hristian (Claes Bang) ist smarter Kurator eines großen Museums in Stockholm. Die Ausstellung, an der er aktuell arbeitet, nennt sich „The Square“ und will zu mehr Hilfsbereitschaft aufrufen. Für die mit der Vermarktung beauftragte Agentur ist das allerdings nicht gerade jene Art von Message, auf die eine facebook-affine Gesellschaft gerne in ihrem täglichen Feed zugreift. Mediale Zuspitzung tut also Not. Das Ergebnis wird zum YouTube-Hit, gleichzeitig aber auch zu Christians Waterloo. Dem Kurator ist die berufliche Kontrolle längst entglitten, da er privat an mehreren Fronten gleichzeitig kämpft: Als Rächer in eigener Sache spürt er seinem gestohlenen Handy im Sozialbau nach. Als Geschiedener muss er auch zur Unzeit seine hysterischen Töchter beruhigen. Und schließlich ist da noch die Journalistin Anne (Elisabeth Moss), die sich mit der ihr von Christian zugedachten Rolle eines zufälligen Seitensprungs so gar nicht zufriedengeben will.
Wichtigtuer, Klugschwätzer, Langweiler.
Ruben Östlund gelingt mit seiner Komödie „The Square“ ein glaub-haftes Soziogramm einer Gesellschaft, die scheinbar liberal und tatsächlich verkrampft nicht nur die Kunst missversteht.
Die vom Regisseur auf die Bühne seines Films gestellten Charaktere leisten bei der Visualisierung schmerzhafter Bürger-lichkeit ganze Arbeit: Viele Figuren
glaubt man als Zuseher schon mehrmals in meist unangenehmen Situationen des eigenen Lebens getroffen zu haben: die Wichtigtuer, die Klugschwätzer, die Bequemen und die Langweiler mit dem goldenen Löffel im Mund ...
Zur Schlüsselfigur wird schließlich ein arabischer Junge, der als Bewohner des von Christian unter Diebstahlgeneralverdachts gestellten Sozialbaus zu dessen strategischem Kollateralschaden wird. Dass er trotzdem als Einziger das Rückgrat besitzt, sich gegen Oberflächlichkeit und Gefühllosigkeit zu wehren, ist bezeichnend für „The Square“, der seine Zuseher gleichzeitig amüsiert und genervt zurücklässt. Damit hat Regisseur Östlund sein Ziel erreicht: Unwohlsein über gesellschaftliche Zustände fühlbar zu machen, ohne dabei das „leichte“ Fach Komödie verlassen zu müssen.