uszeichnungen für den besten Darsteller und das beste Drehbuch in Cannes 2016, Oscar für den besten fremdsprachigen Film 2017: „The Salesman“, der neueste Film des iranischen Regisseurs Asghar Farhadi, räumt schon gründlich ab, bevor er überhaupt in Österreich angelaufen ist. Wer jetzt gespannt auf diesen Film ist, ist es zu Recht – muss im Kino allerdings etwas warten, um zu verstehen, warum.
Tappen im Dunklen.
Farhadi erzählt mit „The Salesman“ zunächst eine Art Alltagsgeschichte von Emad (Shahab Hosseini) und seiner Frau Rana (Taraneh Alidoosti), die aufgeschlossen und als Schauspielerpaar kulturell aktiv einem bürgerlichen Leben in Teheran nachgehen. Gerade noch rechtzeitig aus ihrem einsturzgefährdeten Haus geflohen, bezieht das Paar eine neue Wohnung, die zwar groß, aber mit einem ebenso großen Makel behaftet ist: Der Vormieterin wird nachgesagt, ein Leben als Prostituierte geführt zu haben. Warum das nicht nur ein moralisches Problem im streng religiösen Iran ist, erfährt der Zuseher in weiterer Folge: Die alte Klientel, die in der Wohnung ein- und ausgegangen ist, scheint von diesem Mieterwechsel noch nichts zu wissen.
Eines Abends – Rana hat die Wohnungstüre im Glauben an die baldige Heimkehr Emads offengelassen – wird sie unter der Dusche von einem Fremden bedrängt. Weder Rana noch die Zuseher erfahren, was genau im Badezimmer passiert ist. Rana bleibt blutend, ohnmächtig und ohne Erinnerung zurück und wird so von den Nachbarn gefunden.
Spannende Fragen.
An diesem Punkt wandelt sich „The Salesman“ von einer zeitweise langatmigen und leicht tristen Alltagsgeschichte eines Ehepaars zum spannenden Krimi. In Ehemann Emads manischer Jagd nach Täter und Vergeltung wirft Regisseur Asghar Farhadi die Frage nach der Rechtmäßigkeit einer von Männern vorgeschriebenen und exekutierten gesellschaftlichen Moral auf. Wenn der eigentlich in der Mitte der Gesellschaft angekommene Emad mit Fortdauer der Suche immer mehr zum Opfer der zweifelhaften Werte „männliche Ehre“ und „nachbarschaftliches Ansehen“ wird, ist das alleine schon packend. Noch spannender wird diese Suche mit der damit verbundenen Auseinandersetzung der beiden Eheleute, die großartig gespielt von Shahab Hosseini und Taraneh Alidoosti schließlich zu einem unerwarteten Ende des Films führt.