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NOVEMBER 2019

Quizmeisterschaften

Hätten Sie’s gewusst?

Von Besserwissern, Fernsehquizzern, Buzzern und der Frage, wozu Kuh-Urin so alles gut sein kann. Ein Bericht vom größten Quizevent Österreichs.

Fotos: Axel Springer
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uf den ersten Blick wirkt es wie eine aus den Fugen geratene Stammtischrunde, die sich am 18. Oktober im Innsbrucker Kaffee Brennpunkt versammelt hat. Dutzende Leute in guter Stimmung starren gebannt auf den Quizmaster, der schließlich ansetzt, um die erste Frage ins Mikro zu rufen. „In welchem Jahrhundert spielen die Comic-geschichten von Asterix und Obelix?“ Wie auf Kommando stecken die Anwesenden die Köpfe zusammen, beraten sich und schreiben die Antwort („1. Jahrhundert vor Christus“) auf die vorbereiteten Spielbögen.

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Das war der Startschuss zu den 4. Österreichischen Quizmeisterschaften, die nach 2016 zum zweiten Mal in Innsbruck (in den Locations Brennpunkt, Tribaun und Olympiaworld) stattfinden. Organisiert wird dieser größte Quizevent des Landes vom Österreichischen Quizverband (ÖQV) unter Federführung des Obmanns, Stefan Pletzer. Er fungiert auch als Quizmaster und Autor der über 1.000 Fragen, die die Köpfe von gut 270 begeisterten Quizzern zwischen 18. und 20. Oktober zum Rauchen bringen.

Very british.

Die Wurzeln dieses Wettkampfes liegen in der britischen Tradition des Pubquizzes, die sich seit den 1970er-Jahren in zahlreiche Länder verbreitet hat. Ein Pubquiz findet – wie der Name schon sagt – in einem Lokal statt und läuft meist in mehr­eren Runden ab, in denen Fragen aus allen möglichen Wissensgebieten gestellt werden. Gespielt wird typischerweise in Teams mit bis zu sechs Spielern, die ganz einfach versuchen, so viele Fragen wie möglich zu beantworten. Der besondere Reiz des Quizzens liegt darin, dass jeder mit seinem Spezialwissen einen Beitrag leisten kann, egal ob es sich beispielsweise um Naturwissenschaften oder Fernsehserien handelt.

„Spielerisch Wissen aneignen und damit Preise gewinnen: Für uns macht das Sinn – und Spaß!“

Stefan Pletzer, Obmann des ÖQV
Hätten Sie’s gewusst?

Rauchende Köpfe: Vor allem die Bilderrunden sorgen bei den Teams für viel Diskussionsbedarf.

Hätten Sie’s gewusst?

Beim Buzzerquiz zählt vor allem einen kühlen Kopf zu bewahren und reaktionsschnell zu sein.

 

Auf Tuchfühlung mit der Quizprominenz.

Und da sich das Quizzen immer größerer Beliebtheit erfreut, ziehen die Meisterschaften nicht nur zahlreiche Besserwisser aus ganz Österreich und dem benachbarten Ausland an, auch der eine oder andere „Quizpromi“ mischt sich unter die Teilnehmer. Der „Quizvulkan“ Manuel Hobiger, einer der Jäger aus der bekannten ARD-Rateshow „Gefragt – Gejagt“, rätselt ebenso begeistert mit wie der Vorarlberger Franco Sottopietra, der 2018 die Millionenshow um 300.000 Euro reicher verlassen hat.

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Auch die Innsbruckerin Katrin Tanzer, der bei „Ich weiß alles“ die Herzen der Zuschauer zuflogen, zählt stets zum Favoritenkreis. Und auch wenn ein wichtiger Motivationsgrund im Besserwissen und Übertrumpfen der Konkurrenz liegen mag, im Vordergrund steht aber bei allen die Freude am gemeinsamen Quizzen.

Der Charme des Quizzens.

