ber Studenten mit Skischuhen und geschulterten Brettern oder Biker samt Vollvisierhelmen und Protektoren wundert sich in der Stadt schon längst niemand mehr. Aber große Gruppen von Sportlern auf leichten Rennrädern kriegt man in Innsbruck eher selten zu Gesicht. Das sollen jetzt zwei Großveranstaltungen – zumindest vorübergehend – ändern.
//Das erste Event der Radoffensive ist die „Tour of the Alps“ – diese Rundfahrt führt durch Südtirol, Trentino und Tirol. Die erste Etappe endet am Ostermontag auf der Hungerburg. Die zweite startet am darauffolgenden Tag voraussichtlich am Landhausplatz (noch nicht ganz fix). Im September nächsten Jahres werden sämtliche Rennen der UCI-Rad-WM 2018 – dem zweiten großen Event in dieser Sportart – in Innsbruck enden. Doch nicht nur bei gesperrten Straßen kann man rund um Innsbruck in die Rennradpedale treten, sagen drei Radfans. Man muss bloß die richtigen Strecken kennen – und über den Stadtrand hinausschauen.
Das Rennen
Die Tour of the Alps ist das Nachfolger-Rennen des Giro del Trentino, einer Radrundfahrt mit 40-jähriger Tradition. Die Tour wird heuer erstmals in Kooperation mit den Euregio-Mitgliederregionen Trentino, Südtirol und Tirol durchgeführt und läuft von 17. bis 21. April. Profis dient sie als Vorbereitung auf den Giro d’Italia, Innsbruck als Probe für die UCI-Rad-WM 2018.
Es nehmen 144 Athleten mit sieben UCI WorldTeams, sieben UCI Professional Continental Teams, drei UCI Continental Teams (darunter das Tirol Cycling Team) und dem italienischen Nationalteam daran teil. Gesamtkosten: 750.000 Euro (Sponsoren bezahlen 250.000 Euro, der Rest wird auf die Organisationen Tirol Werbung, IDM Südtirol, Trentino Marketing sowie die einzelnen Etappenorte aufgeteilt.)
Die Etappen & Verkehrseinschränkungen
1. Etappe, 17. April:
Kufstein–Innsbruck/Hungerburg, 142,3 km, 2.075 Hm.
Die Athleten fahren durch die Stadtteile Arzl, Mühlau, Saggen, Innenstadt, Mariahilf-St. Nikolaus, Hötting und treffen voraussichtlich gegen 15.30 Uhr auf der Hungerburg ein. Interessierte kommen mit der Hungerburgbahn zum Zielbereich.
2. Etappe, 18. April:
Innsbruck–Innervillgraten, 194,7 km, 2.539 Hm.
Das Rennen wird voraussichtlich (noch nicht ganz fix) am Landhausplatz um ca. 10.40 Uhr starten. Es geht weiter durch die Innenstadt, Wilten, Pradl, Amras, Igls über den Brenner und das Pustertal nach Osttirol.
Während des Rennens kommt es zu Straßensperren von
30 bis 45 Minuten.
Infos zu den weiteren Etappen und genauen Strecken:
www.tourofthealps.eu
„Rennradfahren ist Abschalten vom schnelllebigen Alltag“
Martin Weiss, Student und ehemaliger Kapitän des Tirol Cycling Teams
Wie passen Innsbruck und der Rennradsport zusammen? Martin Weiss: Ich finde, sehr gut. Innsbruck liegt zentral in den Alpen. Man hat viele Möglichkeiten, in die Berge zu fahren, Italien ist auch nicht weit weg. Wir haben viele unbekannte Feldwege. Ich bevorzuge diese, da die Bundesstraße zu stark befahren ist.
Was macht die Faszination am Rennradsport aus? Rennradfahren ist Abschalten vom schnelllebigen Alltag. Und man kommt weit mit relativ wenig Aufwand. Mir taugt es, schnell bergab zu fahren. Bergauf ist weniger mein Ding. Der Speed und das Adrenalin, die man beim Rennradfahren erfährt, machen den Radsport aus.
Warum findet der Rennradsport weniger Verbreitung als andere Sportarten?
Im Unterschied zu Laufschuhen ist ein Rennrad eine größere Investition, die gut zu überlegen ist. In den letzten Jahren hat er jedoch zugenommen. Auch Skifahren und die dafür benötigte Ausrüstung sind teuer. Trotzdem ist es beliebt. Der Rennradsport ist so unkompliziert, die Anreise fällt weg, da man direkt von daheim aus starten kann.
Warum haben Sie mit dem Profisport aufgehört? Es ist schön, Rennen zu fahren. Aber irgendwann hat man alles gesehen. Und ich habe festgestellt, dass meine Grenzen unter der Tour de France liegen und das Leben andere Herausforderungen bietet. Daher konzentriere ich mich nun auf mein Studium, das mir auch sehr viel Spaß macht. Ich werde aber weiterhin Rennradfahren – denn ich brenne für den Rennradsport.
