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SEPTEMBER 2020

Schön traurig

So wie ein Maler einen Bildband gestaltet, fügt der schwedische Regisseur Roy Andersson in „Über die Unendlichkeit“ Einzelgeschichten zu einem formal einzigartigen Episodenfilm zusammen. Das Ergebnis ist traurig, aber unbedingt sehenswert.

Fotos: Polyfilm
A

chtung: Dieser Film ist zwar kurz, aber nicht schmerzlos. Und gleich noch eine Warnung: Wer Programmkinos gerne für den Konsum leichter französischer Komödien missbraucht, wird mit dem neuen Film von Roy Andersson sicher nicht glücklich werden, auch wenn „Über die Unendlichkeit“ hie und da als Komödie bezeichnet wurde. 

 

Der Film, der in kleinen Episoden dem Alltag gewöhnlicher Menschen nachgeht, verliert – dem Thema entsprechend – seine Lustigkeit nach wenigen Minuten. Ein Priester sucht seinen verlorenen Glauben, Eltern besuchen das Grab ihres in einem Krieg verstorbenen Sohnes, ein Liebespaar schwebt geistergleich über den Ruinen einer einst blühenden Stadt, eine besiegte Armee marschiert ins Gefangenenlager und ein Vater wird bis auf die Haut nass, während er im strömenden Regen seiner Tochter dringend die Schuhe binden muss. 

 Schmerzhaft, doch respektvoll.

Das Hauptthema von „Über die Unendlichkeit“ ist die Verletzlichkeit des Menschen, mit der Andersson entlarvend deutlich, jedoch nie respektlos und abwertend umgeht.

 

Om det oändliga/Über die Unendlichkeit

Schweden 2019, 73 min

 

Regie: Roy Andersson

Mit: Lesley Leichtweis Bernardi, Ania Nova, Gloria Ormandlaky,
Tatiana Delaunay, Martin Serner 

Kinostart: 11. 9. 2020