Diese wird schon durch die fantasievollen und vielfältigen Teamnamen wie „Quizztal Meth“ oder „Brainspotting“ und die spannungsvolle Atmosphäre, die entsteht, wenn unter Zeitdruck verzwickte Fragen zu beantworten sind, offensichtlich. Schnell müssen dann Kontroversen im Team bereinigt werden, wenn zwei Spieler die richtige Antwort zu kennen glauben. Da ist es dann schon einmal wichtig, im richtigen Moment nachzugeben – denn nichts ist einem Quizzer unangenehmer, als wenn sich eine gegen Widerstand durchgesetzte Antwort schließlich als falsch herausstellt.

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Ab und zu wird es durchaus etwas lauter, wenn die Teams beispielsweise mit unpopulären Entscheidungen des Quizmasters nicht einverstanden sind. Denn – auch das ist eine Pubquiztradition – der Quizmaster hat nicht immer Recht, aber er hat immer das letzte Wort.

„Das Schöne am Quizzen: Jeder ist in irgendeinem Gebiet ein Experte.“

Stefan Pletzer

 

Dank Kuh-Urin zum QuizStaatsmeister.

Das vielfältige Spannungspotenzial der einzelnen Bewerbe zeigt sich besonders anhand des erstmals durchgeführten Buzzerquizzes und des hart umkämpften Einzel-Wettkampfs. Beim Buzzerbewerb steht nach vielen nervenaufreibenden und teilweise auch turbulenten Buzzerrunden mit ständig wechselnder Führung schließlich Katrin Tanzer – die einzige Frau im Finale – als Siegerin fest.

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Demgegenüber läuft das Einzelquiz in ganz ruhiger und extrem konzentrierter Atmosphäre ab und entscheidet sich schließlich durch die richtige Beantwortung der allerletzten Frage dieser Meisterschaften. „Welche in Indien als ‚Gomutra‘ bekannte Substanz wird in der ayurvedischen Medizin zu therapeutischen Zwecken eingesetzt?“ Mit der richtigen Antwort „Kuh-Urin“ sichert sich Franco Sottopietra den Staatsmeistertitel im Einzelquiz und kommentiert dies mit den Worten: „Der Kuh-Urin hat mich gerettet.“

Nach der Quizmeisterschaft ist vor dem nächsten Pubquiz.

Dieser Bewerb, der im wohlig-schummrigen Pubambiente des Tribaun über die Bühne geht, setzt dann auch den Schlusspunkt unter die Österreichischen Quizmeisterschaften 2019. Die allgemeine Erschöpfung nach drei Tagen intensiven Quizzens ist den Gesichtern der Teilnehmer und Organisatoren durchaus anzusehen. Sowohl hinsichtlich der Anzahl der Bewerbe als auch der Anzahl der Spieler war es ein Event der Superlative. Stefan Pletzer hofft, durch diese Veranstaltung noch mehr Quizbegeisterte angelockt zu haben, und blickt bereits voll Vorfreude auf die nächstjährigen Meisterschaften in Graz.

Die 4. Österreichischen Quizmeisterschaften in Zahlen:

  • 3 Tage
  • 5 Bewerbe
  • 270 Teilnehmer
  • mehr als 1.000 Fragen

Für Besserwisser

Fünf Fragen, die bei den Quiz­meisterschaften gestellt wurden. Und? Hätten Sie’s gewusst?

  1. Wie viele unterschiedliche Zug­möglichkeiten stehen dem ersten Spieler beim Schach zu Beginn zur Ver­fügung?
  2. Welche Blume ist auf der österreichischen 1-Cent-Münze abgebildet?
  3. Welcher Schauspieler sagte einmal: „Jeder will Cary Grant sein, sogar ich möchte Cary Grant sein“?
  4. Wie viele Menschen sollen in Noahs Arche gelebt haben?
  5. Die Hauptstadt welchen Landes wird wegen der niedrigen Preise von Sauftouristen auch „Gratislava“ genannt?


Für alle, deren Interesse am Quizsport nun geweckt wurde: Informationen zur österreichischen Quizszene und zu Innsbrucker Pubquizevents sind auf der Homepage des ÖQV www.quizaustria.at zu finden.

 

Lösungen
1. Frage: 20 – 16 Bauern- und vier Springer-Züge
2. Frage: Enzian
3. Frage: Cary Grant
4. Frage: 8
5. Frage: Slowakei