Vielen Dank für das Gespräch.
„Es müssen nicht immer unbedingt schnelle, breite Straßen sein“
Thomas Pupp, Tirol-Cycling-Team-Manager, Ansprechpartner in Tirol für die Organisatoren der Tour of the Alps, Hobby-Rennradfahrer
Was hat Innsbruck in puncto Strecken zu bieten? Thomas Pupp: Es gibt sehr viele Kleinode. Man kann in und rund um Innsbruck vor allem unter Einbindung des westlichen und südlichen Mittelgebirges wunderbare kurze Touren fahren.
Die Straßen rund um Innsbruck sind ja nicht unbedingt einsame Landstraßen. Ist es nicht gefährlich und ungesund, dort zu fahren? Nein. Ganz im Gegenteil. Man muss nur wissen, dass es rund um Innsbruck ein gutes Netz von kleinen Wegen und Landstraßen gibt, von denen man a priori gar nicht denkt, dass man dort Rennradfahren kann. Das Rennrad ist sehr robust.
Und wenn man ein bisschen abenteuerlustig ist, kann man durchaus mal eine Passage auf dem Schotter oder einer Forststraße fahren. Es müssen nicht immer unbedingt schnelle, breite Straßen sein. Also ausprobieren, es macht Spaß.
Und was kann das Rennrad auf Forststraßen, was das Mountainbike nicht kann? Ich würde da nicht unbedingt den Vergleich mit dem Mountainbike herstellen. Natürlich ist das Mountainbike wesentlich robuster als das Rennrad. Aber kurze Passagen auf unbefestigten Straßen kann man mit dem Rennrad durchaus gut absolvieren. Im Profiradsport gibt es Rennen, die auf Schotter gefahren werden, beispielsweise die Tour Strade Bianche in der Toskana.
Sie sind ja auch Ansprechpartner in Tirol für die Trentiner Organisatoren der Tour of the Alps.
Worauf ist in Innsbruck bei der Austragung eines Straßenradrennens zu achten, zum Beispiel beim Abbiegen der Athleten in die schmale Höttinger Gasse? Das erfahrene Peloton kennt solche Passagen. Gerade jetzt im Frühjahr finden viele Klassiker statt, wie Paris-Roubaix oder die Flandernrundfahrt, wo immer wieder von einer breiten Straße in eine kleine Nebenstraße abgebogen wird. Am besten ist es als Athlet, eine vordere Position einzunehmen, damit man unfallfrei die schmale enge Stelle passiert. Die Höttinger Gasse hinauf zur Hungerburg ist der entscheidende Abschnitt des Rennens. Wer ganz oben vorne sein möchte, braucht sicherlich bereits auf der Innbrücke eine gute Position.
Vielen Dank für das Gespräch.
„In Tirol gibt es noch viel zu tun“
Gottfried Eder, Betreuer und Lagermanager im Tirol Cycling Team
Wie sind Sie zum Radsport gekommen? Gottfried Eder: Ich habe mit 40 Jahren als Betreuer beim Radfahrverein „Innsbrucker Schwalben“ begonnen. Mein Sohn fuhr damals Rennen für den Verein. Seither bin im Nachwuchsbereich geblieben. Als es vor einigen Jahren keine nachkommenden Athleten mehr gab, wechselte ich zum heutigen Tirol Cycling Team, das 2007 gegründet wurde. In den Jahren 1955 bis 1960 bin ich selbst Rennrad gefahren.
Welche Aufgaben erfüllen Sie als Betreuer? Ich kümmere mich um das Radlager und war in der Vergangenheit bei fast allen Rennen dabei.
Jetzt bin ich jedoch 76 Jahre alt und werde es ein bisschen gemütlicher angehen.
Wie hat sich der Radsport in den letzten Jahren entwickelt? Sehr gut. Wir fahren jetzt in der dritthöchsten Kategorie. Eine Herausforderung bleiben jedoch nach wie vor die nötige Finanzierung sowie der Nachwuchs. Im Hobbybereich gibt es heute mehr Rennradfahrer, im Leistungssport sind es jedoch weniger geworden, was auch an den Kosten des Sports liegt.
Wie sehen Sie die Möglichkeiten hierzulande, Rennrad zu fahren? Das Radwegenetz könnte besser ausgebaut sein. Da gibt es in Tirol noch viel zu tun.
Dass nun Wettkämpfe wie die Tour of the Alps und die Rad-WM durchgeführt werden, ist natürlich zu begrüßen und ich hoffe, dass der Radsport dadurch einen Aufschwung erlebt.
Was fasziniert Sie am Rennradsport? Die Geschwindigkeit und die Leichtigkeit der Räder auf der Straße sowie die Zuschauerbegeisterung, die man bei internationalen Rennen erlebt.
Vielen Dank für das Gespräch.