ir sind im Jahr 1996: Am Vorabend der geplanten Frankreich- und USA-Tournee trifft sich ein Tanzensemble zur letzten Probe und drauffolgenden Feier. Es wird getanzt, gefeiert, gedisst und geküsst. Dabei beschallt ein DJ den Raum unablässig mit hypnotischen Techno- und Electro-Disco-Beats.
Totale Enthemmung.
Von Sangria und Kokain berauscht, verlieren sich die Tänzer zunehmend in Ekstase. Tänzerin Selva (Sofia Boutella) ist die Erste, der auffällt, dass hier etwas nicht stimmt: Jemand hat LSD in den Sangria gemischt, nach und nach beginnt ein kollektiver Horrortrip. Der Rausch führt zum Verfolgungswahn, aus unterschwelliger Aggression wird ausgelebte Gewalt, aus Zuneigung unkontrollierbare Lust. Die kunstvoll-energetische Choreographie verwandelt sich zunehmend in etwas grausam Chaotisches. Die Tänzer taumeln, stolpern und kriechen weiter in Richtung totale Enthemmung, bis das Morgengrauen sein fahles Licht auf das ganze Ausmaß des vorangegangenen Grauens wirft.
//„Situationen, in denen völlig unvermittelt Chaos und Anarchie ausbrechen, haben mich immer schon fasziniert“, beschreibt der argentinische Regisseur Gaspar Noé seine Grundmotivation, einen derartigen Film zu drehen.
Konsequent setzt er diese Faszination auch beim Dreh von „Climax“ um. „Nichts bereitet mir größeres Vergnügen, als vor dem Drehtag nichts geschrieben zu haben und völlig unvorbereitet zu sein. Wenn dann zusätzlich Chaos ausbricht, macht mich das noch glücklicher.“
Erschreckender Rausch.
Eine Choreografie gibt es beim „Climax“-Dreh dementsprechend nur für die erste Szene. Danach gewährt der Regisseur seinen Tänzern jede Freiheit, einen sich steigernden Wahnsinn in der jeweils eigenen Körpersprache auszudrücken. Dabei kommen Tanzstile wie „Voguing“, „Waacking“ oder „Krump“ zum Einsatz, deren Anfänge sich in der schwulen Discoszene der späten Siebzigerjahre, in der NY-Ballroom-Kultur und dem Breakdance der Achtziger finden. Getanzt wird zu Cerrone, Giorgio Moroder, Daft-Punk-Bangalter (der auch bei der Auswahl des Soundtracks mithalf) und hypnotischem Techno aus der frühen Zeit des Genres. Aus diesen Zutaten mixt Gaspar Noé schließlich einen auch handwerklich innovativen Film, der sein Publikum zunehmend schutzlos macht und auf einen erschreckenden Trip aus Bewegung, Musik und Gewalt mitnimmt.