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SEPTEMBER 2017

Von Grabschändern und Käsedieben

Der Innsbrucker Berufsdetektiv Robert Mallaun verdient sein Geld mit dem Sammeln von Beweisen. Dass man dabei auf dubiose Geschäfte und untreue Eheleute stößt, gehört für ihn zum Job.

Illustration: Monika Cichoń
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in Café, ein Obstgeschäft, dahinter ein unscheinbares Büro. Die weiß auf blau gedruckten Lettern „Mallaun“ deuten zunächst nicht darauf hin, was sich dahinter verbirgt. Allerdings: Vor der Tür ohne Klingel ist man, schon bevor man es bemerkt, im Visier einer kleinen Kamera. Hier liegt das Reich von Robert Mallaun, seines Zeichens Berufsdetektiv.

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Mallaun wirkt, wie einer Detektiv-Serie entsprungen: aufgeknöpftes Sommerhemd, Dreitagebart, Gelfrisur und eine Packung Zigaretten auf der Kommode neben dem Eingang. Das Büro ist karg, ein paar Zeitungsartikel über erfolgreiche Missionen hängen auf einer Pinnwand neben den offiziellen Befugnissen eines Detektivs. Robert Mallauns eigentlicher Arbeitsplatz liegt nämlich vor der Tür.

Kameras und Pistolen.

„Prinzipiell sind wir nichts anderes als Berufszeugen“, sagt Mallaun. An ihn und seine drei Mitarbeiter wenden sich Klienten, die Beweise wollen. Versicherungsbetrug, Nachbarschaftsstreit, Mitarbeiter im Krankenstand, die mutmaßlich gar nicht so krank sind, aber auch Rosenkriege liegen im Fokus seiner Ermittlungen. Mallaun: „Im Normalfall ist ein Detektiv immer im Hintergrund tätig.“

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Durch sogenannte Observationen, also verdeckte Beobachtungen, sammelt er Sach- und Zeugenbeweise. Immer mit dabei sind Video- und Fotokameras sowie technische Spielereien, über die der Detektiv lieber nicht spricht. „Alles, was man aus Film und Fernsehen kennt, kommt früher oder später auch im wahren Leben zum Einsatz.“

 

„Alles, was man aus Film und Fernsehen kennt, kommt früher oder später auch im wahren Leben zum Einsatz.“

Robert Mallaun

Rund um den Globus.

Seine Missionen führten den Detektiv bereits über die Grenzen hinaus. In einem Fall flog Mallaun nach Holland, um Käsediebe zur Strecke zu bringen. Die Täter hatten von österreichischen Firmen wertvolle Ware bestellt, jedoch nie bezahlt und versucht, die Lebensmittel weiterzuverkaufen. Solche Aufträge sind für den Tiroler Detektiv nicht die Norm. Über Netzwerke wie dem Österreichischen Detektivverband organisieren sich Detektive länderübergreifend und ziehen Kollegen aus anderen Bundesländern zu Rate. In 17 Jahren Tätigkeit hat sich Mallaun auch zahlreiche eigene Kontakte aufgebaut.

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Sein Beruf ist ihm übrigens in die Wiege gelegt worden: Schon sein Vater war Detektiv, sein Bruder ist Polizist.

Um in Österreich als Berufsdetektiv arbeiten zu dürfen, muss man verschiedene Voraussetzungen erfüllen. Zusätzlich zur Praxis-erfahrung im Sicherheitsgewerbe müssen Detektiv-Anwärter eine Prüfung ablegen. In Tirol gibt es momentan 50 Personen, die zum Zweig des Berufsdetektivs gezählt werden.

Neugier und Vertrauen.

„Die Grundvoraussetzung ist eine gewisse Neugier und der Drang, zu wissen, was wirklich dahintersteckt.“ Gemäß diesem Motto lauert Mallaun oft stundenlang in Autos oder hinter Bäumen seinen Objekten auf. Dass man dabei auch einen untreuen Gatten mitten im Schnee in flagranti mit dessen Affäre erwischen kann, gehört zum Beruf.

 

Manchmal muss er besonders geduldig sein. Im Fall einer über 90-jährigen Dame, die darüber klagte, dass das Grab ihres verstorbenen Ehemanns regelmäßig verwüstet würde, dauerten die Observationen fast eine ganze Woche. Erst am Ende zeigte sich ein Täter, dem der verstorbene Gatte noch Geld schuldete, als er sich am Grabstein in strafrechtlich relevanter Weise rächte.

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In die Privatsphäre anderer Menschen einzudringen, kann natürlich auch für Detektive Konsequenzen haben. Bei einer genauen detektivischen Arbeit gehört es für Mallaun zum Berufsrisiko, dass man eine Besitzstörungs- oder Unterlassungsklage in Kauf nehmen muss. „Den klassischen Arbeitsalltag gibt es bei mir nicht“, sagt Mallaun, doch es scheint ihm auch nichts auszumachen.