in einsames Bergdorf in den Tiroler Alpen an der Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert. Ein Deserteur auf der Flucht, der dort nicht nur ein Versteck findet, sondern auch ein düsteres Geheimnis. Tiere und Menschen, die verschwinden. Eine geheimnisvolle Seuche, die sich ihren Weg von Tirol bis nach Wien bahnt. Und eine Verschwörung gegen das Haus Habsburg und das Österreichische Kaiserreich. Das sind die literarischen Zutaten, mit denen die dreiteilige Romanreihe „Morbus Dei“ Leser auf eine wilde Jagd von Tirol nach Wien, weiter nach Turin und wieder zurück ins Herz der Alpen entführt, wo alles begann.
Erfolg der Nordmänner.
Doch nicht nur die Reise, auf die das Autorenduo Matthias Bauer und Bastian Zach seine Leser schickt, ist eine abenteuerliche. Auch der in Innsbruck lebende Bauer und sein Salzburger Kollege Zach haben einen langen Weg hinter sich, der sie in diesem Jahr an die Tore Hollywoods geführt hat. Im Oktober schafften die beiden Autoren mit ihrem Drehbuch zu „Northmen – A Viking Saga“ den Sprung auf die internationale Leinwand. Und die Plünderfahrt ihrer Wikinger, deren Grundstein bereits vor mehr als 20 Jahren in einer Kaserne in Salzburg gelegt worden ist, ist noch lange nicht vorbei.
Experimente.
„Für uns hat alles beim Bundesheer und mit der gemeinsamen Begeisterung für das Thema Film und Bücher begonnen“, erzählt Matthias Bauer. „Wir haben uns auf Anhieb verstanden, und so hat eines zum anderen geführt.“ Aus dem Präsenzdienst in Salzburg wurden eine Freundschaft und eine Zusammenarbeit, die bis heute bestehen.
Zuerst versuchten sich die beiden an mehreren Kurzfilmprojekten, die auf kleineren Indie-Festivals gezeigt wurden und dort Preise gewannen. So lernten sie Schritt für Schritt das Medium Film nicht nur als Konsumenten, sondern auch als Produzenten kennen. Aus den Kurzfilmen wurde schließlich 2006 ein echter Spielfilm: „3 Zimmer. Küche. Tod.“ Die österreichische Produktion legte den Grundstein, um nach Höherem zu streben. „Nachdem wir gesehen haben, dass wir auch längere Geschichten schreiben können, haben wir uns ein ambitionierteres Projekt vorgenommen“, meint der 40-Jährige. Für den Historiker und Volkskundler war der Schritt von der schwarzen Kriminalkomödie in das Genre, das er als „History & Mystery“ bezeichnet, ein kleiner. So wurde die Idee zu „Morbus Dei“ geboren.
Aus Film wird Buch.
Ursprünglich als Drehbuch konzipiert, baut die Geschichte der Romanreihe auf viele visuelle Elemente. Und anfänglich sah es auch so aus, als würde es der Streifen auf die Leinwand schaffen. „‚Morbus Dei’ war als Drehbuch komplett fertig, als die Österreichische Filmförderung das Projekt abgelehnt hat“, berichtet der Autor. „Das Material in der Schublade verschwinden zu lassen, kam nicht in Frage.“ Der Entschluss, das Drehbuch zum Roman zu machen, lag daher nahe. Bauer und Zach machten sich daran, die Geschichte zu verdichten, zusätzliche Personen und Storylines hinzuzufügen und ihre Vision auszubauen – und der Tiroler Haymon Verlag fand schnell Interesse an ihrem Werk. So wurde „Morbus Dei: Die Ankunft“ 2010 als erstes Buch der Trilogie, die 2013 mit „Im Zeichen des Aries“ ihren Abschluss fand, veröffentlicht.
Sprungbrett Schweiz.
