üchereien sind mehr als nur Regale mit Büchern. Der Büchereiverband Österreichs mit Sitz in Wien formuliert es auf seiner Homepage so: „Öffentliche Büchereien schaffen den freien Zugang zu Informationen für alle Bürgerinnen und Bürger ungeachtet ihres sozialen, materiellen, religiösen, gesundheitlichen und ethnischen Status.“
//Österreich ist eines der wenigen Länder in Europa, das kein Bibliotheksgesetz hat. Es gibt daher keine Standards für Finanzierung, Räumlichkeiten, Ausstattung oder Personaleinsatz – dementsprechend unterschiedlich sind die Büchereien ausgestattet. Wenn Bibliotheken Subventionen vom Bund erhalten wollen, müssen sie allerdings sehr wohl bestimmte Standards erfüllen. Im internationalen Vergleich rangiert das österreichische Bibliothekswesen im unteren Bereich der EU-Staaten. Innsbruck hat im österreichweiten Vergleich ein dichtes Netz an Büchereien und viele Büchereimitglieder – obwohl die Zahl in den letzten Jahren gesunken ist.
„E-Book für die Ordensschwester“
Bereits 1921 gegründet, gehört die Bücherei der Arbeiterkammer Tirol zu den ältesten und größten Büchereien in Innsbruck. Gemäß ihrem Bestreben nach Bildung für alle hat die Arbeiterkammer in früheren Jahren die Bücher mit Postwägen und Koffern in die Dörfer gebracht. Die AK Bibliothek Tirol zählt zu den wenigen Büchereien, in denen Bibliothekare hauptberuflich arbeiten. Das Ausleihen ist kostenlos. Ernst Haunholter ist der Leiter der Bildungspolitik in der AK Tirol.
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Die AK-Büchereien in Österreich haben in Sachen E-Books eine Vorreiterrolle. Wie kommen die E-Books in Innsbruck an? Ernst Haunholter: Sehr gut. Seit der E-Book-Einführung 2011 ist unsere Mitgliederzahl klar gestiegen. Gerade auch die älteren Leserinnen und Leser zeigen sich begeistert. Eine nette Geschichte: Ein Arbeitskollege von mir hat einer 87-jährigen Ordensschwester ihr E-Book erklärt und daheim im Orden die Verknüpfung von E-Book und PC installiert.
Wie kommt man zu einem Job in einer Bücherei? Zunächst muss gesagt werden, dass das Jobangebot sehr beschränkt ist. Viele Büchereien sind ehrenamtlich geführt, aufgrund eines fehlenden Bibliotheksgesetzes lebt das österreichische Bibliothekswesen ja von der Ehrenamtlichkeit. Es gibt die Lehre zum „Archiv-Bibliotheks- und Informationsassistenten“ und an der Uni Innsbruck den Lehrgang „Library and Information Studies“. Wer bereits einen Job in einer Bücherei hat, kann im „Bundesinstitut für Erwachsenenbildung“ in Strobl am Wolfgangsee berufsbegleitend die Ausbildung zum Bibliothekar absolvieren. An der FH Burgenland gibt es den Bachelorstudiengang „Information, Medien und Kommunikation“.
Vielen Dank für das Gespräch.
„Seit der e-book-einführung ist unsere mitgliederzahl klar gestiegen.“
Ernst Haunholter
2.700 Menschen
haben laut „Büchereiverband Österreich“ 2013 in einer Innsbrucker Bibliothek mindestens eine Ausleihe getätigt. Die Universitäts- und Landesbibliothek Tirol ist bei dieser Statistik ausgenommen. Büchereimitglieder sind meist Kinder bis 12 Jahre und Frauen zwischen 30 und 60 Jahren.
22.700 Menschen
haben laut „Büchereiverband Österreich“ 2013 in einer Innsbrucker Bibliothek mindestens eine Ausleihe getätigt. Die Universitäts- und Landesbibliothek Tirol ist bei dieser Statistik ausgenommen. Büchereimitglieder sind meist Kinder bis 12 Jahre und Frauen zwischen 30 und 60 Jahren.
