pielen, das ist die Arbeit der Kinder.“ Diesen Satz stellt die norwegische Regisseurin Margareth Olin ihrer aktuellen Dokumentation voran. „Kindheit“ folgt dann für 90 Minuten dem Jahresablauf im norwegischen Waldorfkindergarten „Aurora“. Kinder von ein bis sieben Jahren finden hier inmitten der Natur ganz spezielle Bedingungen vor. Was es da nicht alles gibt: Zelte und Hütten im Wald, selbstgehobelte Stelzen, lebende und tote Vogelküken, packende Geschichten und lebende Ameisen, die nach Zitrone schmecken, wenn man sie verkostet. Was es da nicht gibt: Erwachsene, die von einem antiquierten Pädagogikverständnis geleitet die Kinder von „Oben nach Unten“ erziehen.
Bengel statt Engel.
So zeigt Olins Kamera zweierlei: Zum einen Kinder, die von sensiblen Erziehern angeleitet genau dort lernen, wo am meisten Freude vorhanden ist. Im Verstecken, Entdecken, Bauen, Träumen, Berühren und Reden. Zum anderen verheimlicht „Kindheit“ nicht, dass Waldorf-Kinder nicht anders sind als andere Kinder. Und damit gerne auch mal lieber Bengel statt Engel:
Sie haben Spaß daran, mit imaginären Waffen auf Gleichaltrige zu schießen, lieben es, „in die Natur zu schlagen“, wie Mähdrescher durch hohe Wiesen zu pflügen und das eigene Bedürfnis zum Nachteil der anderen in den Mittelpunkt zu stellen, weil „ich es so will“.
//Grenzen für derartiges Verhalten setzen die „Aurora“-Erzieher sinnvoll spät und nur dann, wenn sich daraus ein nachvollziehbarer Vorteil für das Kind ergibt. Getragen von einem grundsätzlich positiven Menschenbild lassen die Erzieher so vieles zu und führen ihre Kinder damit zu fast schon magischen Momenten, die von einer beobachtenden, kaum intervenierenden Kamera bezeugt werden: Kinder versinken in Naturbeobachtungen oder inniger Zweisamkeit, erleben Freude und Aktivität in seltener Intensität und durchlaufen immer wieder den geglückten Wechsel von der Frustration zum Spaß.
//Margreth Olin selbst sieht in ihrem Film einen stillen Protest gegen eine frühzeitig leistungsorientierte Kindeserziehung. Kinderarbeit in ihrem Sinne ist deshalb nichts anderes, als in geschütztem Rahmen „nach eigenem Tempo zu wachsen“. Das zu beobachten, macht „Kindheit“ zum berührenden Genuss.