assive Holzbalken, die bunte Sitzecke, die leichte Dachschräge und jede Menge Bilder verleihen dem Atelier von Daniela Maria Span eine inspirierende Atmosphäre. Den Arbeitsraum in der Karmelitergasse 21 teilt sich die bildende Künstlerin mit Peter Warum, ebenfalls Künstler. „Das Haus ist eine Vogelsteign“, sagt sie, es gäbe aber trotzdem diverse Gründe, weswegen die Räumlichkeiten einzigartig seien. Zu diesen Gründen zählen die Lage des Gebäudes, das in der Nacht ein melancholisches Spiel mit dem Licht über die benachbarten Zuggleise treibt, der lange, schmale, rechteckige Gang, der nach Belieben zum Noise-Tunnel oder Gesprächssalon mutiert, sowie die gute Akustik im Stiegenhaus.
//Diese Gegebenheiten wollten beide ansässigen Kunstschaffenden nutzen. Darum gründeten sie 2012 gemeinsam mit René Nuderscher und dem Musiker Christoph Fügenschuh (beide gehen inzwischen andere Wege) den „KG21GA_verein zur Förderung der hinterhofkultur“, und veranstalten unter dem Label „Stiegenhausmusik“ fast monatlich unterschiedliche Events. Seit zwei Jahren engagieren sich die Architekturstudentin Lara Leonardo und der Polygrafiker Marco Stecher für den Verein. „Was wir hier machen, an diesem originellen Ort, geschieht sonst nirgends“, sagt Span. Das Ambiente ist intim, die auftretenden Musikerinnen und Musiker in unmittelbarer Nähe, meist ohne Verstärker. In der Improvisation reagieren sie gerne auf die rhythmischen Geräusche vorbeifahrender Züge.
Musik im Wohnzimmer.
Zu den geladenen Gästen gehören internationale Stars, die normalerweise große Bühnen und Hallen mit Ensembles bespielen: Der New Yorker Avant-Jazz-Trompeter Peter Evans, die deutsche Tenorsaxofonistin Ingrid Laubrock, aber auch Akteure aus anderen Genres wie Erica Russo, eine amerikanische Liedermacherin, oder die deutsche Cellistin Anja Lechner. Das Publikum sitzt auf den Stufen und hört konzentriert zu. So entsteht ein besonderes Flair, das die Künstlerinnen und Künstler auch noch gerne nach den Shows in Gesprächen mit der Zuhörerschaft vor Ort genießen. Manche empfehlen und vermitteln das Format mit der Wohnzimmer-atmosphäre an Kollegen weiter.
//Der Verein legt aber auch einen Schwerpunkt auf Talente aus der Umgebung: „Ich bin manchmal fast persönlich beleidigt, wenn Leute nur zu den Star-Konzerten kommen. Wenn wir junge Leute holen, machen wir das, weil wir wissen, dass sie super sind“, stellt Span klar, „egal ob sie erst 17 Jahre alt und noch unbekannt sind.“ Eine den Verhältnissen entsprechende kleine Gage gehört für den Verein auch dazu: „Wertschätzung ist uns wichtig.“
Geheimtipp, platzbedingt.
Informiert werden audiophile Interessierte ausschließlich per Newsletter oder Facebook-Einladung – man wolle bewusst ein Geheimtipp bleiben. Für ein größeres Publikum fehlt einfach der Platz: „Wenn 50 Personen kommen, ist es voll. Wir bewerben unsere Events nicht und machen sie auch nicht aus kommerziellen Gründen.“ Sie ist froh um die Unterstützung von Stadt und Land, mit der der Kunstverein die Konzerte finanziert: „Mit ein paar tausend Euro Förderung können wir einiges auf die Beine stellen, auch, weil uns die Stars gagentechnisch gerne entgegenkommen.“
//Anfänglich hat ein Ticket zwölf Euro gekostet, heute wird kein Eintritt mehr verlangt. Es gibt ein Buffet und günstige Getränke an der Bar, dann wird ein Hut für Spenden durchgereicht. Manche geben gerne mehr als ursprünglich vorgesehen. „Der Mensch mag halt nicht müssen“, findet Span.
//In Sachen Programmgestaltung gibt es keinen expliziten roten Faden: „Wir veranstalten, was uns gefällt, egal ob Jazz oder Elektro“, fasst sie zusammen und lockt damit regelmäßig ein dementsprechend gemischtes Publikum in die Karmelitergasse. Die konzeptuellen Vorgaben sind eher platzbedingt: „Ich hasse es, Interessierte abzuweisen, aber wenn manche mit Klavier und Orgel auftreten möchten, geht’s nun mal leider nicht“, bedauert sie und grinst. „Haben die sich unsere Fotos auf der Homepage überhaupt angesehen?“
Die nächsten Termine für die Stiegenhauskonzerte findet man auf stiegenhausmusik.info!