„Wohnzimmer für alle“
Die Stadtbücherei Innsbruck wurde nach den Kriegswirren 1946 wiedereröffnet. Als einer der wenigen Orte ohne Konsumzwang sieht sich die hauptamtlich geführte Bücherei als „Wohnzimmer für alle“. 2015 wird ein lang gehegter Wunsch vieler Mitglieder erfüllt: ab März hat die Bücherei auch Samstag geöffnet. Kathrin Mader-Walch ist die Leiterin der Stadtbücherei Innsbruck.
Was lässt das Herz einer Bibliothekarin höher schlagen? Kathrin Mader-Walch: Ein Land wie Finnland, dort nützen ca. 80 Prozent der Einwohner die Angebote einer Bücherei. Eine ganz tolle Zahl! In Finnland ist jede Gemeinde verpflichtet, eine Bibliothek zu unterhalten. Anders bei uns: In Österreich gibt’s ja kein Bibliotheksgesetz.
Was hat sich durch die E-Books verändert? Die E-Books bieten wir seit 2012 an, das war ein ganz wichtiger Schritt für uns. Wir haben dadurch viele neue Interessenten angesprochen, unsere Mitgliederzahl ist gestiegen. Das Interesse an den E-Books ist so groß, dass wir sogar einmal wöchentlich eine digitale Sprechstunde anbieten. Ein großes Manko ist, dass die Verlage den Bibliotheken nicht alle Bücher als E-Books zur Verfügung stellen. In puncto E-Books gibt es in Zukunft generell noch einiges zu klären.
Vielen Dank für das Gespräch.
Büchereien im Überblick
Die Universitäts- und Landesbibliothek Tirol
Altbau: Innrain 50, Neubau: Innrain 52a
Mo – Fr: 8 – 22 h
Sa: 8 – 18 h
So: 9 – 18 h
Für Studierende der Leopold- Franzens-Universität, des Management Centers und der Medizinischen Universität Innsbruck gilt der Studierendenausweis als Bibliotheksausweis. Für nicht Universitätsangehörige wird ein kostenloser Bibliotheksausweis ausgestellt. Altbau: Abholung und Rückgabe über Fernleihe bestellter Medien, Montag bis Freitag: 9 bis 15 Uhr, im ersten Stock gibt es einen historischer Lesesaal. Neubau: Lesesaal, PC-Arbeitsplätze, Kopier-Druck-Scan-Station, Freihandbereich, Bereitstellungen aus dem Magazin, Entlehnung und Rückgabe.
Stadtbücherei
Colingasse 5a
Mo: 14 – 19 h
Di – Fr 10 – 17 h
Der Jahresbeitrag beträgt 17,30 Euro, es gibt einen ermäßigten Jahresbeitrag und eine Familienkarte. Seit 2012 gibt es ein großes E-Book-Angebot. Eine große Bücherei – Medienbestand: ca. 42.000
Bücherei der Arbeiterkammer Tirol
Maximilianstraße 7
Mo, Mi: 9 – 18 h,
Di , Do: 9 – 16 h
Fr: 9 – 12 h
Kein Mitgliedsbeitrag. Seit 2011 gibt es ein großes E-Book-Angebot. Eine große Bücherei – Medienbestand: ca. 57.000
Öffentliche Bücherei Ursulinen
Fürstenweg 86
Mo: 16 – 18 h
Di, Do: 10 – 13 h
Mi 16 – 20 h
Fr: 17 – 19 h
Für die Ursulinen-SchülerInnen ist die Bücherei zusätzlich Montag, Mittwoch und Freitag vormittags durchgehend geöffnet. Die Jahreskarte für Erwachsene kostet 12 Euro, es gibt auch ermäßigte Jahreskarten. Innsbruckweit einzigartig: eine Schulbücherei und gleichzeitig eine öffentliche Bücherei.