ie massiven Buchstaben, die das Wort BRUX bilden, erinnern an vier eckig geblockte Game-Charaktere aus „Pacman“. „Es dauert ein paar Sekunden, bis man es entziffert hat, aber dann erlebt man einen Aha-Effekt, der in den Köpfen hängenbleibt“, erklärt Carmen Sulzenbacher, Geschäftsleiterin des Theaters. Für den neuen Namen hätte das BRUX-Team kaum einen besseren Zeitpunkt als den fünften Geburtstag wählen können: Im Dezember wurde viel über das Theater berichtet und gesprochen. Die neue Marke scheint ihren Zweck bereits zu erfüllen.
//„Am besten entfaltet sich der Name, wenn jemand sagt ‚Ich gehe ins BRUX’, was schon rein phonetisch gut zur Stadt passt,“ sagt Michaela Senn, Vize-Obfrau des Theatervorstands. Der Entschluss zur Namensänderung fiel bereits vor einigen Monaten, um von der zu allgemeinen Bezeichnung „Freies Theater“ wegzukommen. Und zwar zugunsten eines präziseren Charakters, der passende Assoziationen weckt. So kann BRUX an eine Brücke als Verbindungselement erinnern, als fiktives Flughafenkürzel für einen metaphorischen Lande- und Abhebeplatz durchgehen oder sich vom Fachterminus „Bruxismus“ für Zähneknirschen ableiten. Damit wird ein Phänomen bezeichnet, das gut zur Off-Szene passt: Sie agiert im Untergrund und will von dort aus die Gesellschaft aushebeln, nicht mehr und nicht weniger. Ein wahrlich aufreibendes Unterfangen, das man mit Interdisziplinarität und großer Experimentierfreude angehen will. Die Akteure, die diese ambitionierte Plattform bespielen, sind nämlich viele.
Profil geschärft.
Im vergangenen Jahr wurden im BRUX knapp 100 Produktionen und 200 Vorstellungen betreut, insgesamt standen dafür 830 Künstlerinnen und Künstler auf der Bühne. Diese stammen zum Großteil aus der Stadt und Umgebung, es sind aber auch manchmal Gastspiele aus Wien, Salzburg oder Südtirol zu Besuch. Die Nachfrage bleibt konstant hoch, die meisten Spieltermine für 2018 sind so gut wie belegt.
Das Programm kuratiert sich durch die Nachfrage, die von einem fünfköpfigen Vorstand besprochen und genehmigt wird. Für die Produktionen werden keine Mietspesen verrechnet, dafür fließen 20 Prozent der Einnahmen retour ans BRUX, unabhängig vom Erfolg – ein Konzept, das die Arbeit in der freien Szene ungemein erleichtert. Zudem gibt es professionelle organisatorische und technische Unterstützung. Gefördert wird das BRUX durch Stadt- und Landesförderungen von insgesamt 206.000 Euro. Damit sind vor allem die Kosten für Miete und vier Teilzeitangestellte gedeckt. Freilich nicht inkludiert sind die große Aufopferung und Leidenschaft, mit der die Akteurinnen und Akteure ans Werk gehen.
//Die Idee, der professionellen freien Szene einen eigenen Raum zu geben, war bereits vor 15 Jahren ein großer Wunsch aller Beteiligten. Bis er jedoch 2012 erfüllt werden konnte, hatten weitere Gruppen wie das Theater praesent, das Staatstheater und das Westbahntheater ihre Bleibe bereits gefunden. Bedarf an einer weiteren freien Spielstätte gab es aber nach wie vor, das Haus ließ sich mit einer Mischung aus professionellen und nicht professionellen Projekten füllen. Insgesamt ist Innsbrucks freie Theaterszene wie ein großer Archipel aufgebaut, mit kleinen Inselchen, die jeweils ihr Stammpublikum bedienen. Aber man kennt, schätzt und vernetzt sich, das war auch ein Fazit aus einem Treffen, das im Rahmen der BRUX-Jubiläumsfeier stattfand. In dieser Konstellation will das BRUX den Relaunch auch nutzen, um die eigene Entwicklung gezielter zu kommunizieren: „Wir wollen ihn als Marke für all die spannenden Sachen etablieren, die bei uns entstehen, und zwar unabhängig von den jeweiligen Gruppen mit Stammpublikum“, erklärt Magdalena Dreschke, zweite Geschäftsleiterin des Hauses.
Die Freude an der Experimentierfreude.
Ob Figurentheater für Kinder, Poetry Slams, Tanzperformances oder Sprechtheater erleben kann man im BRUX Unterschiedliches, das aber einen gemeinsamen Nenner hat.
Magdalena Dreschke: „Es soll sowohl Darsteller und Publikum herausfordern als auch Neues ausprobieren und mutig neue Richtungen erforschen.“ „Jeder individuelle Zugang zu einem egal wie oft diskutierten Thema hat Innovationspotenzial“, fügt Michaela Senn hinzu und Carmen Sulzenbacher pflichtet ihr bei: „Jede Produktion ist anders. Wir werden oft überrascht und lernen ständig dazu.“
//Der 200 Quadratmeter große, schwarze Hauptraum eignet sich bestens als experimentierfreudiger Spielplatz. Multifunktionale Bühnenelemente von columbusnext, die mal als Tribüne, mal als Bilderrahmen fungieren, können beliebig arrangiert werden. „Wer den Raum betritt, weiß im Vorhinein nie, was ihn erwartet“, sagt Michaela Senn. „Hier können Leute fürs Theater begeistert werden, denen klassische Formen zu eintönig sind“, fügt die ausgebildete Schauspielerin noch hinzu. Ein experimentierfreudiges Theater will nämlich alles andere als ein Sicherheitsort mit vorhersehbaren Happy Ends sein.
//„Viele Menschen wünschen sich eine Auseinandersetzung mit dem Aktuellen, die einen inhaltlich berührt und abholt. Mag sein, dass es für solche Experimente weder Sprache noch Bilder gibt, zumindest noch nicht. Es ist aber mutig, sich dem zu öffnen und zu schauen, was passiert“, sagt Magdalena Dreschke. Denn während im institutionalisierten Theater sämtliche Abläufe hierarchisch vorgegeben werden, erlaubt die freie Szene wesentlich mehr Spontanität: „Wir können im Spiel die Bühnenidee konzipieren und Musik oder Licht nach Gefühl ausprobieren. Wo sich eine ganze Gruppe einbringt, kann auch mehr entstehen. Das ist schön und spannend“, beschreibt Michaela Senn. All das befriedigt mehr als das festgesetzte Abspulen vorgefertigter Elemente. Vielleicht klappt das hier wirklich – das Vorhaben, die Gesellschaft auszuhebeln. Oder zumindest ein bisschen wachzurütteln.
„Hier können Leute fürs
Theater begeistert werden, denen klassische Formen zu eintönig sind.“
Michaela Senn, Vize-Obfrau Theatervorstand
„Beim Entziffern des BRUX-Logos erlebt man einen Aha-Effekt, der in den Köpfen hängenbleibt.“
Carmen Sulzenbacher, Geschäftsleitung
„Viele Menschen wünschen sich eine Auseinandersetzung mit dem Aktuellen, die einen inhaltlich berührt und abholt.“
Magdalena Dreschke, Geschäftsleitung