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APRIL 2015

„Lieder auf haut und knochen reduzieren“

Es ist schon alles besungen worden, nur nicht von jedem. Doch gib dem Lied ein neues Kleid, und schon offenbart es Parallelwelten. Ernst Molden und der Nino aus Wien wissen, wie man das macht. Und haben Klassiker von Danzer oder Falco neu erspielt. 6020 hat sie in Innsbruck getroffen.

Fotos: p.m.k/Daniel Jarosch, Ronnie Niedermeyer
6020:

Was war die Absicht eures gemeinsamen Albums „Unser Österreich“? Ernst Molden: Reduktion! Im Original sind die Lieder fast barock arrangiert, da gibt’s ganze Orchester und später viel Keyboard. Aber diese alten Stücke sind so schön und wollen auch gespielt werden, als wären sie uralte Folksongs. Wir wollten sie im Lagerfeuer-Stil.

Nino aus Wien: Und die Lieder auf Haut und Knochen reduzieren, skelettieren.

Molden: Da war der Nino der ideale Partner in Crime, dem gefällt das auch so gut.

 

Wie habt ihr die Lieder ausgewählt? Nino: Es sind Lieblingslieder, die wir einfach instinktiv ausgewählt haben, ohne nächtelang zu überlegen. Sie mussten funktionieren, so wie wir sie spielen, aber eine Herzensbeziehung zu ihnen war auf jeden Fall ein Auswahlkriterium.

 

Wie habt ihr zueinander gefunden? Molden: Als der Nino für Aufsehen beim Protestsong-Contest gesorgt hat, hab ich ihn auch bemerkt. Irgendwann komm ich heim, und meine Frau hört auf YouTube Ninos „Es geht immer ums Vollenden“. Und wenn jemand so die Aufmerksamkeit meiner Frau gewinnt, wie er mit dem Lied, dann hat der Typ sofort auch meine Aufmerksamkeit. Wien ist ja nicht so groß, irgendwann haben wir uns getroffen und beschlossen, wir machen was zusammen.

Nino: Ich kenn deine Musik länger als du meine, du machst ja schon länger Musik. So etwa 2005 hab ich sie kennengelernt.

Molden: Aber wie der Nino aufgetaucht ist, hab ich mir gedacht: Das passiert nicht sehr oft, dass der Sound von Wien eine neue Stimme findet, und das war damals er.

Nino (schmunzelt): Ich hab halt auch einen guten Namen ausgewählt.

Molden: Und es hat als Trademark sofort funktioniert.

„Man kann sie sich nicht wirklich erklären, aber es ist seit knapp einem Jahr alles ein bisschen mehr und größer. Und die Deutschen stehen auf die Wiener.“

Nino aus Wien

 

6020 (und Molden): Du heißt auch wirklich Nino? Nino: Ja, Nino ist kein Spitzname, es gibt keinen zweiten Namen und ich komme auch wirklich aus Wien.

 

Auf dem Cover von „Unser Österreich“ seid ihr mit einer zerrissenen, österreichischen Fahne zu sehen, woher kommt die Idee? Molden: Die Fahne hing eine ganze Saison lang am Wurstelprater. Da gibt es einen Rutschturm, und ich bin mit dem Besitzer befreundet. Er hängt jedes Jahr bei Saisonbeginn eine nagelneue Fahne auf, nach Saisonende nimmt er sie wieder ab und sie ist komplett zerfetzt. Er hat uns ein paar angeboten, und wir haben die vom Jahr 2009 ausgewählt.

Nino: Der Rutschturm, das ist der Turbogun! Die größte, gefährlichste Rutsche Wiens, oder mindestens der Welt.

 

Wie waren eure Auftritte ganz im Westen? Ihr habt ja auch Zürs und St. Anton bespielt. Molden: In Zürs war‘s schon strange. Wir haben in einer Hotelbar gespielt, einer superreichen Welt, da haben wir nicht gewusst, was wir da machen (lacht).

Nino: Und Hotelbars sind der letzte Ort, an dem ich gedacht habe, irgendwann mit meiner Musik aufzutreten. Ich hab eher an Stadions gedacht, aber es war auch sehr spannend, eine lustige Erfahrung.

Molden: St. Anton war super, es gab auch Innsbrucker, die extra raufgefahren sind. Wenn man früher als Wiener Musiker nach Tirol gekommen ist, ist einem nicht automatisch das Wohlwollen entgegengekommen. Aber das ist jetzt anders, Tirol ist super, auch Innsbruck hat sich sehr verändert. Und der Max Mühlbacher, mein Plattenhersteller, ist hier. Da kommt man aus Wien, um nach Innsbruck zu gehen, weil da die Platten so gut gemacht werden!

Nino: Es gibt auch Einige, die uns nachreisen. Das ehrt auch ein bisschen, die fahren so viele Kilometer, nur um unser Konzert zu sehen. Das ist schon schön.

 

Das ist Liebe …

Nino: Amore!

„UNSER ÖSTERREICH“ Die Fahne stammt aus dem Wiener Prater.

Das Album „Unser Österreich“ von Ernst Molden & Der Nino aus Wien ist auf Monkey Records erschienen.