Parallel wandte sich das Duo wieder seiner ursprünglichen Liebe, dem Film, zu. Noch vor dem Erscheinen des ersten „Morbus Dei“-Romans schlossen sie die Arbeiten an einem Drehbuch für die Schweizer Produktion „One Way Trip 3D“ ab. Der Horrorfilm, eines der ersten europäischen 3D-Projekte, lief nicht nur in der Schweiz, sondern auch in Österreich und Russland in den Kinos. Doch die mit „Morbus Dei“ entstandene Idee, ein historisches Thema filmisch umzusetzen, war alles andere als vom Tisch. Und so fiel es Bauer und Zach nicht schwer, sich für ein Folgeangebot aus der Schweiz zu entscheiden.
„Ich hatte immer das handfeste Ziel vor Augen, etwas zu kreieren, das ein Publikum anspricht und schlussendlich auch Geld bringt.“
Matthias Bauer
Die Wikinger kommen.
„Mit ‚One Way Trip 3D’ haben wir einen Fuß in die Türe bekommen“, erzählt Bauer. „Nachdem wir bereits bewiesen hatten, dass wir auch mit einem historischen Stoff umzugehen wissen, trat die Schweizer Elite Filmproduktion an uns heran. Sie suchte Autoren für einen Spielfilm rund um das Thema Wikinger.“ Insgesamt schrieben Bauer und Zach acht Hauptfassungen und zahlreiche Versionen mit kleinen Änderungen, bis das Drehbuch stand. Aber die Mühe lohnte sich. Mit einem Budget von insgesamt zehn Millionen Euro wurde die fiktive Wikingersaga vom Schweizer Regisseur Claudio Fäh verfilmt – vor der Kulisse Südafrikas, das als Double für die schottische Küste diente.
Kommerz: Kein böses Wort.
Dass es dabei nicht immer ganz historisch korrekt zugeht, stört Bauer wenig – auch wenn er und Zach immer darauf achten, gut zu recherchieren. „Als ich mit 18 angefangen habe, Kurzgeschichten zu schreiben, war von Anfang an klar, dass ich das nicht für mich alleine und im stillen Kämmerchen tun wollte“, erzählt er. „Ich hatte immer das handfeste Ziel vor Augen, etwas zu kreieren, das ein Publikum anspricht und schlussendlich auch Geld bringt.“ Dafür seien eben Kompromisse nötig. Denn, das weiß Bauer aus Erfahrung: Filme sind Teamwork. „Bei einer große Verfilmung wie ‚Northmen’ geht es immer um die gemeinsame Vorstellung der Drehbuchautoren, der Produzenten und des Regisseurs und nicht nur um die Vision des Autors. Grundsätzlich zählt immer das bessere Argument. Jeder Vorschlag, der das Drehbuch und die Geschichte besser macht, ist willkommen, auch wenn er vielleicht nicht immer historisch akkurat ist. Schlussendlich wollen wir unterhalten und nicht dokumentieren.“
Spannender Zweitjob.
Das Schreiben ist sowohl für Bauer als auch für Zach eine Nebenbeschäftigung – ein gutes Zubrot, wie der Tiroler sagt. Davon zu leben wäre für ihn nicht möglich. „Hierzulande müsste man jährlich zwei größere Kino- oder TV-Projekte an Land ziehen. Das schaffen nur wenige, und die sind meistens fix in der Förderschiene verankert.“ Doch auch wenn die Karriere der beiden Autoren nur eine nebenberufliche ist, geht sie steil nach oben. „Northmen – A Viking Saga“ ist in insgesamt 50 Länder verkauft worden und wird im März auch in den Vereinigten Staaten anlaufen. Und auch die „Morbus Dei“-Trilogie hat sich vor allem als E-Book zum Besteller entwickelt und wird aktuell ins Englische übersetzt. Wie es weitergeht ist allerdings noch nicht klar. „Mit ‚Northmen’ und ‚Morbus Dei’ haben wir einige Aufmerksamkeit auf uns gezogen“, glaubt Bauer. „Jetzt lassen wir erst einmal alles auf uns zukommen. Und, wer weiß, vielleicht gibt es eines Tages doch noch einen ‚Morbus Dei’-Film. Wir bleiben dran.“