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MÄRZ 2018

Das Dazwischen

Die Fotoausstellung „Atlas des Dazwischen“ zeigt Zwischenräume, Leerstellen und scheinbar vergessene Orte im Innsbrucker Stadtraum. 6020 sprach mit den Kuratoren David Schreyer und Hanna Köll als Vertreterin der Studierenden.

Interview: Asia Kornacki
6020:

Was ist das „Dazwischen“? Welche Räume zählen dazu, welche nicht? David Schreyer: Das ist eine Bewertung, die ich selber nicht vornehme und denjenigen überlasse, die mit der Kamera durch die Gegend spazieren. Hanna Köll: Erst wenn man sich mit dem Thema auseinandersetzt und nach dem „Dazwischen“ sucht, sieht man, wie viele dieser Zwischenräume es in der Stadt gibt. Eine Definition ist jedoch sehr individuell und jeder sieht in diesen Räumen ein anderes Potenzial.

 

Wo finden wir solche Zwischenräume in Innsbruck? Köll: Ich fange mal mit meinem Ort an – die alte Villa in der Karmelitergasse am Hauptbahnhof. Die Villa ist momentan nicht mehr bewohnt und wird voraussichtlich auch nicht mehr lange dort stehen. Das ist schade, denn dieses Haus hat ein großes Potenzial. Andere Projekte sind zum Beispiel so unscheinbare Orte wie Tiefgaragen von Einkaufshäusern, die abends leer stehen. Man könnte diese Orte umfunktionieren und dort etwas stattfinden lassen. Ein anderes Beispiel ist der leerstehende Kiosk in der Mariahilfstraße. Dieser hat keinen Nutzen und sein Potenzial wird nicht ausgeschöpft. Schreyer: Das ist auch der Grund, warum das Dazwischen so wichtig ist und immer wichtiger wird. In Bezug auf Städte wie Innsbruck, wo wir von horrenden Mietpreisen sprechen und der Nutzungsraum an sich sehr begrenzt ist, müssen wir die Denkweise ändern. Räume, die irgendjemand für sich reserviert, aus welchen Gründen auch immer, sollten zu Zeiten, zu denen sie nicht in Betrieb sind oder genutzt werden, der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden.

 

Aber braucht es nicht auch solche Leerstellen zum „Durchatmen“? Schreyer: Luft hat auch einen Nutzen. Wenn wir von der Nutzung dieser Zwischenräume sprechen, heißt das nicht, dass wir von kommerzieller Nutzung reden oder dass man dort unbedingt etwas stattfinden lässt. Wenn in diesen Räumen nichts passiert, ist es auch ein Nutzen. Man könnte aber schauen, dass dieses Nichts gepflegt oder gefördert wird.

 

In der Ausstellung werden wir ausschließlich Schwarz-Weiß-Bilder sehen – warum diese Wahl? Schreyer: Alles in Schwarz-Weiß und alles in einem quadratischen Format. Die Schwarz-Weiß-Fotografie fordert eine intensivere Auseinandersetzung mit Geometrie und mit der Materialität – man kann sich nicht von Farben ablenken lassen und die Farben können auch nicht von was anderem ablenken. Man konzentriert sich auf das Wesentliche. Das Quadratische ist wiederum das am schwierigsten zu beherrschende Bildformat. Es ist sehr schön, aber es ist nicht einfach. Auch hierbei gilt Reduktion und Konzentration auf das Wesentliche.

 

Vielen Dank für das Gespräch.

Fotoausstellung: Das Dazwischen

David Kranebitter

Fotoausstellung: Das Dazwischen

Ferdinand Rubach

Fotoausstellung: Das Dazwischen

Hannah Köll

Fotoausstellung: Das Dazwischen

Svenja Raabe

Fotoausstellung: Das Dazwischen

Lisa-Katharina Brunner

Fotoausstellung: Das Dazwischen

Theresa Neumayer

„Die Schwarz-Weiß-Fotografie fordert
eine intensive Auseinandersetzung mit Geometrie und mit der Materialität.“ 

David Schreyer

Infos

Die Ausstellung „Atlas des Dazwischen“ wird von Studierenden der Lehrveranstaltung „Architekturfotografie“ am Institut für Gestaltung / Studio 2 der Architekturfakultät der Uni Innsbruck kuratiert. Geleitet wird sie vom Architekturfotografen David Schreyer. Zu sehen ist sie von 6. bis 24. März im WEI SRAUM (Andreas-Hofer-Straße 27)

 

Diskussionsabend:
Dienstag 13. März, 19 Uhr:
„Was kann/soll/darf man im öffentlichen Stadtraum?

 

www.weissraum.at