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pätabends im Sommer, eine Damen-Polterrunde posiert fröhlich vor der Wand, die Handykameras blitzen. „Wie die Wand heißt?“ Irritierte und fragende Gesichter bei Stefanie und ihren Freundinnen: „Die Wand hat einen Namen?“
Das steckt dahinter.
Der eine oder andere Geocacher wird’s wissen: die Koordinaten von Innsbruck lauten 47,16 Grad Nord und 11,24 Ost. Davon abgeleitet heißt die Lichterwand in der Sparkassenpassage: 47,16°Nord. Der Name sowie das Konzept der Lichtinstallation stammen vom Tiroler Künstler Peter Sandbichler. „Die alten Schaufensterauslagen im Durchgang sollten weg, stattdessen wollte die Sparkasse im Zuge der Sanierung etwas Neues und Besonderes schaffen, das gleichzeitig Licht in die dunkle Passage bringt“, erklärt Sandbichler.
//Entstanden ist eine bunte, leuchtende Wand, die locker als Kulisse für ein hippes Daft-Punk-Video durchgehen könnte. Vorbeizugehen, ohne hinzuschauen, ist kaum möglich, die 20 Meter lange Wand sieht jeden Tag ein wenig anders aus und wechselt das Muster sogar zwei Mal täglich, in der Früh sowie am Abend. Technisch gesehen war die Wand eine große Herausforderung.
Das dahinter steckende Computersystem hat Peter Sandbichler extra in Wien entwickeln lassen, seit 2005 funktioniert es einwandfrei: „Der Computer kreiert jeden Tag ein neues Muster, das auf den Tages- und Nachtzeiten von Innsbruck an diesem Tag beruht. Das Muster zeigt die prozentuellen Lichtstunden an.“ Wie kommt man auf so eine Idee? „ Ich habe einen Bekannten, der ist Geowissenschafter.“
Eine Wand geht um die Welt.
Das Hintergrundwissen über die Wand haben die wenigsten, fleißig geknipst wird aber trotzdem: „Seit Jahren ist die Wand ein beliebter Foto-Hintergrund für Touristen aus aller Welt und hat damit sogar schon ein wenig Weltruhm erlangt“, erklärt der Lichtkünstler schmunzelnd. Auch ein wenig Fernsehruhm ist vorhanden: 2005 war die Wand in einer Tatortfolge des Tiroler Drehbuchautors Felix Mitterer die Kulisse für eine Diskotheken-Szene. Die nächste Drehanfrage ist Sandbichler gerade ins Haus geflattert. Als vermutlich einzige Wand in Tirol besitzt sie auch eine Facebookseite: „Diese Seite existiert, um Fotos von 47,16°Nord zu sammeln. Aufruf an alle Fans: bitte Bilder hochladen!“ Gefolgt sind dem Aufruf bisher allerdings nur wenige. Manchmal dauert es eben mit dem Weltruhm „made in Innsbruck“.
„Der Computer kreiert jeden Tag ein neues Muster, das auf den Tages- und Nachtzeiten von Innsbruck an diesem Tag beruht.“
Peter Sandbichler