as Zweitschönste im Leben ist, sich treiben zu lassen, das Schönste ist, seinen Platz zu finden – so lautet ein Kalenderspruch. Das weiß auch Jenny Bartholomew. Die 29-Jährige ist gebürtige Engländerin, kommt aus der Nähe von London und lebt seit fünf Jahren in Tirol. „Vorher war ich einen Winter lang in Kitzbühel und einen Winter in Saalbach-Hinterglemm. Es waren hauptsächlich die Berge, die sie hierher gebracht haben. „Man sieht so oft, wie hart Leute arbeiten, damit sie irgendwohin fliegen können – ich möchte dort wohnen, wo andere Urlaub machen.“
//Jenny hat in Wales Deutsch, Französisch und Tourismus studiert und je ein Semester in Deutschland und Frankreich verbracht. Ihr Mann ist Amerikaner. Mit ihm hat sie nach dem Studium eine Weltreise gemacht. „Wir waren unter anderem in Südamerika, Mittelamerika und Neuseeland. Aber Österreich gefällt uns am besten. Wir wohnen mitten in der Stadt, aber dennoch ist es relativ ruhig. Die Berge dazu sind ein Traum. Hier ist es einfach toll.“
//Jenny und ihr Mann haben schon viel von der Welt gesehen. „Wir dachten zuerst, wir würden nur einen Sommer lang in Innsbruck wohnen und haben uns daher ein Zimmer in einer WG gemietet. Wir kannten niemanden, wollten aber Leute treffen und Deutsch lernen.
Am Ende des Sommers haben wir dann gesagt, eigentlich ist Innsbruck perfekt für uns.
Man hat alle Vorteile einer Großstadt, aber die Natur ist doch so nah.“ Das war vor fünf Jahren. Heute wohnen Jenny, ihr Mann und die zehn Monate alte Tochter in der Kirschentalgasse in Hötting.
Cappuccino in Mariahilf, Eis am Domplatz.
Besonders toll an ihrer Straße findet Jenny die zentrale Lage. „Trotzdem hört man den Straßenverkehr nicht.“ Hier leben junge Familien, aber auch Studenten. „Es ist eine nette Mischung. Es gibt sogar einen kleinen Kinderspielplatz“, erzählt die junge Mutter.
//Ihren Lieblingsplatz in der Kirschentalgasse hat Jenny eindeutig „in diesem gemütlichen Restaurant“ gefunden. Sie ringt nach dem Namen. „Eigentlich müsste ich ihn wissen, ich gehe jeden Tag dort vorbei“, sagt sie lachend. Die Rede ist von der Trattoria da Peppino. „Dort kann man gut Fisch essen. Und ums Eck gibt es ein kleines Café, das Mariahilf. Das ist auch gut.“ Jenny spaziert außerdem gerne am Inn entlang. „Es gibt so viele schöne Plätze in der Stadt. Einer davon ist der Domplatz, dort kann man gut Eis essen.“
Marktlücke.
Seit Anfang 2015 lebt Jenny mit ihrer kleinen Familie in der Kirschentalgasse, in einer Maisonettwohnung mit Parkplatz und Balkon. Eines der vier Zimmer hat die Engländerin zum Arbeitsplatz umgestaltet.
Von Zuhause aus betreiben Jenny und ihr Mann ein Übersetzungsbüro. Es läuft gut für die Engländerin. „Ich habe zuerst bei einer Marketingagentur gearbeitet, die sich auf Tourismus spezialisiert hat. Dort habe ich gemerkt, dass Hotels unglaublich viel Geld für Texte auf ihren Websites ausgeben, aber nicht erkennen, dass das Englisch nicht gut klingt. Das liegt daran, dass die Texte oft von Freunden oder Bekannten übersetzt werden. Da habe ich mir gedacht: Das ist meine Chance.“
Aller Anfang ist schwer.
Deutsch gelernt hat die 29-Jährige an der Uni in Wales. Als Jenny nach Innsbruck kam, wurde sie sprachlich ins kalte Wasser geworfen. „Der Dialekt war am Anfang sehr schwer. Aber inzwischen geht es. Und die Österreicher sind sehr freundlich. Wenn sie merken, dass ich Schwierigkeiten habe, sie zu verstehen, dann sprechen sie gerne langsamer.“ Einen Sprachkurs vor Ort hat Jenny nie besucht. „Ich lerne lieber, indem ich mit Leuten spreche. Für mich ist das wichtig.“ Ihre Familie vermisst Jenny schon ab und zu. Die Zukunft plant die Engländerin dennoch in Innsbruck. Einfach, weil es ihr gefällt. „Hier fühle ich mich wohl“, sagt sie.
Die Straße
Knapp 450 Meter schlängelt sich die steile Kirschentalgasse durch Hötting. Sie hat eine Steigung von rund 35 Metern und dient als Verbindungsstraße zwischen der Schneeburggasse und der Mariahilfstraße. Ihren Namensursprung fand die beschauliche Gasse bereits im 15. Jahrhundert. Vorzuweisen hat sie zwei denkmalgeschützte Gebäude: Das Bürgerhaus in der Kirschentalgasse 5 und den Ansitz Bruckfeld in der Nummer 6.