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NOVEMBER 2015

Columbos Spuren

columbosnext kennt man von zahlreichen Architekturprojekten, das Innsbrucker Kollektiv hinterlässt aber auch auf anderen Wegen seine Spuren. Anlässlich des zehnjährigen Jubiläums hat 6020 die Gruppe interviewt.

Interview: Rene Nuderscher
Foto: columbosnext

Man trifft sich im verglasten Stellwerkturm – einer der speziellsten Locations, die Innsbruck zu bieten hat. Das Stellwerk, ein altes Innsbrucker Verschubhäuschen am südlichen Ende des Innsbrucker Hauptbahnhofs, dient als Leitzentrale, Konzertlocation, Vortragsort, Werkstatt und ist nicht zu trennen vom Experiment columbosnext.

 

 

6020:

Fangen wir mit einer einfachen Frage an: Wie ist es eigentlich zum Namen columbosnext gekommen? Walter Prenner: Wir beziehen uns tatsächlich auf die Kultserie „Columbo“. In jeder Folge ereignet sich zuerst die Tat und erst im Laufe der Handlung kommen Motive und Hintergründe ans Licht. Uns gefiel diese Vorstellung davon, das Ergebnis zuerst sichtbar zu machen, also in unserem Falle eine künstlerische Produktion, und sich erst dann über das „Warum?“ Gedanken zu machen – also den gängigen Schaffensprozess zu drehen.
Verena Rauch: Wie bei Kommissar Columbo sollen gewisse Situationen in unseren Arbeitsgebieten immer wieder hinterfragt werden, um so nicht einem Stillstand zu erliegen.

„für mich ist architektur grundlegend interdisziplinär.“

Verena Rauch

Wie viele Leute zählen jetzt eigentlich zu columbosnext? Das ist für Außenstehende nie ganz so klar. Maurizio Nardo: Das wissen wir oft selbst nicht genau (lacht).
Ekehardt Rainalter: Die Gruppenanzahl ist sehr variabel, einige, die früher dabei waren, machen jetzt nichts mehr, andere sind neu dazuge­kommen.
Verena Rauch: Manche wiederum umschwirren die Gruppe wie Satelliten und operieren aus der Entfernung.
Walter Prenner: Alles in allem besteht der harte Kern aus etwa zehn Leuten.

In der p.m.k macht ihr Musik, bei Ausstellungen bildende Kunst und dann gibt es natürlich die Architektur. Ist euer „Branding“ nicht definiert, ist das Spartenübergreifende Konzept – oder nehmt ihr euch selbst in erster Linie als Architektengruppe wahr? Verena Rauch: Das Wort Kollektiv drückt eigentlich genau das aus, was wir sein wollen. Für mich ist Architektur grundlegend interdisziplinär. Es ist natürlich auch eine Strategie, um sich breiter aufstellen zu können.
Walter Prenner: Die Grundidee war ja, dass, egal, was man studiert hat, man sich dennoch mit seinem Wissen zusammenschließen kann.
Ekehardt Rainalter: Für mich waren Performance und Happening lange Zeit Teil der zeitgenössischen Architekturauffassung. Momentan stelle ich das aber wieder in Frage, denn vielleicht sollten Architekten doch keine Künstler sein.

Durch eure Vielfältigkeit ergibt sich in Innsbruck beinahe eine Omnipräsenz von columbosnext, bei fast jedem Kulturprojekt sind Leute von euch dabei ... Ekehardt Rainalter: Bei der Hälfte der Sachen sind wir sicher dabei (lacht). Ich bekomme aber auch nicht alles mit, was sonst in der Stadt läuft. Es gibt dazu in der Gruppe auch individuelle Haltungen, was columbosnext zugerechnet wird und was nicht, wenn einer von uns etwas entwickelt.
Walter Prenner: Ich sehe das grundlegend positiv und idealistisch, in dem Sinn, dass Leute von uns und im Dunstkreis von uns das kulturelle Leben in der Stadt mitgestalten.

Columbos  Spuren

gut sichtbar. Die Architekturprojekte von columbosnext in Innsbruck

Columbos  Spuren

columbosnext als psychedelische Halluzination für die Oper „Akhtamar“

Eine Frage, die auf der Hand liegt und die sicher nicht zum ersten Mal gestellt wird: Warum sind so wenige Frauen bei columbosnext? Verena Rauch: Das ist ein schwieriges Thema. Unser Potenzial sind die Mitglieder und natürlich wäre es schön, wenn mehr Frauen dabei wären.
Ekehardt Rainalter: Bei den columbos gibt es schon Hierarchien und da steht Verena ganz vorne. Das heißt, es gibt eine ganz wichtige Frau, was auch mit Verenas langjähriger Zugehörigkeit und Aktivität zu tun hat.

Wie seht ihr die Gruppendynamiken bei columbosnext? Maurizio Nardo: Für mich macht den Charakter von columbosnext aus, dass der Prozess eben nicht zu einem Ende kommt und viele Sachen in der Schwebe sind. Das ist einerseits nervig, aber gleichzeitig das Potenzial der Gruppe. Das ist auch das Erstaunliche, dass das alles jetzt schon so lange hält in einer nicht komplett ausverhandelten Situation.
Fabian Lanzmaier: Wenn man mal nicht zufrieden ist, kann man sich ja aus einem Projekt ausklinken.

Ist columbosnext politisch? Maurizio Nardo: Politisch im weitesten Sinne, ja, denn es gibt gemeinsame „Werthaltungen“, die sich in den Projekten niederschlagen. Wann immer Einstimmigkeit herrscht in der Gruppe, geht es um „Wertfragen“.
Ekehardt Rainalter: Ein Beispiel für so eine „Wertehaltung“ ist, dass wir bis jetzt alle unsere Architekturprojekte selbst gebaut haben.

Wie wichtig ist das Ziel, mit columbosnext über Tirol hinauszukommen? Ekehardt Rainalter: Mir ist das komplett wurscht. Du kannst in Innsbruck arbeiten und dadurch, dass in Innsbruck etwas funktioniert, kann es über die Stadt hinausreichen, wenn es publiziert wird. Die Projekte, die wir bis jetzt außerhalb von Innsbruck gemacht haben, waren meiner Meinung nach die schwächeren Arbeiten. Die Stärke der Gruppe liegt sicher auch darin, dass man hier die Menschen und Strukturen kennt und deswegen besser arbeiten kann.

Vielen Dank für das Gespräch.