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NOVEMBER 2019

Spätzle in UK

Wie die Spätzle nach England kamen

Kasia Hitchcock und Franco Concli betreiben ein Restaurant im nordenglischen Manchester, das Käsespätzle, Tiroler Gulasch und steirischen Rum auftischt. 6020 war im Spärrows zu Besuch.

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ine typische Eisenbahnbrücke aus roten Ziegeln, ein Immobilienmakler und ein japanisches Fischrestaurant. Irgendwo dazwischen, in einem der vielen umfunktionierten Lagerhäuser am Rande des Stadtzentrums von Manchester, wird hier jeden Tag mitunter tirolerisch gekocht. The Spärrows lautet der geschwungene Schriftzug auf der einladenden Front des Lokals. Das Wortspiel aus dem englischen Wort „sparrow“, zu Deutsch „Spatz“, und einem Umlaut deutet an, was hier vor allem auf den Tisch kommt – Spätzle in allen Varianten, am liebsten klassisch mit Käse.

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Muss man sich als österreichischer Besucher des Lokals zu den barbarischen Wienerschnitzel-Fressern vom Gardasee zählen? Nicht unbedingt, denn selbst der renommierte Kritiker Jay Rayner erkor das kleine Restaurant in einem Artikel im britischen Guardian zum „Tempel für Tiroler Kost“.

Brexit und Käse.

Ein Lokal mit ausschließlich österreichischer Küche ist das Spärrows nicht. „Wir nennen uns lieber ‚zentraleuropäisch‘“, erklärt Kasia Hitchcock. Die gebürtige Polin betreibt das Lokal zusammen mit ihrem aus Trentino stammenden Partner und Chefkoch Franco Concli. Ihr gemeinsames kulinarisches Motto haben sie auf langen Autofahrten von England nach Südtirol gefunden, vor allem, als sie einmal in Garmisch-Partenkirchen hängengeblieben sind: „Wir haben dort alle möglichen Spätzle-Varianten probiert“, schwärmt Hitchcock.

Muss man sich als österreichischer Besucher des Lokals zu denbarbarischen Wienerschnitzel-Fressern vom Gardasee zählen?

Wie die Spätzle nach England kamen

Die Käsespätzle sind das Markenzeichen im Restaurant von Kasia Hitchcock und Franco Concli.

Wie die Spätzle nach England kamen

 

Nach einem Probelauf mit einem Knödel-Kaffee in London landeten die beiden schließlich in Nordengland. Klischees über die furchtbare britische Küche kann Kasia Hitchcock wenig abgewinnen – englische Gäste seien besonders neugierig, internationale Speisen auszuprobieren.

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Mitteleuropäische Teigwaren haben für Hitchcock außerdem einen symbolischen Wert: „Spätzle kommen aus Schwaben, sind aber auch in der Schweiz, in Österreich, Ungarn und in Norditalien beliebt – sie stehen für eine europäische Einheit.“ Für diese Einheit sieht es durch den nahenden Brexit allerdings schlecht aus. Trotz der Sorgen um den Import von Steirischem Gin, Südtiroler Speck, Schweizer Emmentaler und Gruyère (Käsesorten, die hier tonnenweise verschmolzen werden) versucht Hitchcock, „positiv zu bleiben, bis sich der Lärm gelegt hat.“

Sorry, Oma.

Nach einem starken schwarzen Kaffee tischt Kasia Hitchcock ein Best-of der Speisekarte auf. Die Käsespätzle in einer leichter als gewohnten Rahmsauce mit frischem Emmentaler sind ein Gedicht. Selbst geschnitten vom Pasta-Meister Franco Concli und vermischt mit sanft gedünsteten und nicht wie bei uns arterienverklumpend frittierten Zwiebeln, schmecken die Spätzle aus Manchester besser als bei Oma. Dazu serviert man im Spärrows ein Glas japanischen Sake, das, inspiriert vom Japaner gegenüber, mit dem Käse wunderbar harmoniert.

Wie die Spätzle nach England kamen

Neben Spätzle kommen im Spärrows mitteleuropäische Teigwaren aller Art sowie ein Tiroler Gulasch auf den Tisch.

Wie die Spätzle nach England kamen

 

Danach kommt das berüchtigte Tiroler Gulasch auf den Tisch. Fast zwei Tage lang gekochtes britisches Rindfleisch schwimmt zusammen mit perfekt geformten Knöpfle in einer Sauce, die nach Kräutern duftet wie eine Almwiese im Sommer. Zum Dessert gibt es süße Spätzle mit Butter, Zimt und einem Klecks Mascarpone. Der süße steirische Pflaumenrum besiegelt ein nahendes Sodbrennen und die Tatsache, dass man Spärrows fett, aber glücklich verlässt.

Alle lieben Spätzle.

Seit der Eröffnung im Feber haben sich, wie Hitchcock erzählt, schon öfters Österreicher aus dem örtlichen Konsulat, aber auch Konzerttouristen aus Bayern und Gäste aus den anderen Spätzle-Nationen im kleinen Essraum unter den Bahnbögen eingefunden. Hitchcock erklärt sich dies auch durch gemeinsame kulinarische Interessen im Territorium des ehemaligen Österreich-Ungarns: „Es gibt viele Ähnlichkeiten“, so Hitchcock.

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Auch die britische Stammkundschaft ist von dem Konzept so angetan, dass das Spärrows mit seinen mittlerweile sieben Mitarbeitern noch vor Weihnachten in eine größere Lokalität wechselt. Das ältere englische Ehepaar am Tisch gegenüber hat sich das Datum bereits notiert.

„Wir nennen uns lieber ‚zentraleuropäisch‘.“

Kasia Hitchcock über ihr Restaurant Konzept

Käsevernichter

Das Spärrows verbraucht so viel Schweizer Edamer und Gruyère wie kein anderes Restaurant in Nordengland – zumindest nach Aussage der Betreiber.

 

In-Lokal

Wer einen Besuch im Restaurant in der Mirabel Street 3 in Manchester anstrebt, sollte besser im Vorhinein reservieren. Voraussichtlich ab Dezember hat das Spärrows einen neuen Standort.