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MÄRZ 2017

Eine Frage der Moral

Dass „The Salesman“ den diesjährigen Auslands-Oscar zu Recht verdient hat, steht außer Zweifel. Warum das so ist, zeigt sich allerdings erst im zweiten Teil des Krimis aus dem Iran.

Foto: Thimfilm
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uszeichnungen für den besten Darsteller und das beste Drehbuch in Cannes 2016, Oscar für den besten fremdsprachigen Film 2017: „The Salesman“, der neueste Film des iranischen Regisseurs Asghar Farhadi, räumt schon gründlich ab, bevor er überhaupt in Österreich angelaufen ist. Wer jetzt gespannt auf diesen Film ist, ist es zu Recht – muss im Kino allerdings etwas warten, um zu verstehen, warum.

Tappen im Dunklen.

Farhadi erzählt mit „The Salesman“ zunächst eine Art Alltagsgeschichte von Emad (Shahab Hosseini) und seiner Frau Rana (Taraneh Alidoosti), die aufgeschlossen und als Schauspielerpaar kulturell aktiv einem bürgerlichen Leben in Teheran nachgehen. Gerade noch rechtzeitig aus ihrem einsturzgefährdeten Haus geflohen, bezieht das Paar eine neue Wohnung, die zwar groß, aber mit einem ebenso großen Makel behaftet ist: Der Vormieterin wird nachgesagt, ein Leben als Prostituierte geführt zu haben. Warum das nicht nur ein moralisches Problem im streng religiösen Iran ist, erfährt der Zuseher in weiterer Folge: Die alte Klientel, die in der Wohnung ein- und ausgegangen ist, scheint von diesem Mieterwechsel noch nichts zu wissen.

The Salesman (Forushande) Drama, Thriller. Frankreich, Iran 2016. 125 Minuten. Regie: Asghar Farhadi Mit: Taraneh Alidoosti, Shahab Hosseini