amenspatron Walther von der Vogelweide hätte seine Freude gehabt: Im Waltherpark in St. Nikolaus tut sich in diesem Sommer einiges. Verantwortlich dafür ist der Verein Vogelweide, der aus dem Bürgerbeteiligungsprozess Anpruggen entstanden ist. „Ich habe die Idee 2014 grob formuliert und sie dann gemeinsam mit den anderen Vereinsmitgliedern weiterentwickelt“, blickt Obmann und Innkeller-Besitzer Toni Wechselberger zurück. Im Herbst 2015 fanden die ersten Veranstaltungen statt, über die Wintermonate wurde das Konzept konkretisiert. „Wir haben uns jeden Mittwoch getroffen und über die Details diskutiert“, erzählt Vereins-Kassierin Susanne Grüner-Ehrenstrasser.
Sichtbar für alle.
Mit Beginn der Freiluftsaison war dann auch endlich die Bauerlaubnis für den Holzpavillon da, der als Bühne, abschließbarer Aufbewahrungsort, Bar und Küche in einem dienen soll. „Das ist quasi die Werkzeugkiste für die Dinge, die wir brauchen, um die Vogelweide zu bespielen“, sagt Vinzenz Mell. Mell, der ebenso wie Grüner-Ehrenstrasser in der Innstraße wohnt, kennt sich mit der Belebung von nicht genutzten Plätzen und Räumen in Innsbruck aus – zuletzt war er beim Motel an der Grassmayrkreuzung aktiv.
Für die Vogelweide gibt es vorerst eine Genehmigung für zwei Jahre.
Der Unterschied zwischen diesen Projekten liegt für ihn auf der Hand: „Das Besondere am Waltherpark ist die Frequenz. Hier kommen ständig Leute vorbei, ob zu Fuß oder am Rad. Dadurch ist alles, was wir machen, ein offener Prozess.“ Durch diese Offenheit fühlen sich auch die Anrainer nicht überrumpelt. Toni Wechselberger: „Die sehen ja, was sich hier entwickelt. Teilweise waren die Arbeiten für den Pavillon eher ein Baustellenpicknick, weil sich immer wieder Leute dazugesellt haben.“
Belebungsversuche.
Dass sich der Stadtteil St. Nikolaus/Mariahilf verändert, ist nicht zu übersehen. Immer mehr junge Menschen ziehen in die Gegend, es gibt neue Lokale und Kreativplätze. Der Waltherpark war bis vor kurzem aber immer der „Schandfleck“ der Gegend. „Wir als Anrainer sagen seit 20 Jahren, dass das eine Verschwendung eines tollen Erholungsraums ist“, erzählt Susanne Grüner-Ehrenstrasser.
//In den letzten Jahren gab es immer wieder Versuche einer Belebung: Für die Architekturtage 2008 hatten columbosnext die Plattform „... ich will an den Inn“ errichtet. 2012 stellte die Tortenwerkstatt direkt neben der Innbrücke die stattSTUBE auf – ein öffentliches, frei nutzbares Bauobjekt, das von den Innsbruckern gut angenommen wurde.
Fast schon zu gut, denn die Anrainerbeschwerden häuften sich. Diese Erfahrung ist den Innstraßen-Bewohnern und auch den Verantwortlichen im Rathaus in Erinnerung geblieben – leider nicht nur positiv. Für die Vogelweide gibt es vorerst eine Genehmigung für zwei Jahre, „wenn die Stadt sieht, dass wir das anständig machen, geht es wohl auch danach weiter“, ist Toni Wechselberger optimistisch.
Flaschen, Tschick und Klo.
Zur „anständigen Abwicklung“ des Projekts Vogelweide gehören eine verlässliche Einhaltung der Nachtruhe ab 22 Uhr und die Konsumfreiheit bei Veranstaltungen. Es gibt zwar Getränke, für diese werden aber nur freiwillige Spenden verlangt. „Wir wollen die Besucher erziehen, dass sie mit dieser Spende nicht nur den Warenwert abdecken, sondern auch ihre Wertschätzung gegenüber den Künstlern zeigen“, sagt Vinzenz Mell. Bis jetzt erfährt die Vogelweide kaum Unterstützung von der öffentlichen Hand, gerade einmal die Kosten für die Baumaterialien und eine kleine Aufwandsentschädigung flossen in die Vereinskasse. Umso mehr freut man sich über Unterstützung der Anrainer – „uns hat auch schon mal jemand 500 Euro gespendet, das ist natürlich toll“.
„Ich habe die Vogelweide-Idee 2014 grob formuliert.“
Toni Wechselberger
Die rücksichtsvolle Nutzung des öffentlichen Raums betrifft auch die Sauberkeit der Wiese. Vinzenz Mell: „Wir bitten alle Besucher, Glasflaschen wieder mitzunehmen oder zumindest den Müll anständig zu entsorgen. Und auch keine Zigarettenstummel auf der Wiese zu hinterlassen – nach der Open-Mic-Session haben wir fast eine Stunde Stummel zusammengesucht.“
//Dass es im Waltherpark keine öffentliche Toilette gibt, stört die Vogelweidler ebenso wie die Veranstaltungsbesucher. „Das wäre schon sehr wichtig, dass wir ein fixes Klohäuschen bekommen. Es sind ja auch untertags zahlreiche Kinder, Eltern und auch Senioren im Park“, findet Susanne Grüner-Ehrenstrasser.
Radio und Events.
Das Programm auf der Vogelweide wird bewusst offen gehalten – im Grunde kann sich jeder melden, der eine Idee hat, gerne auch spontan. Bis jetzt sind Lesungen und Ausstellungen geplant, es gab auch schon Konzerte, Märkte und Theatervorführungen auf der Vogelweide. Von Donnerstag bis Samstag gibt es eine Dauergenehmigung, für alle anderen Tage kann relativ unkompliziert eine Zusatzgenehmigung angefragt werden.
//Ein besonderes Projekt ist die Radiosendung fmVOGEL, die ab Juli auf Freirad gesendet wird. Während der Übertragung können sich Interessierte umgebaute alte Radios ausleihen und auf der Waltherpark-Wiese dem Programm lauschen.
„Hier kommen ständig Leute vorbei. Dadurch ist alles, was wir machen, ein offener Prozess.“
Vinzenz Mell
Das Programm
Für Juli sind bisher zwei Veranstaltungen auf der Vogelweide fixiert:
Am 7. Juli findet ab 19 Uhr ein Swing-Dance mit der Liveband Los Brillos statt und am 30. Juli gibt es ein Ranggel-Turnier.
Alle Infos zum laufenden (und oft sehr kurzfristigen) Programm findet man auf der Website www.vogelweide.org und auf Facebook!
Anfragen können an [email protected] gestellt werden.