arlotta (Marion Cotillard), die Frau des Filmemachers Ismael (Mathieu Amalric) war wie vom Erdboden verschluckt: 21 Jahre, acht Monate und sechs Tage lang. Eine Zeitspanne, die Ismael deshalb so genau benennen kann, weil sie deckungsgleich ist mit seiner damit zusammenhängenden, beinahe unerträglichen Melancholie.
//Durch Alkohol, Tabletten und Nikotin nur mühsam unter Kontrolle gehalten, streift Ismaels Schwermut auch die Beziehung zu seiner neuen Liebe Sylvia (Charlotte Gainsbourg). Als Carlotta unvermutet und wie aus dem Nichts zurückkehrt, bringt sie Ismaels Leben endgültig ins Wanken: Eine Krise scheint unausweichlich, auch die laufenden Dreharbeiten zu Ismaels neuem Film geraten ins Stocken. Der Regisseur selbst sieht sich mit der schier unlösbaren Aufgabe konfrontiert, sich zwischen zwei Frauen entscheiden zu müssen und damit auch zwischen seinen persönlichen Gravitationsfeldern „Vergangenheit“ und „Zukunft“.
Les fantômes d’Ismaël
Drama. Frankreich 2017. 110 Minuten.
Regie: Arnaud Desplechin
Mit: Marion Cotillard, Charlotte Gainsbourg, Mathieu Amalric
Kunstvoll verwoben.
Um diese Geschichte zu erzählen, verwebt der französische Regisseur Arnaud Desplechin kunstvoll verschiedenste Erzählebenen: die Handlung des von Ismael zu drehenden Spionagefilms, die kurze Geschichte der Liebe zu Sylvia und eine lange Geschichte der seelischen Agonie im Schatten von Carlottas Verschwinden.
//Die Zuseher sind dabei gefordert, sich in diesem Labyrinth aus Echtem und Erdachtem, aus Gegenwart und Vergangenheit nicht zu verlieren: eine zeitweise nur sehr schwer zu lösende Aufgabe, spielt Desplechin nicht nur mit verschiedenen Zeiten, sondern auch mit verschiedenen Genres. Spionagefilm und Autorenkino, verwackelte Kamera und lange klassische Einstellungen wechseln einander ab. Wenn seine Kamera dann lange vor allem auf den beiden Protagonistinnen verweilt, dann zu Recht: Sowohl Marion Cotillard als auch Charlotte Gainsbourg liefern eine schauspielerische Leistung ab, die große Lust auf zukünftige Filme der beiden machen.