung und Sport gehören unbedingt zusammen, das ist schon mal klar. Ich halte nicht von Diäten, von Low Carb oder sonstigen genau vorgeschriebenen Ernährungsformen. An die Damen: Wenig essen ist Bullshit. Die Leistung fällt ab, die Motivation sinkt und der Körper beginnt wie in einer Notsituation Fettreserven anzulegen. Man muss herausfinden, was man wann essen kann, ohne müde zu werden.

Man hört immer: Fitnesstrainer verdienen so schlecht. stimmt das? Ich habe mit meinen Social-Media- und Coachingtätigkeiten mehrere berufliche Standbeine und verdiene sehr gut. Allerdings kenne ich die Problematik anderer Trainer. Das Wichtigste ist, so wie immer im Leben: Man muss sich abheben und neue Wege gehen.

Lebst du gern in Innsbruck? Ich finde, manche Leute sind hier zu engstirnig. Ein Umzug wird in den nächsten Jahren schon zum Thema werden.

Vielen Dank für das Gespräch.  

„An die Damen: Wenig essen ist Bullshit.“